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Zürich

Afrika und Asien wollen künftig 40 Teams bei der WM

  • dpa

  • Sa, 05. Dezember 2015, 00:00 Uhr
    Fussball

     

Die Vorstellung einer aufgeblähten Fußball-WM mit 40 Mannschaften und 100 Spielen bereitet Unbehagen. Die Debatte um ein erstes Mammut-Turnier im Jahr 2026 ist aber längst nicht vom Tisch.

Afrikanische Fans würden sich über mehr Teams bei der WM sicher freuen.  | Foto: dpa
Afrikanische Fans würden sich über mehr Teams bei der WM sicher freuen. Foto: dpa
Die Vorstellung einer aufgeblähten Fußball-WM mit 40 Mannschaften und beinahe 100 Spielen bereitet nicht nur Wolfgang Niersbach Unbehagen. Mit seinen europäischen Kollegen im Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes (Fifa) konnte der Ex-DFB-Präsident den geschickten Vorstoß aus Afrika und Asien vorerst abwenden und den programmierten Proteststurm aus den europäischen Top-Ligen noch verhindern.

Die Debatte um ein erstes Mammut-Turnier im Jahr 2026 ist aber längst nicht vom Tisch. Die Diskussion wird die Fifa mitten in der ersehnten Neustrukturierung massiv beschäftigen und immer noch existierende Gräben zwischen den Konföderationen weiter vertiefen.

Praktisch durch die Hintertür wollten die Funktionäre Fakten schaffen und die WM-Aufstockung als Unterpunkt im Kleingedruckten des Reformpaketes fix machen. Dieser Plan misslang. "Es war erkennbar, dass sich besonders die asiatischen und afrikanischen Vertreter dafür einsetzten. Das Thema wurde zunächst zur weiteren Prüfung an die Administration gegeben", sagte Niersbach.

Sein Verbündeter in der Fifa-Regierung, David Gill aus England, machte deutlich: "Das ist solch eine gravierende Entscheidung, dass man zuvor eine genaue Analyse braucht. Die Betroffenen wie Vereine, Spieler und Fans müssen eingebunden und die ökonomischen und sportlichen Konsequenzen abgewogen werden", sagte der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Manchester United.

Quasi stellvertretend für die deutschen Spitzenclubs hatte Schalkes Sportdirektor Horst Heldt süffisant bis sarkastisch die Fifa attackiert: "Wer redet da noch. Die sitzen doch alle im Gefängnis." Weitere Kommentare dieser Art dürften folgen, sollte die Debatte im kommenden Februar rund um den außerordentlichen Fifa-Kongress wieder hochkochen. Die Konsequenzen einer WM mit 40 statt 32 Teams sind gerade für die Vereine, die Spieler zu den Nationalteams abgeben, massiv, denn die Belastungen würden steigen: Bis zu 96 statt bislang 64 Spiele, Ausdehnung der Turnierzeit von gut 30 auf mindestens 40 Tage, 184 weitere Profis, die meisten von Klubs in Europa, im WM-Einsatz, Gastgeberländer müssen mindestens zwölf Stadien bereitstellen, unübersichtliches und kompliziertes Turnierformat mit acht Gruppen á fünf Teams oder zehn Gruppen á vier Teams, Möglichkeiten der Ergebnisabsprachen durch das Format, da Mannschaften am letzten Gruppenspieltag spielfrei hätten oder nur einige Gruppenzweite ins Achtelfinale kämen.

Eine WM-Aufstockung ist ein Politikum, aber kein Novum in der Fifa-Historie. Letztmals wurde das Teilnehmerfeld 1998 für die WM in Frankreich auf 32 Mannschaften aufgestockt. Bei der WM-Premiere waren es 1930 in Uruguay noch 13 Teams gewesen. Die Anzahl stieg kontinuierlich über 16 (1954) auf 24 (1982) an.

Das Thema WM-Teilnehmer wurde schon immer gerne für Wahlkämpfe missbraucht. Auch im laufenden Machtkampf um den Fifa-Thron wollen mehrere Kandidaten das Wahlvolk aus 209 Mitgliedsländern mit der Aussicht auf lukrative WM-Plätze locken – ironischerweise auch der Generalsekretär der Europäischen Fußball-Union (Uefa), Gianni Infantino –, der Niersbach und Gill eigentlich freundschaftlich kollegial verbunden ist.

Auch der suspendierte Uefa-Chef Michel Platini hatte sich als Stimmenfänger positiv zu einer 40-Team-WM geäußert. Kein Wunder: Das eigene Großereignis – die EM 2016 in Frankreich – hat die Uefa gerade aus wirtschaftlichen Gründen auf 24 Teams aufgebläht – mit ähnlichen negativen Konsequenzen, die auch eine WM mit 40 Teams hätte.

Ressort: Fussball

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