"Anschluss war nicht schwer zu finden"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Claus Rütschlin, der in den 1950er Jahren in die USA ausgewandert ist.  

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Der junge Claus Rütschlin hält seinen Sohn im Arm (links). Das Bild rechts zeigt den Auswanderer heute. Foto: Privat

Claus Rütschlin, ein Verwandter von Zischup-Reporterin Sarah Rütschlin aus der Klasse WAG-9 des Walter-Eucken-Gymnasiums in Freiburg, lebt seit 1958 in Amerika. Heute ist er 90 Jahre alt. Sarah Rütschlin hat ihn über seine Auswanderung nach Amerika befragt.

Zischup: Warum bist du damals ausgewandert?
Claus Rütschlin: Ich wollte mal etwas Neues sehen. Es war ja am Anfang nur geplant, dass ich für ein paar Jahre nach Amerika gehe.
Zischup: Wie hast du dort eine Arbeit gefunden?
Rütschlin: Ich habe bei Verwandten gewohnt, die mit mir dann zu vielen Betrieben gefahren sind. Ein Betrieb hat mich dann eingestellt.
Zischup: Als was hast du gearbeitet?
Rütschlin: Damals war ich Werkzeugmacher.
Zischup: Findet man als Deutscher leicht eine Arbeit in den USA?
Rütschlin: Ja, allein deshalb, weil das deutsche oder europäische Abitur höher angesehen ist als der reguläre amerikanische Schulabschluss.
Zischup: Wird man für seinen Job in Amerika besser als in Deutschland bezahlt, und bekommt man als Angestellter viel Urlaub?
Rütschlin: Ich würde schon sagen, dass man hier mehr verdient. Am Anfang, als ich hier gearbeitet habe, hatte ich sehr wenige Urlaubstage. Das heißt ein oder zwei Wochen im Jahr. Später hat sich das dann alles verbessert.
Zischup: Wie ist die gesundheitliche Versorgung im Alter bei dir?
Rütschlin: Wir haben erstklassige Ärzte. Mit den Ärzten und der Versicherung ist alles gut und geregelt.
Zischup: Vermisst du deine Familie und Deutschland oft?
Rütschlin: Oh ja, klar vermisst man sein Zuhause. Aber ich hatte Glück und konnte meine Familie in Deutschland sehr oft besuchen. Es ist schon eine große Umstellung.

Zischup: War es schwer, sich an Amerika anzupassen und bei den Leuten dort Anschluss zu finden?
Rütschlin: Nein. Auch Anschluss war nicht sehr schwer zu finden, da wir in den ersten paar Jahren in einer Stadt wohnten, in der viele deutsch oder deutschstämmig waren. In meinem Betrieb gab es ebenfalls viele Deutsche.
Zischup: Hast du schon einmal prominente Menschen gesehen?
Rütschlin: Nein, ich habe nur Geschäftsleute getroffen.
Zischup: Würdest du für eine Million Euro wieder zurück nach Deutschland ziehen?
Rütschlin: Nein, die Umstellung wäre für mich zu groß. Ich bin sehr gerne nach Deutschland oder Österreich als Urlauber gekommen, aber das System und die Politik bei euch sind für unsere Verhältnisse eine große Umstellung.
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