"Bis zu 40 Schüler waren nicht selten"

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem früheren Lehrer Peter Gakstatter darüber, wie sich Schule im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.  

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Peter Gakstatter umgeben von hölzernen Schülerpulten im Schulmuseum Hüfingen.   | Foto: Alexander Fürst
Peter Gakstatter umgeben von hölzernen Schülerpulten im Schulmuseum Hüfingen. Foto: Alexander Fürst

Die Schule hat sich über die Jahre stark verändert. Früher wurden unartige Schüler noch mit dem Rohrstock diszipliniert, heute gibt es fürs Zuspätkommen nicht mal noch einen Klassenbucheintrag. Das ist aber nicht der einzige Unterschied. Einer, der wissen muss, wie sich die Schule über die Jahre entwickelt hat, ist Peter Gakstatter, ehemaliger Lehrer und Tourguide im Schulmuseum Hüfingen. Alexander Fürst, Schüler der Klasse 8c des Schulverbunds Löffingen hat mit ihm gesprochen.

Zischup: Herr Gakstatter, Sie waren Lehrer und bieten Führungen durch das Schulmuseum Hüfingen an. Möchten Sie sich vorstellen?
Gakstatter: Mein Name ist Peter Gakstatter und ich bin 76 Jahre alt. Ich war 40 Jahre lang Lehrer. Von 1965 bis 1971 war ich Volksschullehrer und danach 35 Jahre an der Realschule in Donaueschingen. Meine Hauptunterrichtsfächer waren Deutsch und Geschichte, aber ich unterrichtete auch viel Sport. So viel zu meiner Person.

Zischup:
Wie hat sich der Schulalltag Ihrer Meinung verändert? Wurde früher mehr bestraft als heute?
Gakstatter: Ich bin in der Kleinstadt Laufenburg aufgewachsen und bin 1948 eingeschult worden. Da wir genug Schüler waren, gab es in meiner Schule schon Jahrgangsstufen, was in kleinen Dörfern nicht der Fall war. Nach sieben Jahren besuchte ich die Aufbauschule zur mittleren Reife in der Nähe von Villingen. Nachdem ich diese erfolgreich beendet hatte, machte ich meinen Gymnasiumabschluss. In Freiburg habe ich dann Lehramt studiert. In meiner Schulzeit ging es sehr streng zu. Nicht selten kamen auch Arrest, Strafen und Schläge zum Einsatz.

Zischup: Haben sich auch die Unterrichtsmethoden verändert?
Gakstatter: Ja, zum Beispiel musste ich als Schüler sehr viel auswendig lernen und hatte als eigenständiges Fach Schönschreiben. Heimatkunde war auch ein sehr wichtiges Fach, und je nach Lehrer und dem, was er über die Heimat wusste, lernte man mehr oder weniger. Als ich zum Beispiel als Lehrer in einer Volksschule auf der Schwäbischen Alb war, hatte diese eine Landkarte mit Höhenlinien, welche die Schüler eigens mit ihrem früheren Lehrern machten. Als ich dann Lehrer wurde, änderte sich einiges. Es war nun üblich einzelne Jahrgangsstufen zu haben, selbst auf den Dörfern. Außerdem unterrichtete man nun nach einem Stundenplan, welchen es früher auch gab, aber dieser wurde nicht unbedingt eingehalten. Die Klassen waren nun auch sehr groß, bis zu 40 Schüler waren nicht selten. Die Lehrer waren auch nicht mehr so streng, und ich schlug auch nicht zu. Ich versuchte immer viel mit meinen Schülern zu unternehmen, gerne auch mal in deren Freizeit. Mit meiner Abschlussklasse 1969 machte ich zum Beispiel einen achttägigen Campingausflug ins Donautal. Den Hin- und Rückweg sind wir mit dem Fahrrad gefahren. Also von meiner Schulzeit zu meiner Lehrerzeit hat sich viel getan.

Zischup: Welches Schulsystem bevorzugen Sie persönlich? Das sehr strenge von früher oder das nicht so strenge von heute?
Gakstatter: Ich finde das Schulsystem heute besser, denn die Erziehung ist demokratischer geworden, das heißt, dass das Kind mehr mitbestimmen darf, was nicht nur positiv ist. Ich persönlich denke, dass eine gute Mischung von früher und heute das Beste wäre. Denn vielen Kindern heutzutage fehlt es an der Fähigkeit, sich für ein Thema richtig reinzuhängen. Das ist vor allem wichtig, wenn man Ziele verfolgt. Kinder sollten das lernen. Außerdem haben heute sehr viel mehr Schüler das Abitur. Das liegt auch daran, dass früher die Volksschule für fast alle Berufswege reichte. Außerdem musste für das Gymnasium damals noch Schulgeld bezahlt werden.

Zischup: Was halten Sie von dem so breit gefächerten Schulsystem heutzutage?
Gakstatter: Für die Schüler ist es ein großer Vorteil, weil jeder die Schule mit einem auf ihn maßgeschneiderten Abschluss beenden kann. Doch ein Nachteil ist, dass es als Außenstehender nicht mehr so klar erkennbar ist, was für einen Abschluss eine Person nun eigentlich hat. Aber insgesamt ist es eine gute Sache, weil es dem Schüler hilft, einen guten Abschluss zu machen. Und das ist das Wichtigste.

Zischup: War Schule früher wichtiger als heute?
Gakstatter: Früher hatte der Lehrer eine Autorität und hatte eine sehr viel wichtigere Rolle im Ort als heute. Zum Beispiel hatte er eine Residenzpflicht, das heißt, er musste in dem Ort, in welchem er unterrichtet hat, auch wohnen. Die Leute im Ort erwarteten auch von ihm, dass er sich im Ort engagiert. Ich selbst war elf Jahre lang Fußballtrainer in Döggingen. Dafür aber konnte es schon mal sein, dass man einen Laib Brot oder Fleisch von den Einwohnern bekam. Die Schule war früher nicht wichtiger oder unwichtiger als heute.
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