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Auf Hochglanz modelliert

  • Alina Fischer, Klasse 9e, Markgräfler Gymnasium (Müllheim)

  • Fr, 23. April 2021
    Schülertexte

Eine Zischup-Schülerin nutzte die Corona-Pause, um sich mit großem Aufwand ihren Fingernägeln zu widmen /.

Schablone von der Klebefläche lösen Foto: privat
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Wir verbringen sehr viel Zeit zuhause und manchmal überkommt einen die Langeweile. Ich nutzte die Gelegenheit und suchte mir Beschäftigungen, die mir Spaß machen könnten. Ich fing an, mir selber meine Fingernägel zu machen, mit Acryl. Darüber möchte ich euch in diesem Artikel näher informieren. Wichtig: Die Nagelmodellage braucht sehr viel Übung und sehr viel Zeit. Sie ist darum nichts für Anfänger, die eben mal schnell neue Nägel haben wollen. Eine Alternative: Ins Nagelstudio gehen. Dort sitzen Profis.

Was sind Acryl-Nägel?
Acryl ist wie ein Gel. Damit lassen sich die Nägel modellieren. Acryl ist etwa 120 Mal stabiler als ein Naturnagel und auch um einiges stabiler als Gel. Man muss sich also keine Gedanken darüber machen, dass der Nagel brechen könnte. Bei Liftings jedoch sollte man vorsichtiger sein, denn wenn Luft zwischen Nagel und Acryl gelangt (= Lifting), ist das Acryl nicht mehr sicher am Nagel befestigt und kann abfallen oder im schlimmsten Fall den Naturnagel beschädigen, was sehr schmerzhaft sein kann. Es ist also wichtig, sauber zu arbeiten und früh zu reagieren, sollten Liftings entstehen, um Verletzungen vorzubeugen. Man verwendet Acryl, da es durch seine Stabilität möglich ist, sehr dünne Nägel zu modellieren, und man damit sehr natürlich wirkende Nägel gestalten kann. Es ist aber auch sehr vorteilhaft bei extremen Verlängerungen, da man diese stabil schaffen kann und sie nicht brechen werden.

Wie verwendet man Acryl?
Es benötigt einen bauchigen, also saugfähigen Pinsel, Acrylpulver, Acrylliquid (mit Behälter) und eine möglichst feine (nicht präparierte) Serviette. Man befüllt den Behälter mit der Menge Liquid (lilafarbene Flüssigkeit, sehr starker Geruch), die man für die Modellage ungefähr benötigt. Sollte der Pinsel neu gekauft sein, muss man ihn vor der Verwendung vorbereiten. Man verwendet eine Zellette (eine Art viereckiges Wattepad, nur fusselfrei und für die Nagelmodellage gedacht), legt die Zellette um die Pinselhaare und biegt diese ganz vorsichtig hin und her. Das muss gemacht werden, weil die Pinsel für den Transport mit einer "Gummi-Arabicum"-Schicht überzogen werden, damit diese nicht beschädigt werden. Durch diese Schicht ist der Pinsel anfangs hart, weshalb man sie entfernen muss. Nach dem Hin- und Herbiegen muss man die Reste mit den Fingern rausschnipsen, taucht den Pinsel mehrmals in das Liquid und streicht ihn danach an der Serviette ab.

Mit dem vorbereiteten Pinsel taucht man in das Liquid, streift überflüssige Flüssigkeit am Rand des Behälters ab und tippt mit dem Pinsel in einem 45-Grad-Winkel dreimal hintereinander vorsichtig in das Pulver, wodurch an der Pinselspitze eine Art Bällchen entsteht. Bei dem Mischen von Acryl-Liquid und Pulver ist es wichtig, jeweils die richtige Menge zu verwenden. Ist es zu viel Liquid und zu wenig Pulver, tropft das Bällchen runter oder verläuft auf dem Nagel. Ist es zu viel Pulver und zu wenig Liquid, wird das Bällchen zu trocken und krümelig und lässt sich schwer auf dem Nagel absetzen oder verteilen. Als Anfänger sollte man also erstmal lernen, Bällchen richtig aufzunehmen und diese auf der Serviette abzusetzen, bis man das Mischen gut beherrscht.

