Porträt

USC-Youngster Younes Saidani: Nicht nur Basketball im Kopf

Im Porträt: USC-Youngster Younes Saidani spielt für das tunesische Jugendnationalteam und steht vor einem Studium in Oxford.  

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Der große Wurf. Younes Saidani ist von...mmer beginnt für ihn ein neues Leben.   | Foto: Keller
Der große Wurf. Younes Saidani ist von der Eliteuniversität Oxford aufgenommen worden. Im Sommer beginnt für ihn ein neues Leben. Foto: Keller

BASKETBALL. In gut einem Monat macht das Freiburger Basketballtalent Younes Saidani sein Abitur am Kepler-Gymnasium. Wenn alles gut läuft, schließt der 17-jährige Ballkünstler mit deutschem und tunesischem Pass sein Abitur mit 1,0 ab. Danach wartet ein Sommer der Superlative und eine ganz neue Welt auf den angehenden Akademiker. Das Leben dieses außergewöhnlichen Jugendlichen pendelt zwischen Freiburg, der Afrikameisterschaft und der Eliteuniversität Oxford.

Zwei Träume sind innerhalb eines Jahres Wirklichkeit geworden. Plötzlich ging alles ganz schnell. Als der junge Freiburger Younes Saidani im März vergangenen Jahres zusammen mit der Familie seinen Urlaub in Tunesien verbrachte, trainierte er bei einem kleinen Verein vor Ort mit, eigentlich nur zum Zeitvertreib und um sich fit zu halten. Der dortige Trainer aber erkannte das Potenzial des Basketballers und suchte das Gespräch mit seinem tunesischem Vater. Der erzählte von seinem Sohn, der zu diesem Zeitpunkt in Freiburg auf dem Sprung in die Regionalligamannschaft des USC stand und die Auwahl für die deutsche Jugendnationalmannschaft knapp verpasst hatte.

Unverzüglich informierte der Vereinscoach den tunesischen Jugendnationaltrainer über seine Entdeckung – und einen Lehrgang später stand fest: Saidani fährt mit zur Afrikameisterschaft. Dort überzeugte er beim Turnier in Madagaskar und erlebte als Stammspier einen großen Erfolg mit. "Am Ende sind wir Dritter geworden und hatten im Halbfinale sogar Chancen auf den Finaleinzug", erzählt Saidani mit strahlenden Augen.

Noch mehr strahlt der Powerforward, wenn er von seinem zweiten Traum erzählt. "Von Oxford träume ich seit Jahren. Ich erinnere mich sogar noch an den entscheidenden Tag. Ein sonniger Tag", blickt Saidani auf seine Klassenfahrt nach England in der achten Klasse zurück. "Von der Atmosphäre in Oxford war ich sofort begeistert." Drei Jahre später ging dann alles ganz schnell: Sein Lehrer Jörg Heinrichs am Kepler-Gymnasium stellte im vergangenen September über Beziehungen Kontakte nach Oxford her. Sein Tutor Daniel Glajcar unterstützte ihn beim langwierigen und komplizierten Bewerbungsvorgang an englischen Universitäten. Der große Aufwand war nicht umsonst. Im Dezember wurde er zu einem persönlichen Gespräch nach Oxford eingeladen. "Da kommen nur 50 Prozent der Bewerber hin", sagt Saidani nicht ohne Stolz. Er musste sich in mehreren Interviewrunden präsentieren, ehe ein banges Warten auf die Resultate begann.

Im Januar, nur drei Tage vor seinem 17. Geburtstag, war es soweit: Als die Nachricht aus Oxford kam, sei er "richtig ausgerastet". Es hat funktioniert. Saidani beginnt im Oktober ein Studium in den Fächern Philosophie , Politik und Wirtschaft am Hertford College. "Das ist das College bei der berühmten Brücke, die man von Oxfordbildern kennt", erklärt er. Zwar muss er mit den geforderten Abiturnoten und der Finanzierung – er peilt ein Vollstipendium an – noch zwei Fragezeichen beseitigen. "Aber eigentlich kann nichts mehr schiefgehen", glaubt er. "Der Traum wird wahr."

Bevor es losgeht, wartet ein straffes Sommerprogramm auf Saidani. Er ist wieder nominiert worden für die Afrikameisterschaft, dieses Mal mit dem älteren Jahrgang. Dann absolviert er ein einmonatiges Vorbereitungsseminar in Oxford, er bewirbt sich für ein Reisestipendium ("Ich will unbedingt nach Skandinavien"), und auch in seiner Familie ist einiges los: Younes Saidani bekommt noch ein kleines Geschwisterchen. Der vollgestopfte Sommer ist so ungewöhnlich wie Saidani selbst. Während viele seiner Schulkameraden die kommenden Wochen feiernd im Abirausch verbringen werden, sagt Saidani überzeugt: "Die Feierei ist nicht mein Ding."

"Die Feierei ist nicht

mein Ding."

Der Abiturient Saidani
Letztes Jahr hat es Saidani beim Schülerwettbewerb Jugend Debattiert bis ins Landesfinale geschafft. "Ich hätte gute Chancen aufs Weiterkommen gehabt", ist Saidani überzeugt. Aber die Afrikameisterschaft verhinderte seine Teilnahme. Zudem ist der gebürtige Münchner Schülersprecher und im Vorstand des Freiburger Schülerrats. Politiker wolle allerdings er eher nicht werden. "Da verliert man doch seinen Idealismus", sagt er. Eher könne er sich vorstellen, einmal in die Wirtschaft zu gehen. "Phänomene wie der ökologische Fußabdruck begeistern mich." Eigentlich sei er sogar eher Mathematiker. "Ich mag es klar und strukturiert zu denken." Überhaupt ist Saidani wissbegierig. Er habe mal versucht Esperanto zu lernen. Im Moment verbessert er sein Arabisch, was ihn zu seinem muslimischen Glauben bringt. Saidani ist überzeugt: "Der Islam ist für mich eine allumfassende Religion."

Saidani hat seine Entscheidung zu Gunsten der Ausbildung und gegen den Profisport getroffen. "Das ist doch Oxford", betont er. "Da kann ich nicht nein sagen. Ich freue mich so, jede Woche von Topprofessoren betreut zu werden." Ein Angebot von der Basketballakademie des Bundesligisten Ulm hat er daher ausgeschlagen. Wie es mit dem Basketball weitergeht? "Schauen wir mal. Ich werde ja ohnehin fast immer ein halbes Jahr in den Semesterferien in Deutschland sein." Ob er nicht nervös sei bei alldem? "Nein, wieso? Besser geht’s ja gar nicht."

Kompakt: Während Younes Saidani am Samstag (15 Uhr) mit den Freiburger Regionalliga-Basketballern auswärts bei der BSG Ludwigsburg antritt, spielt die männliche USC-Jugend U 16, die erstmals die Hauptrunde in der Bundesliga erreicht hat, am Sonntag (13.30 Uhr/Sepp-Glaser-Sporthalle) ihre erste Heimpartie gegen das Team aus Gießen.

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