Elsass
Affen aus Straßburg werden als Versuchstiere genutzt – europaweit
Tierzucht im Dienste der Wissenschaft: In einer Festung bei Straßburg gibt es ein Gehege für Versuchsaffen. Tierschützer kritisieren die Station, die Affen an Labore in ganz Europa liefert.
Do, 9. Jul 2015, 20:05 Uhr
Straßburg
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Fanélie Wanert, 39, verantwortliche Tierärztin des Primatenzentrums in Niederhausbergen bei Straßburg, liefert den Labors die Versuchstiere dazu. In der sieben Hektar großen Anlage werden kleinere Affenarten wie Rhesusaffen, Pinseläffchen, Grünmeerkatzen zu Versuchszwecken gezüchtet. Vor allem Javaneraffen kommen jedoch als Import aus Asien und Mauritius und werden später an Forschungseinrichtungen in ganz Europa weiterverkauft.
Der Import der Affen dient einem konkreten Zweck. Die Straßburger Primatenforschung ist zwar der Universität angegliedert. Doch seit der Gründung durch einen Privatmann 1978 finanziert sie sich selbst. Von den 600 bis 800 Affen, die üblicherweise in der Anlage leben, werden 200 Kapuzineräffchen, Lemuren und Makaken ausschließlich zu Studienzwecken gehalten.
Der Weg zu Fanélie Wanert führt über einen Waldweg und durch ein von Kameras bewachtes steinernes Eingangstor. Inmitten der jeweils bis zu 500 Quadratmeter großen und von einem elektrischen Zaun umgebenen Freigehege liegt, von Büschen und Bäumen diskret verborgen, Fort Foch. Errichtet wurde es Ende des 19. Jahrhunderts im damals kaiserlich-deutschen Elsass als Teil eines Verteidigungsgürtels, der Straßburg im Kriegsfall schützen sollte. Eine Hälfte der Festung wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, dem erhaltenen Flügel sind heute die Volieren, in denen die Affen in sozialen Gruppen untergebracht sind, vorgelagert. Bei Bedarf ziehen sich die Tiere ins Innere der Festung zurück. Im Geschoss unter ihnen haben die Primatologen, die Tierärzte und die Verwaltung ihre Büros. In Fort Foch arbeiten 25 Menschen – Tierärzte, Pfleger, Verhaltensforscher.
Bezogen auf die Zahl der Tiere ist Fort Foch die größte Primatenstation in Frankreich und einer der größten Importeure von Affen für Forschungszwecke in Europa. Lange wurde das Silabe, wie die Einrichtung als Ableger der Universität seit 2012 offiziell heißt, kaum wahrgenommen. In den Fokus französischer Tierschützer geriet das Primatenzentrum erst durch die Genehmigung eines neuen Quarantänebereichs im vergangenen Sommer. In der Bekanntmachung dazu war von einer Erhöhung der Kapazitäten die Rede. Statt für 800 sollten nun angeblich bis zu 1600 Tiere untergebracht werden können. "Das ist absurd, wir hatten nie vor, hier so viele Tiere zu halten", sagt Fanélie Wanert, eine große schmale Frau mit dunklem Haar. Der Neubau hat einen anderen Hintergrund: "Es ging ausschließlich um den Bau eines neuen Quarantänebereichs."
Stein des Anstoßes sind die Quarantäneblocks mit Parzellen von jeweils 25 Quadratmetern. Etwa sechs Wochen verbringen die Tiere hier nach der Ankunft. Sind sie gesund, werden sie in Volieren entlassen. "Wir kaufen sie in sozialen Gruppen ein und lassen sie möglichst zusammen, bis sie uns verlassen", erklärt Fanélie Wanert. Das sei für das Wohlergehen der Tiere wichtig. Auch an das Max-Planck-Institut in Tübingen haben die Straßburger Tiere geliefert. Sie kennt alle Forschungseinrichtungen aus eigener Anschauung, an die sie im Laufe der 15 Jahre, die sie für das Straßburger Zentrum arbeitet, Tiere weiterverkauft hat. Sie vertraut darauf, dass jede ein langwieriges Antragsverfahren bis zur Zulassung durchlaufen hat. Darauf, dass ihre Arbeit streng reglementiert sei. Sie ist überzeugt: "Der Affe ist für die Forschung ein Modell. Aber er ist das beste verfügbare Modell des Menschen."
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