Hat man nun ein ideales Bällchen, setzt man es auf dem vorbereiteten Nagel ab und verteilt es schön und gleichmäßig, möglichst ohne auf die Nagelhaut zu kommen. Der Finger sollte nach unten gehalten werden, damit das Acryl langsam nach unten fließt und die Nagelhaut nicht überflutet wird. Das Besondere an Acryl ist, dass es an der Luft aushärtet und somit keine UV/LED-Lampe benötigt wird. Und es besteht, anders als bei Gel, nicht die Möglichkeit, dass das Aushärten sehr warm werden kann und es auf dem Nagel zu heiß wird. Es muss zügig gearbeitet werden, da das Acryl von alleine aushärtet. Obwohl das Liquid lila ist, haben die Bällchen die Farbe des Pulvers, auch wenn dieses durchsichtig ist. Acrylreste sind zu entfernen, um das Austrocknen von Acryl im Pinsel zu vermeiden.

Was benötigt man für die Modellage?
Was benötigt wird: Nagelfeile (grob, 80; feiner, 100/180), Orangenholzstäbchen oder ähnliches/richtiger Nagelhautschieber (aus Chirurgenstahl), eventuell Nagelhautschere, eventuell Schablonen, eventuell Primer und/oder Dehydrator, Pinsel, Arcylpulver, Acrylliquid mit Behälter, Zelletten, Serviette, Aceton, eventuell Nailart wie Glitzer oder Steinchen, eventuell ein Staubpinsel, eventuell Gel-Topcoat (und UV-Lampe dafür), Nagelöl. Ich besitze noch einen Fräser (also eine Art elektrische Feile), dieser kann sehr hilfreich sein, kostet jedoch viel (100 Euro aufwärts) und ist kein Muss, vor allem nicht für Anfänger.

Wie muss man die Modellage vorbereiten?
Zuerst sollte man sich die Hände waschen. Danach feilt man sich seine Naturnägel so zurecht, wie man die Länge und Form gerne hätte. Möchte man sich seine Nägel verlängern, verwendet man eine Schablone, dazu später mehr. In diesem Fall sollten die Nägel nicht zu kurz gefeilt werden, damit einem das Anbringen der Schablone nicht zu schwer fällt. Nach dem Feilen kann man ein Orangenholzstäbchen oder etwas ähnliches oder auch einen richtigen Nagelhautschieber aus Chirurgenstahl verwenden, um die Nagelhaut zurückzuschieben. Wenn es sehr viel überschüssige Nagelhaut gibt, kann man diese (vorsichtig!) mithilfe einer Nagelhautschere abschneiden.

Als Nächstes feilt man vorsichtig die Oberfläche des Naturnagels mithilfe der 80-Grit-Feile (die Zahl entspricht der Körnung der Feile, je niedriger die Zahl, desto grober die Feile beziehungsweise je höher die Zahl, desto feiner). Das macht man solange, bis der Nagel nicht mehr glänzt. Dies sorgt dafür, dass das Acryl besser am Nagel hält. Die Ränder der Feile sollte man mithilfe einer weiteren Feile anfeilen, damit die Ränder entschärft werden und man sich nicht daran schneidet.

Wenn man möchte, kann man einen Dehydrator (Flüssigkeit) auf die Nageloberfläche auftragen um diese zu entfetten. Den Primer kann man danach auftragen, dieser sorgt dafür, dass das Acryl besser am Nagel haftet. Dehydrator und Primer sind kein Muss, sie sind jedoch sehr hilfreich, beugen Liftings vor und sorgen somit dafür, dass die Nägel länger halten.

