"Das dauernde Reisen ist anstrengend"

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Europa-Politiker Daniele Viotti.  

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Daniele Viotti   | Foto: Mauro Silvestri
Daniele Viotti Foto: Mauro Silvestri

Daniele Viotti (42) ist italienischer Politiker der Partito Democratico und Mitglied des Europäischen Parlaments. Er gehört außerdem zur Gemeinschaft lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller und intersexueller Menschen (LGBTI). Laura Burzacchini und Rebecca Weier von der Klasse 9c des Rotteck Gymnasiums, Freiburg hat er erzählt, wie es ist, Berufspolitiker zu sein. Das Interview wurde auf Italienisch geführt und dann übersetzt.

Zischup: Sie leben sowohl in Turin als auch in Straßburg und Brüssel. Wo gefällt es Ihnen am besten?
Viotti: Zuhause ist da, wo man glücklich ist. Das ist bei mir Turin, weil ich dort mit meinem Freund lebe und meine Freunde treffen kann, aber auch in Brüssel fühle ich mich sehr wohl. Am wenigsten gerne bin ich in Straßburg, weil ich dort nur eine Woche im Monat lebe und das auch immer nur im Hotel. Außerdem kommt mich dort nie jemand besuchen (lacht). Das mit dem dauernden Reisen ist natürlich anstrengend, da ich selten drei Nächte in Folge im selben Bett schlafe und bis zu viermal pro Woche fliegen muss.
Zischup: Wie fühlen Sie sich damit, einer der 73 Vertreter Ihres Landes im EU-Parlament zu sein?
Viotti: Es ist ein großes Privileg, aber gleichzeitig auch eine große Verantwortung. Wir versuchen sowohl die Interessen unseres Landes als auch die aller Bürger der EU zu vertreten. Ich war schon immer sehr von Politik begeistert. Wenn mich jemand als Jugendlicher gefragt hätte, was ich gerne arbeiten würde, hätte ich geantwortet, dass ich gerne ein EU-Abgeordneter geworden wäre.
Zischup: Wie hätten Sie reagiert, wenn man Ihnen damals gesagt hätte, dass das Ihr zukünftiger Job sein würde?
Viotti: Ich hätte mich gefreut, aber ich hätte sicherlich auch gelacht. In Italien ist es sehr schwierig, für das EU-Parlament gewählt zu werden, weil nach dem dortigen Wahlsystem die Mandate an die Kandidaten mit den meisten Vorzugsstimmen gegeben werden. Mir läuft noch immer ein Schauder über den Rücken, wenn ich daran denke, dass 28 000 Menschen meinen Namen auf ihren Wahlzettel geschrieben haben.
Zischup: Was machen Sie bei der LGBTI-Gemeinschaft?
Viotti: In den letzten Jahren war ich deutlich aktiver. Ich war zum Beispiel Koordinator der Torino Gay Pride (Anm.: ein Fest- und Gedenktag von Lesben, Schwulen und Bisexuellen). Heute schaffe ich es natürlich nicht mehr so viel zu arbeiten, aber ich bin trotzdem noch Co-Präsident der LGBTI-Gruppe im europäischen Parlament, und dort koordiniere ich die Aktivitäten in den verschiedenen Ländern.
Zischup: Gibt es noch andere politische Positionen, die Sie in Zukunft gerne übernehmen würden?
Viotti: Das, was ich momentan mache, mache ich unglaublich gerne. Aber natürlich gibt es viele Sachen, die ich noch gerne machen würde, wie zum Beispiel Bürgermeister Alessandrias zu werden. Es wäre für mich etwas besonderes, die Probleme meines Geburtsortes zu beheben. Es geht mir jedoch nicht darum, politisch Karriere zu machen, sondern darum, das, was ich jetzt mache, auch gut zu machen.
Zischup: Ihr Gesicht auf Ihrem Wahlplakat besteht nur aus Ihrem Bart und Ihrer roten Brille. Wer hatte die Idee dazu?
Viotti: Das war lustig. Ein Freund von mir, der eine Werbeagentur leitet, sagte mir, dass mich sowieso niemand kennt. Und da es unmöglich war, mich und mein Gesicht in sechs Wochen bekannt zu machen, riet er mir dazu, ein Plakat mit meinen zwei auffälligsten Merkmalen zu gestalten. Offensichtlich hat es funktioniert. Inzwischen haben auch andere Politiker diese Methode für ihre Wahlplakate verwendet.

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