Aufbruch zu neuem Selbstbewusstsein
COMING-OF-AGE-DRAMA: Jonah Hills großartiges Regiedebüt "Mid90s" zeigt nicht nur den Reifungsprozess eines jungen Skaters.
Frank Schnelle
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Hill hat den Film selbst geschrieben, angeblich zwanzig Fassungen in vier Jahren, und positioniert sich damit als sensibler Independent – weit weg von Mainstreamkomödien wie "Superbad" oder "21 Jump Street", mit denen er bekannt wurde. Hill verarbeitet biografische Erfahrungen, ohne selbst vor die Kamera zu treten – und erweist sich als brillanter Schauspieler-Regisseur. Er sucht den radikalen Cut zu allem, was er bisher gemacht hat, dreht auf grobkörnigem 16-mm-Material im altmodischen 4:3-Format (was den Film auch visuell zur perfekten Zeitreise macht), inszeniert eigenwillig und erzählt konzentriert minimalistisch.
Gleich zu Beginn entdeckt der 13-jährige Stevie (Sunny Suljic) seine Begeisterung für die etwas ältere Clique, die in einem Skateboard-Shop abhängt, und von da an geht es nur noch um seinen "Aufstieg" zum anerkannten Mitglied der Gang. Nie sehen wir Stevie in der Schule oder bei anderen Aktivitäten; es ist, als würden wir mit ihm in diese Szene eintauchen und alles andere vergessen.
Eine geradlinige Geschichte will sich dabei nicht entwickeln, eher eine detailgenaue Milieustudie mit viel Empathie für ihre Protagonisten.
Hill lauscht den naiv-kuriosen Gesprächen der Teenager, die alle aus schwierigen Verhältnissen stammen, beobachtet sie beim Training oder bei ihren Partys. Anders als in Larry Clarks "Kids" geht es weniger um den Exzess als um die Verwandlung des Jungen hin zu einem neuen Selbstbewusstsein gegenüber dem gewalttätigen älteren Bruder (Lucas Hedges mit einer weiteren starken Performance) und der Mutter (Katherine Waterston).
Der Film feiert diese Triumphe mit sachter Freude, verschweigt aber auch nicht, dass Stevie für seinen Reifeprozess einen hohen Preis bezahlen muss. Ein Kleinod, das neugierig macht auf Jonah Hills weitere Karriere.
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