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Ausbildungsberuf Kosmetikerin: Angelina Valentino will Menschen schöner machen

BZ-AUSBILDUNGSSERIE: Angelina Valentino wird Kosmetikerin.  

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TITISEE-NEUSTADT. Kosmetikerin wollen viele werden, der Beruf ist beliebt. Ausgebildet wird nicht nur an Privatschulen, sondern auch in Betrieben. Lehrstellen sind allerdings rar. Angelina Valentino ist die derzeit einzige Auszubildende im ganzen Landkreis. Die 22-Jährige lernt im Neustädter Kosmetikstudio Sybille Ganter.

Mit einem Fächerpinsel trägt Angelina Valentino sorgfältig eine Feuchtigkeitsmaske auf dem Gesicht ihrer Kundin auf. Bahn für Bahn verteilt sie die Mousse vom Kinn Richtung Wange. Mit einem feuchten Frotteetuch tupft sie die Reste ab. Aufgabe der Löffingerin ist es, sich um das größte Organ des Menschen zu kümmern: die Haut. Wie das im Einzelnen geht, lernt sie von der Pike auf bei Ganter. Angelina Valentino ist im ersten Lehrjahr.

"Menschen schöner zu machen", ist Angelina Valentino ein Anliegen – und Grund für ihre Berufswahl. "Kosmetikerin wollte ich immer werden", erzählt sie. Dabei hat sie nach der Schule zunächst Friseurin gelernt, weil sie sich eine Ausbildung an einer Privatschule nicht leisten konnte. Dass der Weg in den Beruf auch über eine duale Ausbildung möglich ist, hat sie damals nicht gewusst. Froh ist sie, dass sie ihren Traumjob doch noch lernen kann und – statt Schulgebühren zu bezahlen – ein Lehrlingsgehalt bekommt.

Angelina Valentino ist die erste Auszubildende im Neustädter Kosmetikinstitut. Ausbilderin Sybille Ganter bringt ihr bei, wie sie Haut und Nägel pflegt, Gesicht, Dekolletee und Nacken massiert und das passende Make-up aufträgt. Dazu gehört auch der Umgang mit apparativer Kosmetik, etwa um Haare zu entfernen, unreine Haut zu klären oder reife Haut zu straffen.

Jeden Kunden betreut eine Kosmetikerin individuell: von der auf den Hauttyp abgestimmten Pflege bis hin zur richtigen Lidschattenfarbe. Für Angelina Valentino macht das den größten Reiz aus: "Auf jeden Kunden muss ich mich neu einlassen, werde neu herausgefordert." Sie kann gut mit Menschen, egal welchen Alters, ob mit Handicap oder ohne. Berührungsängste kennt sie nicht. Was Angelina Valentino motiviert, ist der Vorher-Nachher-Effekt: "Nach der Pflege sieht man sofort ein Ergebnis." Oberstes Gebot ist Hygiene. Jedes Schälchen, jeden Pinsel reinigt sie sofort. Die Arbeitszeit richtet sich nach den Kundenwünschen – Termine hat Angelina Valentino auch am Samstag.

Die Behandlungen übt sie zunächst an Modellen, ehe sich Kunden in die Hände der angehenden Schönheitsexpertin begeben. In den ersten sechs Wochen ihrer Ausbildung stand die Nagelmodellage im Vordergrund, also die Verstärkung, Verlängerung und Dekoration von Fingernägeln. "Das erfordert viel Übung." Und Geduld. In der Berufsschule in Stuttgart sind Theorie und Praxis eng miteinander verzahnt. Auf dem Stundenplan stehen Anatomie, Dermatologie, Waren- und Wirtschaftskunde oder Englisch. Im praktischen Unterricht werden Fertigkeiten in Massage, dekorativer Kosmetik oder Fußpflege vertieft. Einmal wöchentlich muss Angelina Valentino die weite Fahrt auf sich nehmen. In ihrer Klasse sitzen Schülerinnen aus ganz Baden-Württemberg, darunter auch ein männlicher Azubi.

Ob der Beruf was für einen ist, kläre sich oft in einem Praktikum, sagt Sybille Ganter. Mit Glitter und Glamour habe der Job wenig zu tun. Kosmetikerinnen müssten vor allem gute Dienstleister sein. Bewerber sollten deshalb Liebe zum Umgang mit Menschen mitbringen. "Noten sind nicht ausschlaggebend. Wichtiger sind Softskills, wie gute Umgangsformen, Offenheit und ein gepflegtes Äußeres."

Wer die Ausbildung mit Erfolg packt, dem stehe die Welt offen, so Ganter. Derzeit herrsche "absoluter Fachkräftemangel". Und das, obwohl die Wellnessbranche boome. Nachwuchs werde händeringend gesucht, gerade auf Kreuzfahrtschiffen oder in Hotel-Spas herrsche ständiger Bedarf. Fachkräfte seien aber auch in Hautarztpraxen und Kosmetikinstituten gefragt – oder gehen in die Selbständigkeit. Ganter: "Ein Arbeitsplatz ist sicher."

Das A und O für den Erfolg sei eine fundierte Ausbildung, betont Ganter. Viele junge Frauen entscheiden sich aber für einen schnellen Bildungsweg. Die Maßnahmen dauerten oft nur wenige Wochen oder Monate, beklagt die Fachfrau. Das Ansehen der Branche leide darunter.

Seit zwölf Jahren gibt es die bundesweit geregelte duale Ausbildung mit Wahlqualifikationen. "Sie sichert eine fundierte und umfassende Ausbildung, so dass die Absolventen hinterher sofort als vollwertige Arbeitskräfte eingesetzt werden können. Das ist ein großer Vorteil", sagt Annegret Baisch, verantwortlich für die Berufsgruppe Kosmetik an der Gewerblichen Berufsschule in Stuttgart. Die meisten Kosmetikerinnen arbeiten jedoch als Ein-Frau-Betrieb – da ist für Lehrlinge oft kein Platz. Oder sie sind nicht berechtigt zum Ausbilden. "Interessierte Kosmetikerinnen, die ausbilden möchten, können die Ausbildereignungsprüfung bei den Handelskammern oder bei der IHK machen", rät Baisch.

Angelina Valentino ist mit ihrer Ausbildung rundum zufrieden und möchte gerne im Betrieb bleiben. Dort kann sie ihre beiden Berufe vereinen, denn das Kosmetikstudio arbeitet mit einem Friseur zusammen.

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