"Als wären sie meine zweite Familie"

ZISCHUP-INTERVIEW mit sechs Jugendlichen, die das United World College in der armenischen Stadt Dilijan besuchen.  

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Gemeinschaft wird in den United World Colleges großgeschrieben.  | Foto: UWC-Dilijan
Gemeinschaft wird in den United World Colleges großgeschrieben. Foto: UWC-Dilijan

Das United World College (UWC) in Freiburg ist nun schon fast drei Jahre alt. Gleichzeitig mit dem UWC Freiburg hat auch das UWC Dilijan (Armenien) seine Türen geöffnet. An den UWCs leben Schüler aus der ganzen Welt zusammen. Zwischen 70 bis 90 Nationalitäten sind an jedem der 16 United World Colleges, die es weltweit gibt, vertreten. Zischup-Reporterin Teresa Pohla aus der Klasse 9b des Marie-Curie-Gymnasiums in Kirchzarten hat Schülerinnen vom UWC in Dilijan interviewt, darunter ihre Schwester Fernanda.

Zischup: Wie bist du auf die UWC-Bewegung gestoßen?
Fernanda Pohla (Deutschland): Das erste Mal habe ich vom UWC durch einen Artikel in der Zeitschrift Geo gelesen. Dort wurde über das UWC in Swasiland geschrieben. Das ist allerdings schon einige Jahre her, aber als ich dann erfahren habe, dass in Freiburg das erste deutsche College eröffnet werden sollte, ist es mir wieder präsent geworden.
Zischup: Was hat dich davon überzeugt, dich zu bewerben?
Sara Kalotaszegi (Ungarn): Ich wollte schon immer das Leben in einer internationalen Umgebung kennenlernen, und als ich von dieser großartigen Möglichkeit hörte, dachte ich, dass das der beste Weg ist. Ich habe regelmäßig die Website meines nationalen UWC-Kommittees und Blogs von damaligen UWC-Schülern gecheckt. Das hat mich absolut davon überzeugt, dass UWC etwas für mich ist.
Zischup: Schreibe die ersten fünf Wörter auf, die in deinem Kopf erscheinen, wenn du ans UWC denkst!
Anastasiia Osipova (Russland): Herausforderung, Vielfältigkeit, Intensität, Entdeckungen, Freude.
Zischup: Was war bisher dein eindrücklichstes Erlebnis am UWC?
Melissa Velásquez (El Salvador): Es ist schwer, ein bestimmtes Erlebnis rauszusuchen, aber einer der besten Momente war die Nacht, in der es das erste Mal geschneit hat. Denn erstens hatte ich noch nie davor Schnee erlebt, und zweitens war ich von so vielen wundervollen Menschen umgeben, mit denen ich wundervolle Gespräche hatte. Wir sind einfach auf dem Campus herumgelaufen und haben über uns und das Leben generell nachgedacht.
Fernanda Pohla: Es ist wirklich schwer, ein Erlebnis auszuwählen, aber ein besonderer Moment war, als ich nach den vier Wochen Winterferien wieder auf dem Campus angekommen bin und meine Freunde wiedergesehen habe. In diesem Moment ist mir einfach klar geworden, wie nahe sie mir in den ersten Monaten geworden sind. Es war das erste Mal, dass ich mich gefühlt habe, als wären sie meine zweite Familie. Wenn man jeden Tag und jede Nacht zusammen verbringt, wird das sehr selbstverständlich, aber nach den Ferien wurde diese Freundschaft erst wirklich klar.
Zischup: Was bedeutet der "UWC Spirit" für dich? Was macht das UWC so einzigartig für dich?
Fernanda Pohla: Ich glaube, es gibt nicht den einen "UWC Spirit", sondern jeder muss sich selber überlegen, was UWC so besonders für ihn oder sie macht. Ich denke aber, dass wir alle sehr idealistisch sind und sehr offen, wodurch dieses Verständnis füreinander entsteht und auch ein gewisser Stolz für unsere Bewegung. Dadurch, dass für die meisten von uns alle Einstellungen und Vorstellungen vom Leben, die uns allgemein richtig erschienen, über den Haufen geworfen oder zumindest andauernd infrage gestellt werden, hat man manchmal damit zu kämpfen, das, was "richtig" ist, neu zu definieren, und bekommt eine ganz andere Sichtweise auf beinahe alles. Ich habe gelernt, andere Sichtweisen nachzuvollziehen, obwohl ich vielleicht nicht damit einverstanden bin, und auch trotz aller Unterschiede mit jemandem befreundet sein zu können. Es gibt so viel Toleranz, dass sogar Intoleranz toleriert wird.
Zischup: Gibt es oder gab es für dich besondere Schwierigkeiten?
Ayee Khanthida Mounivong (Laos): Die Schwierigkeit für mich ist, die Balance zwischen akademischem Lernen und Sozialleben zu finden. Am Anfang des Schuljahres war auch mein Englisch nicht so gut, und ich war in meiner Kommunikation eingeschränkt
Zischup: Wie findest du, dass du dein Zimmer mit drei weiteren Schülerinnen teilen musst?
Melissa Velásquez: Aus meiner Sicht finde ich die Idee des gemeinsamen Zimmers unbeschreiblich. Beim Zusammenwohnen im gleichen Zimmer haben wir die Möglichkeit, verschiedene Kulturen in einer tiefen Art kennenzulernen, du hast Leute, mit denen du nach einem langen Tag reden kannst, du wirst nie in schwierigen Zeiten alleine sein, du hörst Musik, die du noch nie in deinem Leben gehört hast, du kannst verrückte Momente mit wunderbaren Leuten teilen und so weiter. Ich denke, dass meine Zimmergenossinnen eines der besten Dinge sind, die mir am UWC passiert sind.
Zischup: Was ist der größte Unterschied zwischen dem UWC und deiner bisherigen Schule?
Ayee Khanthida Mounivong: Die Gemeinschaft. Hier ist es kein Wettbewerb, jeder ist freundlich, man hilft sich gegenseitig, und es gibt viele Sachen, die du ausprobieren kannst. Die anderen unterstützen mich in den Dingen, die ich mag, und dadurch habe ich viele Fähigkeiten entwickelt – nicht nur zu lernen, sondern auch zu kommunizieren und mich selbst besser kennenzulernen.
Thandiswa Mdluli (Swasiland): Ein extremer Unterschied ist die Unterschiedlichkeit aller Kulturen. Meine alte Schule bestand zu fast 100 Prozent aus Einheimischen mit derselben Kultur.

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