Zischup-Interview

"Vom Fall der Mauer hörte ich im Radio"

Sabine Rees hat ihre Kindheit in der DDR hinter der Mauer verbracht. Sie lebte 20 Jahre mit ihrer Familie in Luckenwalde nahe Berlin. Im Gespräch mit ihrer Tochter Natalie Rees, berichtet sie über diese Zeit. .  

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Sabine Rees Foto: Privat
Zischup: Wie hast du dich gefühlt, eingesperrt zu leben?
Rees: Ich habe mich nicht anders gefühlt als die Leute im Westen. Ich habe mich früher nicht viel dafür interessiert.
Zischup: Hast du dir gewünscht, im Westen zu leben?
Rees: Nein, ich habe mir nie gewünscht, dort zu leben.
Zischup: Hast du dich gegen das System gewehrt, wenn ja wie und warum?
Rees: Ja, mein Vater, mein Bruder und ich haben regelmäßig an den Montagsdemos teilgenommen. Ich war 17, 18 Jahre alt, und ich persönlich habe mitgemacht, weil ich in dieser Zeit revolutionär eingestellt war. Ich habe vieles hinterfragt und habe auch verstanden, dass wir eingesperrt waren. Wir hatten auch Englisch in der Schule – doch wo sollten wir das anwenden?
Zischup: Hast du mitgekriegt, wie jemand fliehen wollte und erwischt worden ist?
Rees: Ja, mein Kumpel wollte über die Ostsee mit einem Schlauchboot fliehen, doch er wurde erwischt. Diese Konfrontationen haben mich hinterfragen lassen: Was sind die Gründe?
Zischup: Hattet ihr, du und deine Familie, jemals die Idee zu fliehen? Wenn ja, was hat euch dazu geführt und wohin wolltet ihr fliehen?
Rees: Ja. Meine Eltern hatten die Idee und sie wollten zu ihren Geschwistern fliehen. Ich habe nicht wirklich mitbestimmt, da es mich ja nicht interessiert hat. Wir wollten nach Kanada fliehen, da dort Verwandte wohnten, wir haben einen Reiseantrag gestellt, doch der wurde abgelehnt.
Zischup: Wo hast du mitgekriegt, dass die Mauer gefallen ist, und wie hast du reagiert?
Rees: Ich habe es im Radio zu Hause gehört und wollte dann sofort mit dem Zug zu meiner Freundin reisen, die ein Jahr vorher mithilfe eines Ausreiseantrags nach Westberlin ziehen durfte.
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