In der DDR aufgewachsen wurden nach der Wiedervereinigung 400 Jugendliche wieder in ihre Heimat nach Afrika geschickt / Ein Besuch 25 Jahre später.
Paulus Ndahange sitzt auf einem Felsbrocken vor seiner Wellblechhütte und schlägt die Nylonsaiten einer scheppernden Gitarre an. "If you don’t know, where you come from, you don’t know where you go", singt der großgewachsene Mann mit den melancholischen Augen und wiederholt die Strophe in akzentfreiem Deutsch: "Wenn du nicht weißt, woher du kommst, wie weißt du dann, wohin du gehst?"
Es ist Freitagabend, sechs Uhr – im Township Katutura der namibischen Hauptstadt Windhuk bereitet sich die Bevölkerung auf eine der regen Wochenendnächte vor, die das armselige Leben im Slum etwas erträglicher machen sollen. Paulus Ndahange Augen sind schon jetzt gelb unterlaufen und feucht. Das kann sowohl am billigen Rotwein liegen, den er den ganzen Tag über getrunken hat, wie an den traurigen Melodien, die er seinem lausigen Instrument abtrotzt. "Ich habe schon genug geweint", fährt er mit heiserer Stimme fort: "Ich habe zahllose Niederlagen erlebt." Plötzlich verstummt ...