"Barfuß zur Schule"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Abbe Alphonse Ndabiseruye über sein Schulprojekt in Burundi.  

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Abbe Alphonse Ndabiseruye  | Foto: Michael Behrendt
Abbe Alphonse Ndabiseruye Foto: Michael Behrendt

Zischup-Reporterin Nathalie Neugebauer aus der Klasse 8c der Realschule Hugo Höfler hat Abbe Alphonse Ndabiseruye aus Burundi interviewt. Alphonse ist der Gründer des Projekts "Ecole-Mahoro" und war im Herbst in Breisach auf Besuch.

Zischup: Können Sie sich bitte bei unseren Leserinnen und Lesern vorstellen?
Alphonse: Ich heiße Abbe Alphonse Ndabiseruye und bin ein katholischer Priester. Ich habe in Freiburg studiert, promoviert und habilitiert, um Professor zu werden. 2008 bin ich in meine Heimat Burundi zurückgekehrt und arbeite beim Bischof als Leiter des Entwicklungsbüros der Erzdiözese Bujumbura. Jedes Jahr komme ich hierher nach Deutschland, um meine Freunde zu besuchen und auch um für meine Schulprojekte zu werben.
Zischup: Haben Sie aktuell ein Projekt offen?
Alphonse: Ja, mein aktuelles Projekt ist ein Internat für Mädchen. Zu Beginn waren es ungefähr 30 Zimmer. Jetzt sind es 94 Zimmer. Es gibt einige Mädchen, die zu zweit oder zu dritt auf einem Bett schlafen müssen. Wir arbeiten noch daran, dass alle genug Platz haben.
Zischup: Würden Sie mir etwas über Ihre Erfahrung mit dem ersten Projekt erzählen?
Alphonse: Wir haben begonnen mit nichts. Meine Freunde haben mir beim Bau einer Schule geholfen. Ich selbst musste als Kind 15 Kilometer barfuß bis zu meiner Schule laufen und wieder zurück. Deshalb möchte ich, dass die Kinder, die hier bei uns auf die Welt kommen, es leichter haben als ich. So bauten wir die Schule mit den ersten Klassen. Das war nicht so einfach. Das Projekt hat sich aber inzwischen ganz gut entwickelt und langsam entsteht daraus ein kleines Dorf mit Schule, Krankenstation, einem Platz zum Feste zusammen feiern.
Zischup: Wie organisieren Sie, dass in dem Schulzentrum alles gut weiterläuft, während Sie in Deutschland sind?
Alphonse: Wir haben Direktoren für die Grundschule und für das Gymnasium. Noch dazu haben wir Elternbeiräte, die sich regelmäßig treffen, um über die Schule zu diskutieren. Alles in allem lebt dort eine kleine Gemeinde mit Vertretern, die auf das Ganze aufpassen, und natürlich sind ja auch noch die Lehrer da! Ich habe keine Bedenken, dass es unlösbare Probleme gibt, während ich in Deutschland bin.
Zischup: Welchen Weg sind Sie gegangen, um Ihren Beruf auszuüben?
Alphonse: Das war ein langer Weg. Ich kam verletzt nach Deutschland mit 23 Schusswunden am ganzen Körper, denn in unserem Land bekämpften sich zwei Volksstämme: die Tutsi und die Hutu. Das Wunder war, dass ich trotz der vielen Wunden keine schlimmen inneren Verletzungen und Knochenbrüche hatte, obwohl ich aussah wie ein Sieb. Meinem Kopf und meinem Herzen ging es ebenfalls gut. Ich wurde zwei Monate im Krankenhaus in Deutschland behandelt. Danach bin ich nach Freiburg gezogen, um weiter Deutsch zu lernen und Theologie zu studieren. 2002 war ich fertig mit meiner Doktorarbeit. Mir kam die Idee, ein Schulzentrum in Burundi aufzubauen, denn ich bin der Überzeugung, dass die Bildung der Schlüssel zum Verständnis der Welt ist. Wir brauchen im Leben Hirn, Herz und Hand gleichermaßen! Meine Freunde hier in Deutschland haben mich sofort unterstützt und tun dies bis zum heutigen Tag.
Zischup: Woher stammt Ihr Interesse an dem gewählten Beruf?
Alphonse: Mein Bedürfnis besteht darin, anderen etwas Gutes zu tun, weil es in meinem Leben an erster Stelle steht. Deshalb engagiere ich mich, damit sich die Lebensbedienungen in meinem Land verbessern und die Menschen mit Hilfe der Bildung die Chance auf ein besseres Leben haben.
Zischup: Was ist Ihr Ziel bis Ende des Jahres?
Alphonse: Mein Ziel bis Ende des Jahres ist es, dran zu bleiben, das heißt, armen Menschen, Jugendlichen und Obdachlosen zu helfen und sie zu unterstützen. Und natürlich wünsche ich mir, dass sich auch meine Projekte weiter entwickeln.
Zischup: Wie kann man bei Ihnen spenden?
Alphonse: Wir haben den Förderverein Ecole-Mahoro in Heitersheim gegründet und ein Spendenkonto eingerichtet. Das Ziel vom Förderverein ist, die Bildung in Burundi zu fördern.
Zischup: Ihr Lieblingsspruch?
Alphonse: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.


Burundi

Burundi liegt südlich des Äquators und gehört zu Ostafrika. Es grenzt im Westen an den Kongo, im Norden an Ruanda und an Tansania im Süden und Osten. Die Amtssprache ist Französisch. Das Land ist mit 27 834 Quadratkilometern sogar kleiner als Baden-Württemberg. Rund zehn Millionen Bürger sorgen für eine dichte Besiedlung. Burundi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es lebt zu rund 70 Prozent von der Agrarwirtschaft. Das Land Burundi war bis 2005 von Unruhen zwischen den Volksstämmen Hutu und Tutsi betroffen.

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