Natur und Wissenschaft

Aus Schnee wird Eis: Gigantische Gletscher

Was genau ist ein Gletscher? Wie entsteht er und wie alt sind die Eisriesen? Unser Autor Achim Fehrenbach im Interview mit Daniel Farinotti, der als Professor an der Uni in Zürich Gletscher erforscht.  

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Ein Forscher misst die Dicke des Findelgletschers im Monte-Rosa-Massiv östlich von Zermatt (Schweiz). Foto: Matthias Huss
Daniel Farinotti hat einen ziemlich coolen Job – im wahrsten Sinn des Wortes: Er ist Glaziologe, erforscht also Gletscher – und zwar als Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Achim Fehrenbach hat mit ihm über die geheimnisvollen Eisriesen gesprochen.

BZ: Herr Farinotti, was ist eigentlich ein Gletscher?
Farinotti: Gletscher sind große Ansammlungen von natürlichem Eis. Sie sind so groß, dass sie sich unter der Last ihres eigenen Gewichts verformen – und zu fließen beginnen. Man findet Gletscher auf sehr hohen Bergen und in den Polarregionen, also in der Arktis und Antarktis.
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BZ: Wie und wann sind Gletscher entstanden?
Farinotti: Gletscher entstehen, wenn sich über sehr langer Zeit Schnee an einem Ort sammelt. Das kann mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dauern. Wenn Schnee über den Sommer nicht schmilzt und im Winter von neuem Schnee überdeckt wird, verdichtet er sich. Wenn das wieder und wieder passiert, wird der verdichtete Schnee irgendwann zu Eis. Die meisten europäischen Gletscher entstanden so während der letzten Eiszeit, also vor mehr als 10 000 Jahren.
BZ: Wie ist ein Gletscher aufgebaut?
Farinotti: Ein Gletscher besteht im Wesentlichen aus zwei Gebieten: dem Nährgebiet und dem Zehrgebiet. Das Nährgebiet befindet sich in den höheren Lagen. Hier lagert sich übers Jahr hinweg mehr Schnee ab, als im Sommer schmelzen kann. Das Zehrgebiet liegt in tiefen, wärmeren Lagen. Dort passiert das Umgekehrte: Im Sommer schmilzt mehr Schnee, als im Winter dazukommt – und damit schmilzt auch das Eis, das unter dem Schnee hervorkommt. In diesem Gebiet findet man nur deswegen Eis, weil es aus den höheren Lagen herunterfließt. So wie Honig, der über ein schiefes Brett fließt.
BZ: Wie kalt ist es in einem Gletscher?
Farinotti: Das kommt darauf an, wo er liegt. In den Polarregionen können Gletscher kälter als minus 20 Grad Celsius sein. In den Alpen dagegen sind die Gletscher an ihrem Schmelzpunkt, also sehr nahe bei null Grad.

BZ: Warum sind Gletscher bedroht?
Farinotti: Gletscher sind durch den Klimawandel bedroht, also durch die steigenden Temperaturen. Daher lagert sich nicht mehr genügend Schnee ab. Auch die Zehrgebiete bekommen kein neues Eis mehr und schmelzen komplett ab. Das bewirkt, dass die Gletscher insgesamt kleiner werden – man spricht vom Gletscherrückzug.
BZ: Was macht das mit der Umwelt?
Farinotti: Auf die Umwelt haben die Gletscher verschiedene Einflüsse. Vor allem sind sie ein großer Wasserspeicher. Wenn die Gletscher kleiner werden, kann nicht mehr so viel Schmelzwasser aus ihnen entstehen. Dieses Wasser kann dann den Lebewesen fehlen, die unterhalb des Gletschers leben. Dazu gehören Tiere und Pflanzen, aber auch wir Menschen. In vielen Gebieten führen die Flüsse sehr viel Gletscherschmelzwasser. Das brauchen wir für die Landwirtschaft, die Trinkwassergewinnung, die Schifffahrt und auch für die Stromproduktion.
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