Ausbildung zur Baukeramikerin

Brennen für ein seltenes Handwerk

Franziska Winterhalder wird zur Baukeramikerin ausgebildet.  

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Franziska Winterhalder lernt wie Ofenk...stellt, glasiert und gebrannt werden.   | Foto: Eva Weise
Franziska Winterhalder lernt wie Ofenkacheln hergestellt, glasiert und gebrannt werden. Foto: Eva Weise

LÖFFINGEN-GÖSCHWEILER. Viele In Handwerksberufen wird es schon bald nicht mehr geben. Trotzdem: Ein paar Mutige wagen sich in eine exotische Ausbildung. Zu ihnen gehört Franziska Winterhalder: Die 19-Jährige lernt Baukeramikerin bei Kainz-Keramik in Göschweiler.

Die Lehre zum Keramiker können junge Leute in zwei Richtungen machen: Im Handwerk und in der Industrie. In beiden Fällen dauert sie drei Jahre. Die Mehrzahl lernt in der Industrie, im Handwerk wird kaum noch ausgebildet. Franziska Winterhalter hatte Glück eine Lehrstelle zu finden. Heute ist sie im zweiten Lehrjahr und rundum zufrieden. Als Baukeramikerin lernt sie wie Ofenkacheln, Fließen oder Zierkeramik handgeformt oder in Überschlagtechnik hergestellt werden. Jedes Teil ist ein Unikat.

"Wir bilden nur Leute aus, die – wie Franziska Winterhalder – das Handwerk unbedingt lernen möchten und die nötige Leidenschaft dafür mitbringen ", sagt Seniorchef Eugen Kainz, der die Firma 1975 gegründet hat. Seine beiden Söhne, Lucian und Josef, sind mit im Betrieb tätig. Wie sein Vater ist auch Lucian Kainz Baukeramikermeister und vermittelt Franziska den Herstellungsprozess von der Tonaufbereitung bis zu dem Punkt, wenn die Produkte fertig glasiert und gebrannt aus dem Ofen kommen. Dafür muss sie kreativ und handwerklich geschickt sein.

"Kunst war mein Lieblingsfach in der Schule", erzählt die Auszubildende aus Oberbränd. Am liebsten hat sie mit Ton gearbeitet. "Es fasziniert mich, wie viel Schönes man aus einem Klumpen Erde schaffen kann", schwärmt sie. Nach dem Abitur wollte sie nicht studieren, sondern zunächst etwas Praktisches lernen – ein seltenes Handwerk sollte es sein. Auf die Baukeramik stieß sie über einen Ofensetzer und nach einem zweiwöchigen Praktikum in Göschweiler unterschrieb sie den Lehrvertrag. Obwohl der Beruf nicht ganz einfach ist: Er fordert hohen körperlichen Einsatz und die Berufsaussichten sind nicht rosig. "Mir ist das egal", sagt Franziska Winterhalder, "Ich wollte etwas machen, das mir Spaß macht. Ich bin noch jung und kann später immer noch studieren. "

Die Werkstatt mit Innenhof lädt zum konzentrierten Arbeiten ein: Ofenkacheln füllen Regale und den Brennofen, ein mannshohes Ungetüm, das für den Brand vorgeheizt wird. Nebenan werden Rohlinge glasiert und im Ausstellungsraum kann der Besucher einige Musteröfen bewundern. Das Spektrum reicht vom typischen Schwarzwaldofen über Terracotta-Öfen bis hin zum Designerobjekt. Franziska kennt sich an den verschiedenen Arbeitsplätzen schon recht gut aus. Seit dem frühen Morgen formt sie Kacheln für einen Designerofen, der nach Amerika geliefert wird. Denn Öfen made in Göschweiler sind nicht nur in Deutschland, sondern weltweit gefragt.

Um die Ofenkacheln herzustellen, fertigt Franziska Winterhalder zunächst aus Tonblöcken, den Hubbeln, mit einer Drahtschlinge Tonplatten. Diese schneidet sie dann in die passende Größe und modelliert sie mit viel Geschick und Können in die gewünschte Form. "Für die mehrteilige Gestaltung stelle ich mir eine 1:1-Schablone her, damit später alles zusammenpasst", erklärt die angehende Baukeramikerin. Dafür braucht sie Mathekenntnisse: Denn der Ton schrumpft beim Trocknen und diesen Schwund muss sie berücksichtigen und berechnen können. Nach dem behutsamen Trocknen – die Trockenzeit beträgt etwa eine bis drei Wochen – wird die Keramik glasiert. "Die Glasur bringt je nach Temperatur und Auftragsstärke ganz verschiedene Farben hervor", sagt der Seniorchef. Das erfordert viel Erfahrung. Der letzte Arbeitsschritt ist der Brand bei etwa 1050 bis 1080 Grad. Der Brand benötigt etwa zwölf Stunden und 36 Stunden zum Abkühlen. "Unsere Kacheln werden aus einem speziellen Kachelton mit hohem Schamotteanteil gefertigt. Die reinen, hellen Töne erlauben uns die vielfältige Gestaltung mit mehrschichtigen Kunstglasuren. Bei Bedarf entwickeln wir zum Rauminterieur passende Farblasuren", erklärt Eugen Kainz.

Um ganz genau Bescheid zu wissen, lernt Franziska das Einmaleins der Keramikherstellung auch in der Berufsschule. Dort erfährt sie alles über verschiedene Brenntemperaturen, wie Glasuren entwickelt oder Dekore ausgeführt werden. In ihrer Klasse sitzen nur sieben Frauen, zwei Baukeramikerinnen und sechs Töpferinnen. "Wir tauschen uns gerne aus", sagt Franziska, die dreimal jährlich zum Blockunterricht nach Landshut fährt, wo die Schülerin in einem Internat untergebracht ist. Für die Zusatzqualifikation Management im Handwerk besucht sie nebenher einen Lehrgang in Freiburg. Der Lehrgang ist kaufmännisch ausgerichtet und soll die Chancen im Berufsleben verbessern.

"Es macht mir Spaß, etwas Schönes zu kreieren", sagt Franziska Winterhalder, während sie hilft, einen Stapel für den Ofen vorzubereiten. Jedes Mal ist sie gespannt wie ein Flitzebogen, wenn ihr Chef den Brennofen öffnet. Wie ist die Glasur geworden? Ist auch alles heil geblieben? Bei jedem Schritt muss eine gehörige Portion Geduld an den Tag gelegt werden: Wenn man den Ofen zu früh öffnet, zerspringen die Tongegenstände. Dann war die ganze Mühe umsonst. Überhaupt ist Geduld eine wichtige Eigenschaft für einen Baukeramiker. Und das Augenmaß darf nicht fehlen – denn Baukeramik ist auch Kunst.

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