Die Berge im Norden Albaniens waren lange Zeit eine vergessene Region, ärmer noch als der Rest des heruntergewirtschafteten Landes. Doch nun wagen sich immer mehr Touristen in die bildschönen Hochtäler /.
Sogar den Turm der Blutrache wollten die Fremden kaufen. Den Kulla e Ngujimit, der seine Familie seit 400 Jahren bewacht hat. "Aber ich wollte die Tradition nicht aufgeben", sagt Sokol Nikolle Koçeku. Der Wehrturm hatte die Herrschaft der Osmanen und der Kommunisten überstanden, als einer der wenigen in Albanien. Jetzt sollte er nicht der neuesten Invasion geopfert werden: dem Ansturm der Touristen.
Koçeku, 43, trägt ein besticktes Hemd, Weste und Bauchbinde, so wie immer, wenn er Besuchern seinen Turm zeigt. Er steigt die Holzleiter hinauf in eine Kammer. Dämmerlicht fällt durch die winzigen Fenster, niedrige Holztische stehen auf Fellen und Teppichen. Dort oben konnte sich ein Mörder der Blutrache ...