Wie bringt man das Acryl auf?
Ohne Schablone trägt man das Acryl gleichmäßig auf den vorbereiteten Nagel auf, während man den Finger leicht nach unten hält, damit die Nagelhaut nicht überflutet wird und so möglichst keine Liftings entstehen. Mit Schablone muss man die Länge und Form der Nägel modellieren. Die wohl bekanntesten Formen sind zum Beispiel Almond (rund), Square (verläuft gerade, Ende des Nagels ist gerade), Coffin (spitz zulaufend, Ende des Nagels ist gerade, wie der Name schon verrät erinnert die Form an die traditionelle Form eines Sargs), Ballerina (wie Coffin, nur etwas abgerundeter, hier erinnert die Form an die Form von Ballettschuhen), Stiletto (spitz zulaufend, das Ende ist spitz). Hat man die Form modelliert, kann man die Schablonen abnehmen und die Nägel in Form feilen . Man sollte auf alle Fälle darauf achten, einen Apex zu kreieren (dickste Stelle des Nagels, sitzt im hinteren Drittel des ganzen Nagels und sorgt für Stabilität), dies kann man auch nach dem Abnehmen der Formen machen.

Wie kann ich die Nägel verzieren?
Man kann verschiedene Designs erstellen, wie zum Beispiel French-Nägel, Farbverläufe, Glitzer, Steinchen, Muster, beliebige Designs draufmalen oder auch einfach einfarbig gestalten. Hat man die ideale Form gefeilt, geht man nochmal mit einer feinen Feile darüber, entfernt den Staub (beispielsweise mithilfe eines Staubpinsels), tränkt eine Zellette in Aceton und fährt damit über die Nägel drüber, damit durch das Aceton die Oberfläche des Acryls leicht anschmilzt und somit gleichmäßiger wird. So kann man den Acrylnagel lassen, er hat ein ziemlich mattes Finish. Je nachdem ob der Nagel matt oder glänzend werden soll, kann man einen Gel-Topcoat verwenden. Zum Schluss verteilt man Nagelöl auf der Nagelhaut, um diese zu pflegen. Jetzt lässt sich bewundern, was man kreiert hat. Gutes Gelingen!

Wie entfernt man rausgewachsene Nägel?
Sollten keine Liftings entstanden sein, müssen die Nägel nach allerspätestens sechs Wochen nachgefüllt oder entfernt werden, denn sollte man mit dem Nagel irgendwo stark hängenbleiben, würde der Nagel am ehesten an der schwächsten Stelle brechen, und das ist der Naturnagel. Das kann sehr schmerzhaft werden, weshalb man dies verhindern sollte. Nun kann man entweder weiteres Acryl auf dem Nagel auftragen (Refill) oder man entfernt die Nägel komplett. Dafür muss man den Topcoat abfeilen, stark verlängerte Nägel abknipsen, das Acryl mit der Handfeile vom Nagel weit runterfeilen (was sehr zeitintensiv ist, weshalb ich einen Fräser besitze), pro Finger eine Zellette in Aceton tränken, auf den Nagel legen, mit Alufolie umwickeln, 15 bis 25 Minuten warten, bis das Acryl das Aceton aufgesaugt hat und somit weich wird, die Alufolie und die Zelletten entfernen und das weich gewordene Acryl mit beispielsweise einem Nagelhautschieber abnehmen. Zum Schluss Nagelöl (und am besten noch Handcreme) auftragen.

Was kostet das Ganze?
Acrylnägel selber zu machen liegt in einem Bereich von 60 bis 100 Euro, ganz billig ist das also nicht. Der Vorteil ist allerdings, dass man seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Ich kaufe meine Produkte zum Beispiel in einem Onlineshop, es gibt aber auch Geschäfte, die sich auf Nagelprodukte spezialisieren. Und natürlich gibt es auch die Möglichkeit, in ein Nagelstudio zu gehen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 23. April 2021: PDF-Version herunterladen

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