Öffentlicher Dienst
Abwechslungsreiche Ausbildung am Gericht
Justizfachangestellte und -sekretäre sind zwei spannende Ausbildungsberufe. Sie organisieren und verwalten Akten, Verfügungen und Briefe, damit bei Gerichtsverfahren immer alles mit rechten Dingen zugeht.
Marina Uelsmann (dpa)
Di, 23. Nov 2021, 13:55 Uhr
Thema: öffd
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Verschiedene Ausbildungswege
Die Ausbildung zur Justizsekretärin ist jedoch nicht die einzige am Gericht. Es gibt auch den Beruf des Justizfachangestellten. Die Inhalte ähneln sich zwar, es gibt aber Unterschiede zwischen den beiden Wegen. Interessierte müssen sich oft erstmal einen Überblick verschaffen, was überhaupt möglich ist: Nicht in jedem Bundesland werden immer beide Ausbildungen angeboten, mancherorts dauert die Ausbildung 2,5 Jahre, anderswo drei Jahre.
Von Zivilprozess bis Oberlandesgericht
Franziska Mas Marques ist zum Beispiel schon während ihrer Ausbildung Beamtin auf Widerruf, während Justizfachangestellte nicht verbeamtet werden. Sie können dann zum Beispiel von Notarinnen oder Anwälten "abgeworben" werden und damit in die freie Wirtschaft wechseln. Sie sind damit weniger an die Gerichte gebunden als Justizsekretäre. Aber selbst wenn man bei Gericht bleibt, geht es beim Zivilprozess zu Verkehrsunfällen doch ganz anders zu als beim Oberlandesgericht, wo grundsätzlichere Fragen verhandelt werden. "Das Schöne ist, man ist gar nicht so festgelegt", sagt Uta Wessel, Berufsschullehrerin für Justizfachangestellte an der Kaufmännischen Schule Stuttgart-Nord. Ob mit mehr Aufregung am Strafgericht oder schön übersichtlich auf dem Grundbuchamt: Je nach Vorliebe können die Nachwuchskräfte wählen.
Franziska Mas Marques lernt als Justizsekretäranwärterin alle sechs Wochen die Arbeit in einer neuen Abteilung kennen. Wie liest man Verfügungen und setzt sie um? Wie führt man in einer Gerichtssitzung Protokoll? Welche Fristen müssen in diesem Fall beachtet werden?
Hinter jeder Akte steht ein persönliche Geschichte
Am Gericht hat man es aber nicht nur mit Vorschriften und Regeln zu tun, es geht vor allem um komplexe menschliche Biografien. "Manchmal berühren einen die Fälle auch persönlich", sagt Mas Marques. Denn jede noch so unscheinbare Akte erzählt eine Geschichte. "Dann nimmt man die Arbeit auch schon mal gedanklich mit nach Hause."
Das Bewerbungsverfahren
Von Justizsekretärsanwärtern wird im mehrstufigen Auswahlverfahren einiges verlangt. Manche fallen schon bei der Bewerbung über die zentrale Plattform heraus, andere beim zweiten Test, der kognitiv-intellektuelle sowie soziale und sprachliche Fähigkeiten erfasst. "Am Deutschtest mit dem Lückendiktat scheitern leider viele", so Nikolai Zacharias, richterlicher Dezernent des Referats Aus- und Fortbildungen beim Präsidenten des Berliner Kammergerichts. Im Alltag aber muss der Umgang mit juristischen Texten problemlos von der Hand gehen. Wenn die Justizfachangestellten oder -sekretäre im Auftrag von Richtern etwa Urteile erstellen und diese rechtskräftig werden, sind sie dafür verantwortlich, dass keine Fehler passieren.
Kompetente Hilfe am Gericht
Wer Ratsuchenden Auskunft geben soll, muss auch kompetent, freundlich und hilfsbereit sein. "Menschen, die mit einem Gericht zu tun haben, sind häufig verunsichert und überfordert von dem Prozedere", betont Berufsschullehrerin Wessel. Neben Datenschutz beim elektronischen Rechtsverkehr werden daher künftig auch interkulturelle Kompetenzen und eine serviceorientierte Kommunikation zunehmend wichtig, wie Martin Elsner vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) erklärt. "Für mich hat sich im Laufe der Ausbildung viel sortiert", sagt Franziska Mas Marques. Vorher habe sie Gerichtsurteile oft nicht nachvollziehen können, aber nun verstehe sie die Entscheidungen, auch weil sie die einzelnen Verfahrensschritte kennengelernt hat – und damit diese überhaupt gemacht werden, kommt sie jeden Tag zur Arbeit.
Ausbildungsvergütung am Gericht
Angehende Justizfachangestellte werden nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) nach dem Tarif im öffentlichen Dienst bezahlt. Sie erhalten seit dem Jahr 2020 eine monatliche Bruttovergütung von 1037 Euro im ersten Ausbildungsjahr, die bis zum dritten Jahr stufenweise auf 1141 Euro ansteigt. Für die angehenden Justizsekretäre und Justizsekretärinnen fällt der Verdienst etwas höher aus. Der Grundbetrag für Justizsekretäranwärter und -anwärterinnen zum Beispiel in Berlin beträgt zurzeit monatlich rund 1237 Euro brutto. BA-Angaben zufolge beträgt der monatliche Anwärtergrundbetrag für Beamte im mittleren Dienst bei Landesbehörden je nach Bundesland zwischen 1209 und 1328 Euro brutto pro Monat.