Asterix-Band 35
"Asterix bei den Pikten" setzt die Comic-Serie fort
Viel gelesen, viel geliebt – und zuletzt viel kritisiert: Findet "Asterix", Europas erfolgreichste Comic-Serie, mit neuem Autor und neuem Zeichner zu alter Größe zurück? Am Donnerstag erscheint mit "Asterix bei den Pikten" der 35. Band.
Do, 24. Okt 2013, 12:34 Uhr
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Und nun kommt Band 35. Die Spannung ist wieder groß. Die Frage lautet: Ist der neue Asterix vielleicht wieder ganz der alte? Denn es zeichnen jetzt zwei neue Leute für die französische Comic-Serie verantwortlich. "Asterix bei den Pikten" ist der erste Band, an dem keiner der beiden Väter mehr beteiligt ist.
Der Texter René Goscinny und der Zeichner Albert Uderzo hatten Asterix 1959 in Paris aus der Taufe gehoben. Ihre Serie um den kleinen Gallier und seinen dicken Freund Obelix, um den Häuptling Majestix, der sich nur davor fürchtet, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt, den Zaubertrank brauenden Druiden Miraculix und den Barden Troubadix, der so gar nicht singen kann – kurz um so schrullige wie tapfere Gallier in den Zeiten der römischen Besatzung wurde in Frankreich schnell ein Riesenerfolg. Die Grande Nation erkannte sich in dem kleinen Dorf mit seinen Wildschwein-Essern wieder. Mit einiger Verspätung und nach einigen Umwegen eroberte Asterix dann auch Deutschland.
1977 starb – mit nur 51 Jahren – René Goscinny, 1979 erschien in Deutschland der letzte von ihm getextete Band "Asterix bei den Belgiern". Uderzo macht alleine weiter. Gewohnt gut gezeichnet waren die Bände, die er verantwortete, doch die Geschichten und Dialoge ließen zu wünschen übrig. Wer in den 70ern Asterix gelesen hatte, tat es in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr unbedingt. In dem Band "Gallien in Gefahr" meinte Uderzo 2005 den amerikanisch-europäischen Comic gegen den japanischen Manga, der damals die jugendliche Leserschaft zu begeistern begann, verteidigen zu müssen und scheute auch vor fremdenfeindlichem Vokabular nicht zurück.
2009 schrieb Uderzo, der damals schon an Rheuma in den Händen litt, in seiner Autobiographie, er werde Asterix sterben lassen. Doch dann entschied er sich um. In der französischen Comic-Kultur ist es nicht unüblich, dass Serien von ihren Erfindern weitergegeben werden und sie überleben. Lucky Luke, der einst auch von Goscinny betexte Cowboy, zieht heute, zwölf Jahre nach dem Tod seines Zeichners Morris immer noch schneller als sein Schatten.
Uderzo und sein Verlag präsentierten zwei Nachfolger: den Texter Jean-Yves Ferri und den Zeichner Frédérik Mébarki, seit den 90er Jahren der Assistent von Uderzo. Mébarki aber war dem hohen Erwartungsdruck nicht gewachsen. An seine Stelle trat Didier Conrad. Es sei "super schwierig" gewesen, den Uderzo-Stil exakt zu kopieren, sagte er kürzlich auf der Frankfurter Buchmesse. Durch den Stress nahm er 18 Kilo ab.
Zeichnerisch kann "Asterix bei den Pikten" denn auch mit den alten Bänden mithalten. Und textlich? Die Geschichte um den an der Küste vor dem kleinen Dorf angeschwemmten Krieger Mac Aphon, mit dem Asterix und Obelix in seine Heimat, zu den Pikten ins heutige Schottland aufbrechen, knüpft an die Asterix’schen Reisen zu den Briten, den Spaniern oder den Schweizern an. Es waren diese Bände mit Goscinnys charmanten Anspielungen auf nationale Eigenheiten gewesen, die aus "Asterix" eine echt europäische Comic-Serie gemacht hatten. Die Malzwasser trinkenden Pikten passen bestens dazu.
Viele andere Elemente, auch Figuren, von früher wird der mit der Serie vertraute Leser wiedererkennen. Aber so einiges wirkt wie aus dem Asterix-Baukasten hervorgeholt – und mit dem Holzhammer zusammengehauen. Statt wunderbarer Freundschaftsszenen schreien sich Asterix und Obelix an, die Nebengeschichte mit einem gewissen schottischen Seeungeheuer ist kindisch. Ob man im Ganzen den Daumen nach oben oder nach unten gehen lässt – "Asterix bei den Pikten" bietet wieder Gesprächsstoff.
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