Ausbeutung der Klassiker

FAMILIENFILM: "Dumbo" real.  

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Eva Green, Dumbo  | Foto: disney
Eva Green, Dumbo Foto: disney
Beharrlich beutet der Disney-Konzern das eigene Filmerbe aus. Die unendlichen Möglichkeiten digitaler Bildproduktion haben neue Verwertungsmöglichkeiten eröffnet, und so wurde in den letzten Jahren ein Zeichentrick-Klassiker nach dem anderen als Realfilm-Remake neu auf den Markt gebracht. Die fantastischen Märchen- und Zauberwelten von "Alice im Wunderland" (2010), "Cinderella" (2015) und "Die Schöne und das Biest" (2017) lassen sich mit fotorealistischer Präzision überzeugend zusammenpixeln. Und das Gleiche gilt natürlich auch für jenen fliegenden Elefanten, der bereits 1941 als gezeichnete Trickfilm-Figur in "Dumbo" unter der Zirkuskuppel kreiste.

Regisseur Tim Burton streckt das einstündige Original auf epische 130 Kinominuten, verlässt die Erzählperspektive des Elefantenbabys und baut die menschlichen Charaktere zu dominierenden Handlungsträgern aus. Als der Reitakrobat Holt Farrier (Colin Farrell) aus dem Ersten Weltkrieg zum Zirkus Medici zurückkehrt, hat er nicht nur seinen linken Arm auf dem Schlachtfeld, sondern auch die geliebte Frau an die Spanische Grippe verloren. Zuversicht für ihn und seine Kinder bringt ein Elefantenbaby mit riesigen Schlappohren, das aber vom Publikum verspottet wird. Bis sich herausstellt, dass Dumbo mit seinen riesigen Ohren fliegen kann: An der Seite von Luftartistin Colette (Eva Green) schwingt er sich hinauf in schwindelnde Höhen.

Natürlich ist die Zirkuswelt wie gemacht für einen Regisseur wie Tim Burton, der sich stets mit überbordender Detailfreude der Ausgestaltung seiner Settings widmet. Hier wurde nicht an digitaler Speicherkapazität und expressivem Gestaltungswillen gespart. Auch an der kugelrunden, vitalen Präsenz von Danny DeVito als beherztem Zirkusdirektor und an Michael Keatons schillerndem Schurken-Charme kann man sich nachhaltig erfreuen. Dem gegenüber steht jedoch eine Geschichte, die in ihrem dramaturgischen Aufbau und mit einer unausgegorenen Inklusionsbotschaft wenig Überraschungseffekte freisetzt.

Im Herzen ist "Dumbo" eben eher ein Disney- als ein Burton-Film. Die exzentrische Kreativität und cineastische Spielfreude, die viele Arbeiten Tim Burtons auszeichnen, dienen hier vornehmlich dekorativen Zwecken, ohne den Film wirklich durchdringen zu können. (Läuft flächendeckend, ab 0)
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