Fairtrade

Bittere Schokolade

Nicht jede Schokolade ist eine gute Schokolade. Severin Wehrle, Schüler der Klasse 8b der Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen Emmendingen, hat darüber geschrieben.  

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An Ostern sehr beliebt: der Schoki-Hase  | Foto: Patrick Pleul
An Ostern sehr beliebt: der Schoki-Hase Foto: Patrick Pleul
Jedes Jahr zur Osterzeit sind die Regale der Supermärkte mit Schokoladenhasen und anderen Köstlichkeiten geradezu überflutet. Die bunt verpackten Süßigkeiten locken den Käufer oft mit günstigen Preisen – häufig so günstig, dass ein fairer Handel und damit eine faire Bezahlung der eigentlichen Produzenten des Schokoladengrundstoffs sehr unwahrscheinlich ist. In der Folge ist fast jedes Stück Schokokinderglück auch ein Geschäft mit Kinderleid. Denn auf Kakaoplantagen, hauptsächlich in der Elfenbeinküste und in Ghana, schuften über zwei Millionen Kinder unter menschenunwürdigen und oft auch gefährlichen Bedingungen für unsere Schokolade.

Kinderarbeit hängt eng mit der Armut der Kakaokleinbauernfamilien zusammen. Rund 74 Milliarden Euro werden weltweit mit Schokolade eingenommen, doch bei den eigentlichen Produzenten, den Kakaokleinbauern, kommt davon nur wenig an. Die Bäuerinnen und Bauern erhalten für den Verkauf ihres Kakaos so wenig Geld, dass sie es sich nicht leisten können, erwachsene Erntehelfer einzustellen. Deshalb müssen die eigenen Kinder in den Plantagen arbeiten. Für einen Schulbesuch ist keine Zeit und auch kein Geld übrig. Sogar Kinderhandel und -sklaverei sind alltäglich: Viele Kinder werden verschleppt oder von ihren Eltern verkauft und zur Arbeit auf den Kakaoplantagen gezwungen.

Enthüllungen über Kindersklaverei auf Kakaoplantagen zwangen große Schokoladenhersteller 2001 dazu, ein Abkommen zur Beendigung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit zu unterzeichnen, das sogenannte Harkin-Engel-Protokoll. Doch Verbesserungen hat es für die Kinder und ihre Familien auch nach 19 Jahren kaum gegeben, denn die Versprechen der Schokoladenriesen wurden nur halbherzig oder gar nicht umgesetzt. Und auch 2020, so Experten, werden die Versprechen wohl scheitern. Noch immer können die großen Schokoladenhersteller, die Kakao aus Westafrika beziehen und eine Niederlassung in Deutschland haben, nicht ausschließen, dass in ihren Produkten Kinderarbeit steckt. Kinderarbeit ist also immer noch an der Tagesordnung.


Als Reaktion auf diese Missstände und um Kleinbauern sowie den Kindern auf Dauer zu helfen, wurden und werden faire Handelswege aufgebaut. Die Bäuerinnen und Bauern stehen in der Regel in direkter Geschäftsbeziehung mit den Organisationen des fairen Handels und erhalten durch diese höhere und langfristig stabile Preise und Prämien für ihre Kakaobohnen, ohne dass noch ein Zwischenhandel profitiert. So wird ihr Einkommen garantiert, die Infrastruktur in den Kakaoanbaugebieten wird ausgebaut, Schulen können gebaut und der Zugang zu besserer Gesundheitsversorgung wird ermöglicht. Der faire Handel sichert ihre Existenz und bietet den Familien die Chance auf ein besseres Leben.

Ausbeuterische Kinderarbeit sowie Zwangsarbeit sind im fairen Handel ausdrücklich verboten. Die Achtung der Kinderrechte ist eine Mindestanforderung, die jede Produzentenorganisation erfüllen muss." Beim Kauf von Schokoladenprodukten greift man also am besten zu unabhängig zertifizierter Ware. Aber auch bei den Siegeln gibt es Unterschiede, die gängigsten drei sind Fairtrade, Gepa und Utz. Fairtrade ist das wohl am weitesten verbreitete Siegel. Den Kakaobauern wird ein besserer Mindestpreis garantiert, Kinderarbeit ist strikt verboten und auch der Einsatz von bestimmten Chemikalien und Pestiziden ist untersagt. Es gibt Prämien zur Unterstützung der Kleinbauern, diese ermöglichen zum Beispiel den Aufbau von Infrastruktur, von Schulen, Brunnen und Straßen. Auch können damit neue Setzlinge finanziert werden.

Für Fairtrade-Produkte gilt: Alle im Produkt (Mischprodukt) vorkommenden Zutaten, die es als Fairtrade-Rohstoffe gibt, müssen auch nach Fairtrade-Standards gehandelt worden sein und sollen einen Mindestanteil von 20 Prozent am Endprodukt haben. Schokolade mit diesem Siegel ist heutzutage fast in jedem Supermarkt zu finden.

Das Gepa-Siegel setzt auf sehr hohe Sozialstandards, die Kinderarbeit strengstens verbieten. Die Zusammenarbeit mit den Erzeugern erfolgt langfristig und direkt mit demokratisch geführten Kleinbauerngenossenschaften. Die Gepa-Richtlinien gehen über die Standards anderer fairer Siegel hinaus. So wird versucht 75 Prozent der Zutaten von Mischprodukten, wie Schokolade, aus fairem Handel zu beziehen. Auch stammen 75 Prozent der Zutaten aus biologischem Anbau. Gepa-Siegel findet man in Weltläden aber auch immer häufiger im "normalen" Supermarkt.

Utz ist ein Minimal-Siegel, es ist häufig auf Discounter-Schokolade zu finden. Utz setzt in erster Linie auf die Rückverfolgbarkeit des Kakaos für den Verbraucher. Der maßvolle Umgang mit Pestiziden und Düngemitteln wird unterstützt (UTZ ist aber kein Biosiegel). Auch werden für Kakaoproduzenten bessere Sozialbedingungen geschaffen und die Vermeidung von Kinderarbeit durch ein festgesetztes Mindestarbeitsalter zählt zu den Standards. Utz bezahlt Ernteprämien, aber keinen Mindestpreis und gibt keine Abnahme- oder Preisgarantien. Deshalb kann hier nicht von einem echten Fairtrade-Siegel gesprochen werden.

Gerade zu Ostern, wenn wieder viele bunte Schokoeier und -hasen in den Nestern deutscher Kinder versteckt werden, sollte man den Kampf gegen Kinderarbeit unterstützen und deshalb beim Kauf lieber zur fair gehandelten Schokolade greifen – selbst, wenn man vielleicht einen etwas höheren Preis in Kauf nehmen muss. Denn damit macht man alle Kinder glücklich!

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