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1:0 für Jana und Jenny

  • Sa, 06. Juli 2002
    Zisch

     

Auch Mädchen spielen gern in Mannschaften Fußball und haben kein Problem, gegen Jungen zu kicken.

Jana und Jenny sind begeisterte Fußballspielerinnen. Das allein mag noch nichts Ungewöhnliches sein. Aber sie spielen beide im Verein Fußball - und zwar in einer Jungenmannschaft. Jana ist neun Jahre alt und schon seit zwei Jahren dabei. Ihre Cousine Jenny ist bereits zehn Jahre alt und damit eigentlich der F1-Jugend entwachsen. Sie kam erst vor ein paar Monaten dazu, "damit ich nicht immer das einzige Mädchen bin", berichtet Jana.

Ist es schwierig für Mädchen, sich in einer Jungenmannschaft zu behaupten? Nein, meint Jana, die Jungs seien okay. Außerdem achtet der Trainer sehr darauf, dass es fair zugeht beim Training. "Das Tolle am Fußball ist ja, dass das ein Spiel ist, bei dem die Mannschaft zusammenhalten muss", weiß Jana.

Die beiden Mädchen wirken nicht wie zwei, die schnell kleinzukriegen sind. Ihre Hobbys sind fast alle sportlicher Art. Beide spielen Handball, Jana schwimmt noch und tanzt gerne. Jenny hört viel Musik, spielt Flöte und lernt Gitarre. Und wie ist es mit Ballett? Ein entschiedenes "Nein" kommt sofort von beiden.

Jana ist Stürmerin und Jenny spielt im Mittelfeld. Jana hat sogar schon einmal einen Elfmeter verwandelt. Ihre Brieffreundin in München spielt auch gerne Fußball. Jana und Jenny haben aber vor allem Freude am Spiel. SC-Fans sind sie, das versteht sich von selbst und ein bisschen WM im Fernsehen haben sie natürlich auch geguckt. Sie sammeln aber keine Fußballkarten oder Aufkleber. Große Vorbilder sind ihnen nicht wichtig im Fußball. Es geht vor allem um den Spaß.

Mädchen und Fußball, das ging nicht immer so selbstverständlich zusammen, wie heute für Jana und Jenny. Fußball als Sportart gibt es schon seit fast 150 Jahren. 1919 erschien das erste Fußballlehrbuch. Darin wurde das Fußballspielen zur reinen Männersache erklärt. Der erste Damenfußballklub Deutschlands wurde 1930 von Lotte Specht gegründet. Die Fußball spielenden Frauen wurden aber als Mannweiber angefeindet und sogar mit Steinen beworfen.

Bereits ein Jahr später mussten sie wieder aufgeben. Während des Zweiten Weltkrieges unter den Nationalsozialisten war Frauenfußball sogar verboten. Der Deutsche Fußball Bund (DFB) sah Fußball als eine für Frauen unwürdige Sportart. Erst 1970 erlaubte der DFB seinen Vereinen, Abteilungen für Frauenfußball zu gründen und Sportplätze für Frauenfußballspiele zur Verfügung zu stellen.

Dennoch wurde auch da noch nicht nach den gleichen Regeln wie bei den Männern gespielt. Frauen wurden wie Kinder behandelt. Für sie betrug die Spielzeit nur zweimal dreißig Minu- ten. Stollenschuhe waren verboten und die Frauen mussten mit einem kleineren Ball spielen. Speziell für Frauen zugeschnittene Trikots gibt es übrigens erst seit drei Jahren.

Noch immer spielen Frauenmannschaften vor wenig Publikum. Im Fernsehen sind sie ganz selten zu sehen. Wer von euch kennt schon Tina Theune-Meyer, die erste Frau, die Fußball-Bundestrainerin wurde? Sie nimmt mit dem Frauen-Nationalteam nächstes Jahr an der Weltmeisterschaft teil. Nun strömen aber immer mehr Mädchen in die Fußballvereine. Wer weiß, vielleicht spielen Jana und Jenny, wenn sie groß sind, auch mal in der Frauen-Nationalmannschaft.

Ingrid Becker

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 06. Juli 2002: PDF-Version herunterladen

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