1440 Lehrerstellen im Land wegen Softwarepanne unbesetzt

Lehrer sind Mangelware im Südwesten. Jetzt wird klar: Es sind noch weniger als gedacht. 1440 Lehrkräfte gibt es nur in der Theorie. Jahrelang hat es niemand gemerkt.  

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Diese Lehrerin an der Tafel gibt es ta...im Land existieren nur auf dem Papier.  | Foto: contrastwerkstatt - stock.adobe.
Diese Lehrerin an der Tafel gibt es tatsächlich, Hunderte andere Lehrkräfte im Land existieren nur auf dem Papier. Foto: contrastwerkstatt - stock.adobe.
Wegen einer IT-Panne sind derzeit 1440 Lehrerstellen in Baden-Württemberg als belegt verbucht, obwohl sie gar nicht besetzt sind. Der Grund ist ein Softwarefehler, der bis ins Jahr 2005 zurückreicht, wie das Kultusministerium einräumte. Der Fehler sei über die Jahre unbemerkt geblieben. Die Stellen sollen zügig besetzt werden; sie sollen alle der Unterrichtsversorgung zugutekommen.

2005 hatte die Kultusverwaltung das Programm zur Personal- und Stellenverwaltung der Lehrkräfte gewechselt. "Derzeit gehen wir davon aus, dass bereits bei der Datenübertragung ein Fehler passiert sein muss", heißt es aus dem Ministerium. Seitdem wurde die Zahl der als besetzt gekennzeichneten Stellen stets fortgeschrieben, aber nie überprüft. Hinzu kommen den Angaben zufolge mutmaßliche Programmierungsfehler durch das Landesamt für Besoldung und manuelle Nachbearbeitungen durch die Kultusverwaltung. Über die Jahre sei so die Zahl der als belegt ausgewiesenen Stellen stetig gestiegen, die tatsächlich frei geblieben seien. Das Ministerium nimmt derzeit an, dass die fehlerhafte Summe um 80 bis 100 Stellen pro Jahr gewachsen ist.

Nachdem es in Einzelfällen zu Unstimmigkeiten gekommen sei, hätten die Kultusverwaltung und das Landesamt für Besoldung die Stellenbesetzung mit einem neuen Programm erstmals komplett neu ermittelt. Ergebnis: 1440 freie Stellen, die bis dato unbesetzt sind. Das entspricht bei rund 95.000 Stellen im Land einem Anteil von 1,5 Prozent.

Die Ursachen würden nun aufgearbeitet. Steuergeld sei nicht verloren gegangen, so das Kultusministerium. Der Sprecher nannte einen Korridor von 110 Millionen bis 120 Millionen Euro, den so viele Stellen wohl pro Jahr kosten würden, die aber nicht abgeflossen seien. Das sei nicht aufgefallen bei einem solchen milliardenschweren Haushalt.

Das Haus von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) kündigte an, zügig einen Plan für eine optimale Besetzung der freien Stellen auszuarbeiten. Gestärkt werden sollen die sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), die Grundschulen, die Schulen der Sekundarstufe 1 abseits des Gymnasiums, die beruflichen Schulen und die Krankheitsreserve. Außerdem solle die Aufbauphase für die Lehrerkapazitäten im G9 an Gymnasien erweitert werden. Was das konkret bedeutet, war am Mittwoch nicht mehr zu erfahren.

Um solche Computerfehler künftig zu vermeiden und ein deutlich verbessertes Controlling im Bereich der Kultusverwaltung zu ermöglichen, haben das Kultusministerium und das Finanzministerium eine Arbeitsgruppe gebildet, die auch vom Landesrechnungshof begleitet wird. Man müsse dauerhaft sicherstellen, dass die Lehrerstellen korrekt den einzelnen Beschäftigten zugeordnet werden, heißt es dazu aus dem Stuttgarter Kultusministerium.
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