"Auch modernste Software ersetzt das Denken nicht"

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Berti Gippert, 41 Jahre, aus Gottenheim arbeitet bei einem bekannten Architekturbüro als Bauzeichner. Wie sich sein Alltag gestaltet und welche Aufgaben er auszuführen hat – darüber sprach der Bauzeichner mit Luisa Gippert, Zischup-Reporterin aus der Klasse 8f der Hugo-Höfler-Realschule in Breisach.

Zischup: Warum wollten Sie Bauzeichner werden?
Gippert: Bereits in der Schule habe ich immer gerne gezeichnet, und bei diesem Beruf kann man Geld verdienen und seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen.

Zischup: Welche Aufgaben gehören zu Ihrem Tätigkeitsfeld?
Gippert: Dazu gehören Bauanträge stellen, Werkplanung und Detailplanung.

Zischup: Was müssen Sie beim Bauantragstellen machen?
Gippert: Beim Bauantragstellen reiche ich bei der Baurechtsbehörde eine gewollte Planung, zum Beispiel eines Neubaus eines Privatbauherren inklusive der erforderlichen Antragsformulare ein. Im Vorfeld wird die Bebaubarkeit des Grundstückes vom Architekten geprüft. Es entsteht ein Entwurf, welcher mit dem Bauherrn besprochen wird. Dieser Entwurf wird dann in den Bauantragszeichnungen von mir umgesetzt. Gezeichnet werden alle Grundrisse des Wohnhauses, mindestens ein Schnitt durch das Gebäude, sowie in der Regel vier Ansichten des Hauses. Die Baurechtsbehörde prüft den Antrag für das geplante Bauvorhaben und erteilt nach Prüfung aller baurechtlichen Bestimmungen die Baufreigabe.

Zischup: Was machen Sie bei der Werkplanung?
Gippert: Hier werden die Bauantragspläne in Handwerkerpläne umgezeichnet. Das heißt, dass diese Pläne mit so viel Informationen versehen werden müssen, dass die Handwerksfirmen danach das Haus erstellen können. Die Pläne erhalten eine detailliertere Bemaßung, auch jede noch so kleine Innenwand wird bemaßt, die Fenster und Türgrößen sowie Fußbodenaufbauten werden angegeben. Auch die Bäder werden noch einmal auf Funktion geprüft. Die Anordnung der Heizkörper wird auch noch auf die gewollte Möblierung und Elektroinstallation abgestimmt.

Zischup: Und was machen Sie bei der Detailplanung?
Gippert: Wie der Begriff bereits erahnen lässt, werden hier Details, das heißt stark vergrößerte Zeichnungen eines kniffligen Planungsbereiches dargestellt, beispielsweise eines speziellen Dachüberstandes, eines Fertigteilbalkons oder Details von Bädern inklusive Fliesenraster und Anordnung der Sanitärgegenstände und Elektroinstallation.

Zischup: Welche Arbeitsgeräte verwenden Sie?
Gippert: Meine Pläne zeichne ich seit 19 Jahren mit verschiedensten CAD-Programmen am PC. CAD-Programme sind computerunterstützte Zeichenprogramme. Bei diversen Büronebentätigkeiten wende ich die Programme Excel und Word an.

Zischup: Welche Zeichengeräte wurden verwendet, als es noch keine Computer gab?
Gippert: In meiner Bauzeichnerlehre vor 22 Jahren habe ich noch an einem Zeichentisch gezeichnet. Dieser war mit einem fahrbaren Arm ausgestattet, an dem zwei Lineale im rechten Winkel zueinander angeordnet waren. Um Linien mit Neigung zeichnen zu können, konnte ich an einem Drehkranz die Neigung der Lineale manuell einstellen. Vorgezeichnet wurde der Plan mit einem Mienenbleistift. Wenn der Plan von mir als richtig befunden wurde, habe ich die Linien mit Rapidographen, das sind Tuschezeichenstifte, sauber nachgezogen. Wenn ich eine Linie entfernen wollte, musste ich diese mit einer Rasierklinge hauchdünn aus der obersten Papierschicht auskratzen.

Zischup: Wie ist Ihre Arbeitsweise?
Gippert: Natürlich arbeite ich direkt mit meinem Chef zusammen, jedoch die einzelnen Arbeitsaufgaben wickle ich dann selbständig ab. Es kann aber auch sein, dass ich zusammen mit einem Kollegen an einem Projekt zeichne.

Zischup: Stirbt der Beruf des Bauzeichners aufgrund modernster Software aus?
Gippert: Das kann ich klar verneinen, da es immer einen Bauzeichner geben muss, der die Software bedient. Diese ist nur der Ersatz für die Arbeitsgeräte, die man früher hatte. Zwar erleichtert mir die Software die Änderung oder auch das Kopieren eines Planes erheblich, auch Treppenprogramme und das 3-D-Zeichnen sind sinnvolle Zeichenmodule, jedoch steht an erster Linie der Bauzeichner mit seinem Fachwissen. Auch in der heutigen Zeit benötigt jede Software die Eingabe von zuvor fachlich geprüften Daten. Auch modernste Software ersetzt das Denken nicht!

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