Musikwettbewerb
Basel ist im Eurovision-Fieber und erwartet 500.00 Gäste aus aller Welt
Der Eurovision Song Contest (ESC) wird in diesem Jahr in Basel ausgetragen. Rund 500.000 Besucher aus der ganzen Welt werden erwartet. Eine Stadt im Eurovision-Fieber – trotz so mancher Hürden.
So, 11. Mai 2025, 7:15 Uhr
Südwest
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Türkis- und rosafarbene Fähnchen mit der Aufschrift "Eurovision Song Contest" (ESC) wehen an den Stromleitungen der Basler Trams. Sie leiten den Weg vom Badischen Bahnhof zur Messe, die mit dem Eurovision Village, Euro Café und Euro Club in den kommenden Tagen ein zentraler Treffpunkt für Fans des weltweit größten Musikwettbewerbs sein wird. Dass dieser in Basel – und damit vor Südbadens Haustür – ausgetragen wird, haben sie in erster Linie Nemo zu verdanken.
Die non-binäre Person gewann für die Schweiz den ESC 2024 in Malmö. Traditionsgemäß tritt das Gewinnerland im darauffolgenden Jahr als Gastgeber auf. Am Ende war es aber das überzeugende Gesamtkonzept, mit dem sich Basel im nationalen Rennen um den Austragungsort gegen Genf, Zürich, Bern und Biel durchsetzen konnte. "Wir haben ein paar Sekunden gebraucht, um zu realisieren, dass es wirklich unsere Stadt ist", sagte Regierungspräsident Conradin Cramer vergangenen August, als die Entscheidung verkündet wurde.
Nun also Basel, wo der ESC "ein Fest für alle" werden soll, wie Cramer in den zurückliegenden Wochen und Monaten bei jeder sich bietenden Gelegenheit betonte. Von Anfang an war zum Beispiel klar, dass nicht alle Fans ein Ticket für eine der neun Shows, die in der St. Jakobhalle über die Bühne gehen werden, ergattern können. Deshalb wird es am Finalabend direkt daneben eine Arena Plus mit Platz für 36.000 Menschen geben: Im St. Jakob-Park, dem größten Fußballstadion der Schweiz, sind ein Public Viewing und unter anderem Auftritte ehemaliger ESC-Teilnehmer geplant.
Volles ESC-Programm in der Basler Innenstadt
Dazu kommt das Rahmenprogramm, das in der ESC-Woche vom 11. bis 18. Mai in der Basler Innenstadt geplant ist. Ergänzend zu den Angeboten in der Messe verwandelt sich der Barfüsserplatz in den Eurovision Square, das Kleinbasler Rheinufer in den Eurovision Boulevard und die Steinenvorstadt in die Eurovision Street. Konzerte von regionalen Bands und Musikgruppen, Auftritte von internationalen Künstlern, dazu Kunstaktionen: acht Tage volles Programm.
Mit sogenannten Public Value Projekten wollen die Organisatoren von Seiten des Kantons Basel-Stadt darüber hinaus auch der Gesellschaft etwas zurückgeben. In den vergangenen Wochen tanzten Menschen mit und ohne Hörbeeinträchtigung auf einer taktilen Bühne, sang ein Kinderchor in Altenheimen und entwarf eine Studentin der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) Basel FHNW das offizielle ESC-Maskottchen Lumo – um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Rund 37,5 Millionen Schweizer Franken (rund 40,2 Millionen Euro) gibt der Kanton Basel-Stadt für dieses Begleitprogramm aus – und betrachtet es mehr als eine Investition. Angefangen 1956 als vergleichsweise kleiner Musikwettbewerb mit sieben teilnehmenden Ländern, hat sich der ESC in den vergangenen Jahren zu einem popkulturellen Großereignis entwickelt. 2024 verfolgten rund 160 Millionen Menschen weltweit das Finale vor ihren Fernsehern. Dazu kommen tausende Fans, die aus aller Welt in die jeweiligen Austragungsstädte reisen, in Basel werden 500.000 erwartet.

"Das ist ein unglaubliches internationales Schaufenster", sagt Christoph Bosshardt, Leiter Außenbeziehungen und Standortmarketing Basel. Auch in finanzieller Hinsicht wittert der Kanton eine Chance: Als der ESC 2023 in Liverpool ausgetragen wurde, generierten die Hotellerie, die Gastronomie, der Einzelhandel und das lokale Gewerbe eine Wertschöpfung in Höhe von umgerechnet 62 Millionen Franken (66,4 Millionen Euro), wie aus einer Studie hervorgeht. "Das könnte vergleichbar mit Basel sein", sagte Bosshardt.
Doch diese Rechnung geht nicht für alle gleich auf. Die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) sieht im ESC eine "Propagandaplattform" für homosexuelle und non-binäre Menschen, die Satanismus und Okkultismus Vorschub leiste. Mit einem Referendum wollte die christlich-nationalkonservative Kleinstpartei die "Verschwendung" öffentlicher Gelder für die in ihren Augen "blasphemische" Musikveranstaltung verhindern.
Ende November des vergangenen Jahres sprach sich die Mehrheit der Basler Stimmberechtigten aber für die kantonale Ausgabe in Millionenhöhe aus. Einen Plan B hatte es zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr gegeben. Der ESC wäre auch ohne die Zustimmung in Basel ausgetragen worden – allerdings mit einem deutlich kleineren Rahmenprogramm.
Anti-israelische Aktivisten haben Proteste angekündigt
Alle Hürden für einen sorgenfreien ESC sind damit aber noch nicht gemeistert. Bereits im vergangenen Jahr gingen tausende Menschen in Malmö vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs auf die Straße, um gegen die Teilnahme Israels zu demonstrieren. In der Halle buhte ein Teil des Publikums die israelische Sängerin aus, andere Künstler wandten sich demonstrativ gegen sie. Unter anderem der deutsche Antisemitismus-Beauftragte Felix Klein verurteilte die Proteste.
Für Basel, wo in der Sängerin Yuval Raphael eine Überlebende des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 für Israel auf der Bühne stehen wird, deutet sich eine ähnliche Situation an. Anti-israelische Aktivisten haben in den sozialen Medien dazu aufgerufen, den diesjährigen ESC zu boykottieren, dagegen zu protestieren und für Gaza zu "escalieren". Auch sie fordern den Ausschluss Israels. Die Teilnahme des Landes sei "ein tragischer und schrecklicher Schritt zur Normalisierung des kolonialen Siedlerstaates". Erste Proteste sind bereits für diesen Sonntag zur offiziellen Eröffnungszeremonie angekündigt.
Die Kantonspolizei Basel-Stadt beobachte die Lage und bereite sich entsprechend darauf vor, so ein Sprecher der Behörde. "Der ESC steht für Werte wie Toleranz, das Zuhören – und dass man trotz unterschiedlicher Sichtweisen auf die Welt das Verbindende sucht", sagt Regierungspräsident Cramer. Er verweist auf die Erfahrung der Basler Polizei und ist zuversichtlich: Die Rahmenbedingungen für einen ordentlichen Ablauf des ESC seien gesetzt.
Der ESC 2025 findet in diesem Jahr vom 11. bis 17. Mai in Basel statt. Mehr Infos zum Rahmenprogramm gibt es im Internet unter eurovision-basel.ch.
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