Wer soll denn so viel Fußball gucken?

Trotz Protesten kommt die Uefa-Reform im Jahr 2024 – mit viel mehr Spielen als bisher.  

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Virgil van Dijk (rechts) vom FC Liverp...von 2024 an noch mehr Partien spielen.  | Foto: Alberto Saiz (dpa)
Virgil van Dijk (rechts) vom FC Liverpool und Gerard Moreno (FC Villarreal) sowie andere Kicker müssen von 2024 an noch mehr Partien spielen. Foto: Alberto Saiz (dpa)
Das Europapokal-Fieber in Berlin, Köln und Freiburg würde derzeit noch einmal steigen. Wenn denn diese monatelang höchst umstrittene Reform der Champions League schon in Kraft getreten wäre, und wenn der FC Bayern und Borussia Dortmund sich besser angestellt hätten – ja, dann würde auch der Bundesliga-Fünfte in der kommenden Saison in der Königsklasse spielen. In dieser am Wochenende mit Entscheidungen bei den Europapokalplätzen endenden Spielzeit bleibt es aber zunächst dabei: Die Uefa-Reform kommt 2024 – und damit verbunden die Frage, wer so viel Fußball gucken soll.

» Die Zahl der Spiele: "Mehr Teilnehmer und mehr Spiele führen eben nicht zwangsläufig zu mehr Begeisterung und einer höheren Qualität", sagte Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, nachdem die Uefa-Exekutive in Wien letzte Details der Teil-Revolution beschlossen hatte.

Der 60-Jährige meinte das durchaus positiv, weil die Anzahl der Vorrundenspiel pro Team in der Königsklasse – es sind dann 36 statt bislang 32 – von den zunächst geplanten zehn auf acht reduziert wurde. Gespielt wird nicht mehr in Gruppen, sondern in einem Ligasystem. In der Champions League bedeutet das trotzdem 64 Spiele mehr.

Jeder Club bestreitet Partien gegen acht verschiedene Gegner in vier Heim- und vier Auswärtsspielen. Die besten Acht qualifizieren sich direkt für die K.o.-Runde, die weiteren bis Platz 24 spielen in Playoffs um den Einzug ins Achtelfinale. Ein Finalturnier wie beim Triumph des FC Bayern im Corona-Sommer 2020 ist vom Tisch. Ähnliche Änderungen werden auch in der Europa League (acht Spiele in der Ligaphase) und der Europa Conference League (sechs Spiele) eingeführt.

Das Koeffizienten-Problem: Ursprünglich sollten sich zwei der vier zusätzlichen Teams über die Erfolge im Europapokal der Vergangenheit qualifizieren – eine Art Sicherheitsnetz für Großclubs nach einer schwachen Saisonleistung, das von der Club-Vereinigung ECA forciert worden war. Das Uefa-Exko beschloss einen Kompromiss: Die zwei Plätze gehen nicht direkt an Vereine, sondern an die beiden Nationalverbände, die in der Vorsaison im Europapokal (Champions League, Europa League und Conference League) am besten abgeschnitten haben. Nachrücken würde der nächstbeste Verein aus der Liga – in Deutschland eben der Fünfte.

Deutschland hätte nach der Saison 2019/20 mit dem Bayern-Triumph einen der beiden neuen Plätze bekommen. In der Theorie sind sogar sieben deutsche Champions-League-Starter möglich: Wenn sowohl die Champions League als auch die Europa League von deutschen Vereinen gewonnen werden, diese aber nicht unter die ersten fünf der Bundesliga kommen – und wenn Deutschland in der Vorsaison eine der besten beiden Nationen war. In der aktuellen Saison würden England und die Niederlande profitieren, letzteres Land auch wegen des Finaleinzugs von Feyenoord Rotterdam in der Conference League.

Die Finanzen
Die zusätzlichen Spiele wird die Uefa für viel, viel Geld vermarkten. Die Befürchtung der Fangruppen, dass der Abstand zwischen großen und kleinen Clubs weiter enorm wachsen wird, sind weiter riesig.
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