"Blinde laufen mit Begleiter"

ZISCH-INTERVIEW mit Ulrich Zipfel, der Ski-Spitzensportler mit Behinderung trainiert.  

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Biathlet Martin Fleig aus Gundelfingen ist einer der Athleten des Nordic-Paraski-Teams, in dem Ulrich Zipfel Trainer ist. Hier ist Fleig beim Para-Weltcup in Slowenien Anfang März zu sehen. Foto: Adrian Stykowski

Langlaufen war diesen Winter eine der wenigen Sportarten, die man trotz Corona ausüben konnte. Darüber war viel zu lesen. Über eine Gruppe von Sportlern wurde jedoch kaum berichtet: Para-Skilangläufer. Über diese besonderen Athleten habe ich, Zisch-Reporter Philip Ubbelohde aus der Klasse 4 der Karlschule in Freiburg, mich mit Ulrich Zipfel unterhalten, einem der Trainer des in Freiburg ansässigen Nordic-Paraski-Teams Deutschland.

Zisch: Was ist der Unterschied zwischen Para-Langläufern und den übrigen Langläufern?
Zipfel: Es gibt eigentlich keinen Unterschied, nur sind die Para-Skilangläufer mit einer Behinderung unterwegs. Man unterscheidet drei Klassen. Die stehende Klasse: Das sind Läufer mit verschiedenen Behinderungen wie nur einem Arm oder einer Beinverkürzung. Die sitzende Klasse: Das sind vor allem Querschnittsgelähmte. Sie fahren auf einem Schlitten und schieben sich mit den Stöcken an. Die dritte Klasse sind Sehbehinderte oder Blinde, die von einem Guide, einem Begleitläufer, Kommandos erhalten. Bis auf die Schlitten laufen sie aber die gleichen Techniken.
Zisch: Gibt es auch Biathlon für behinderte Sportler?
Zipfel: Ja, dabei schießen die Athleten mit Luftgewehr statt mit Kleinkaliber. Sehbehinderte verwenden ein Lasergewehr mit Kopfhörern, wobei hohe Töne das Ziel angeben.
Zisch: Wie viele Athleten sind momentan im Nordic Paraski Team und welche Beeinträchtigungen haben sie?
Zipfel: Im Moment sind im Bundesstützpunkt für Paralympics vier Sehbehinderte, zwei Leute im Schlitten oder Sitzski und zwei Körperbehinderte.
Zisch: Wie sehen Langlaufski für Rollstuhl-Athleten aus?
Das sind normale Langlaufski, auf denen eine Art Schlitten mit vier Beinen befestigt ist. Die vorderen Beine sind in der Bindung, die hinteren auf einer Platte. Die Athleten sitzen auf dem Schlitten und arbeiten mit den Armen.
Zisch: Wie funktioniert Langlaufen bei blinden Läufern?
Zipfel: Der blinde Läufer orientiert sich an den Zurufen des Begleitläufers. Beide tragen ein Headset und ein Mikrofon, der Guide hat hinten einen Lautsprecher. Die Kommandos werden anhand des Zifferblatts einer Uhr gegeben: Zwölf Uhr oder "hopp" heißt geradeaus, elf Uhr heißt leicht links, aber nicht so scharf. Es ist sehr wichtig, dass die Befehle genau sind, damit der Läufer nicht stürzt. Jede Bodenwelle oder Unebenheit wird auch angekündigt.
Zisch: Was muss ein Begleitläufer Besonderes können?
Zipfel: Er muss noch schneller sein als der Athlet. Auch die Begleitläufer im Olympiastützpunkt Freiburg sind Spitzenlangläufer. Sie müssen sehr gut und sicher fahren, gleichzeitig nach vorne und hinten schauen und beim Fahren noch sprechen können.
Zisch: Wie oft trainieren Sie mit dem Nordic Paraski Team?
Zipfel: Die Mitglieder der Nationalmannschaft trainieren meistens sechs Mal die Woche bei ein bis zwei Ruhetagen. Bei Lehrgängen trainieren sie sogar zwei Mal täglich.
Zisch: Was war Ihr größter Erfolg mit dem Nordic-Paraski-Team?
Zipfel: Ich bin erst seit anderthalb Jahren Trainer, die WM 2020 und die meisten Rennen 2021 sind aufgrund der Pandemie leider ausgefallen. Wir haben viele Spitzensportler. Zum Beispiel haben Martin Fleig aus Gundelfingen und Anja Wicker aus Stuttgart 2020 den Weltcup in Oberhof gewonnen. In den Jahren 1992 bis 2006 war ich selbst als Begleitläufer unterwegs. Der Athlet Frank Höfler hat mit mir als Guide elf Olympia-Goldmedaillen gewonnen und Willi Brehm einmal Olympia-Bronze; er wurde außerdem mehrfach Weltmeister und Weltcupgesamtsieger.
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