Account/Login

Zischup-Interview

"Autorinnen fallen nicht vom Himmel"

  • Antonia Kaiser und Lina Felicitas Krummen, Klasse 8c, St.-Ursula-Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 26. April 2024
    Schülertexte

     

Miriam Kromeier ist Kinderbuchautorin und lebt in Freiburg. Sie berichtet über den Weg von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung ihres Debütromans und gibt Einblicke in die Arbeit als Schriftstellerin.

Die Freiburger Autorin Miriam Kromeier  | Foto: Julia Hofmann
Die Freiburger Autorin Miriam Kromeier Foto: Julia Hofmann
Zischup: Ihr Kinderroman "Lynx – das Geheimnis der alchimagischen Tiere" ist 2023 im Baumhaus-Verlag erschienen. Wie sind Sie auf den Titel Ihres Buches gekommen und was bedeutet das Wort "alchimagisch"?
Kromeier: Es wird viele überraschen, aber tatsächlich sucht der Verlag den Titel aus und gestaltet auch das Buch. Ich wurde aber nach meiner Meinung gefragt und einige meiner Ideen wurden verwirklicht. Lynx bedeutet Luchs auf Lateinisch, das war der Vorschlag der Verlagsleute. Das Wort alchimagisch habe ich erfunden, eine Mischung aus Alchemie und Magie. Genau damit muss sich die Heldin Ria herumschlagen...

Zischup: Die spannende Geschichte spielt in einem "Theater über den Wolken" und ist voller Fantasie und Magie. Wie entwickeln Sie Geschichten? Schreiben Sie einfach drauf losoder planen Sie?
Kromeier: Am Anfang steht eine Idee. Bei Lynx war es dieses halb zerstörte, rätselhafte Gebäude hoch in den Bergen. Warum steht es dort? Wer hat es zerstört und warum? Eine Frage führt zur nächsten und so formt sich langsam eine Geschichte. Ich schreibe sie in einer Kurzversion auf, vielleicht fünf Seiten lang. Das ist wie eine Schatzkarte für mich. Ich weiß, wo der Schatz versteckt ist, zu dem ich muss, welche Schwierigkeiten und Abenteuer auf dem Weg dorthin liegen. Und dann starte ich mit dem ersten Kapitel.

Zischup: Die Szenen mit der Ratte Leo, mit der Ria sprechen kann, gefallen uns gut. Haben Sie eine Lieblingsstelle oder einen Lieblingscharakter?
Kromeier: Danke! Das freut mich! Ich hätte definitiv gerne einen Leo zum Freund! Ich mag auch Bernhard und Dirk sehr gerne. Meine Lieblingsstelle ist die Szene, in der die Taube Paola über ihre Angst hinauswächst und die Sprache des Adlers übersetzt – so gut sie das eben kann.

Zischup: Wie lange hat es gedauert, das Buch zu schreiben?
Kromeier: Ich brauche ungefähr ein halbes Jahr von der Idee zum ersten Entwurf. Danach muss man natürlich weiter am Text schleifen, Anmerkungen des Verlags einarbeiten, auf die Jagd nach logischen Fehlern und Wortwiederholungen gehen und so weiter.

Zischup: Wer durfte Ihren Roman als Erstes lesen?
Kromeier: Mein Mann ist mein Erstleser. Er bekommt schon während des Schreibens immer wieder ein paar Kapitel – und muss sich dann gedulden, bis ich weitergeschrieben habe, um den Fortgang zu erfahren. Ich kann ihn als Kritiker und Cheerleader für Kinderbuchautorinnen uneingeschränkt empfehlen.

Zischup: Seit wann schreiben Sie Geschichten? Wie kam es dazu, dass Sie jetzt Schriftstellerin sind?
Kromeier: Ich habe schon als Kind gerne geschrieben. Sobald ich gelernt hatte zu schreiben, erfand ich die Kunstform "Der epische Roman mit drei Seiten Länge, maximaler Anzahl an Rechtschreibfehlern und offenem Ende". Nein, im Ernst: Es ist tatsächlich ein alter Traum. Nach der Geburt meiner jüngeren Tochter habe ich mir viele Gedanken gemacht: Was würde ich bereuen, nicht getan zu haben, wenn ich, hoffentlich, eines Tages mit 80 in meinem Sessel sitze? Und das war meine Antwort: Ich möchte Kinderromane schreiben.

Zischup: Haben Sie beim Schreiben ein bestimmtes Ritual, feste Zeiten und Orte?
Kromeier: Ohne einen Kaffee vorneweg geht gar nichts. In meinem Lieblingsbecher! Die Wohnung muss komplett aufgeräumt sein, der Keller entrümpelt, es muss absolute Stille herrschen und ein zarter Duft von Vanille in der Luft liegen – nein, Spaß. Tatsächlich versuche ich, mich möglichst wenig von äußeren Umständen beeinflussen zu lassen, sonst komme ich niemals zum Schreiben. Das mit dem Kaffee stimmt aber. Und dem Becher.

Zischup: Schreiben Sie im Moment ein neues Buch?
Kromeier: Ja, aber – pssst – das ist hochgeheim...

Zischup: Welche Bücher haben Sie als Kind gern gelesen?
Kromeier: Oh, das finde ich richtig schwierig zu beantworten. Ich hatte viele, je nach Alter. Meine Oma hat uns immer Märchen vorgelesen. Sie hatte uralte, wundervoll illustrierte Märchenbücher, in denen nicht mal ein Verlag steht, geschweige denn eine ISBN-Nummer. Die kleine Meerjungfrau, Aladin und die Wunderlampe, in die Bilder konnte ich mich stundenlang hineinträumen. Ich habe die Werke von Ottfried Preußler und Michael Ende geliebt. Später war mein Lesespektrum ziemlich breit – zugegeben mit einem eindeutigen Hang zur Fantastik. "Der Hobbit", "Der Herr der Ringe", dann "Per Anhalter durch die Galaxis" und Terry Pratchett, diese Autoren beziehungsweise Bücher haben mich damals fasziniert, als sie hier in die Buchläden kamen.

Zischup: Gibt es etwas, das Ihnen besonders wichtig an Ihrem Buch ist?
Kromeier: Ich wollte geheimnisvolle Maschinen, rätselhafte Formeln, seltsame Pulver und Mineralien und eine mutige Heldin, die sich davon nicht schrecken lässt. Sie ist im Angesicht des Unglaublichen, das sie entdeckt, mutig und klug und findet ihren ganz eigenen Weg. Ria bestimmt am Ende, wer sie sein möchte – das finde ich schön.

Zischup: Haben Sie noch ein paar Tipps für junge Autorinnen und Autoren?
Kromeier: Ich habe fünf. Erstens: Wenn du zum Beispiel einen Krimi schreiben möchtest, solltest du viele Krimis ganz bewusst lesen und genau überlegen, wie die Geschichten aufgebaut sind. Zweitens: Starte nicht mit einer fünfbändigen Fantasy-Reihe. Drittens: Es ist hilfreich, wenn du das Ende deiner Geschichte kennst. Sonst verirrst du dich leicht beim Schreiben. Viertens: Nein, beginne auch nicht mit einer dreibändigen Fantasy-Reihe! Fünftens: Autor*innen fallen nicht vom Himmel. Du kannst das lernen.

Miriam Kromeier: Lynx – das Geheimnis der alchimagischen Tiere. Illustrationen von Clara Vath. Baumhaus Verlag, Köln 2023. 287 Seiten, 14 Euro, ab 10.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. April 2024: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel