Tennis
Das Davis-Cup-Team mit Alexander Zverev ist heiß auf den Titel
Sinner nicht dabei, Alcaraz sagt ab – und Deutschland hat Zverev. Gelingt mit ihm der erste Triumph im Davis Cup seit 32 Jahren? Es ist vielleicht die letzte Chance dieses Teams.
Jörg Soldwisch (dpa)
Di, 18. Nov 2025, 20:00 Uhr
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Als Deutschland das bislang letzte Mal den Davis Cup gewinnen konnte, war Alexander Zverev noch nicht geboren. Die glorreichen Zeiten der deutschen Tennisspieler in dem prestigeträchtigen Mannschafts-Wettbewerb kennt der Weltranglistendritte nur aus Erzählungen oder alten Videos. Jetzt ist er der große Hoffnungsträger, um bei der diesjährigen Endrunde in Bologna die titellose Zeit nach 32 Jahren zu beenden.
Boris Becker glaubt fest daran. Durch Zverevs Startzusage habe Deutschland "eine Bombenmannschaft", sagte die Tennis-Ikone: "Das ist eine Riesenchance, die hässlichste Salatschüssel der Welt nach Deutschland zu holen." Er selbst konnte beim Mannschafts-Wettbewerb Ende der 80er-Jahre zweimal triumphieren, 1993 führte Michael Stich beim Heimturnier in Düsseldorf das deutsche Team zum Sieg. Folgt nun Titel Nummer 4? Die Chancen dafür stehen gut.
Am Dienstag sagte Topstar Carlos Alcaraz seinen Start wegen Oberschenkelproblemen ab, der Weltranglistenerste wäre mit Spanien möglicher Halbfinal-Gegner der Deutschen gewesen. Zuvor hatte Titelverteidiger und Gastgeber Italien schon den Verlust von ATP-Champion Jannik Sinner und Top-Ten-Spieler Lorenzo Musetti, die aus Belastungsgründen nicht teilnehmen, verkraften müssen.
Danach geht es für Zverev in den Urlaub auf die Malediven
"Wir treten mit allem an, was wir haben und sind sicher eines der besseren Teams auf dem Papier", sagte der deutsche Doppelspezialist Tim Pütz vor dem Viertelfinale an diesem Donnerstag (17 Uhr) gegen Argentinien: "Aber das bedeutet am Ende auch nichts, wir müssen eine gute Leistung abrufen." Helfen soll dabei Zverev. Der Hamburger gibt nach fast drei Jahren Pause sein Davis-Cup-Comeback und verlängert dafür seine von sportlichen und körperlichen Rückschlägen gezeichnete Saison, bevor es in den Urlaub auf die Malediven geht. "Ich spiele, weil die Jungs mich gebeten haben", sagte der 28-Jährige kurz nach seinem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei den ATP Finals in Turin. Das Team habe von der Altersstruktur her "nicht mehr viel Zeit" für den Coup, meinte er: "Und dann habe ich halt gesagt: Okay, dann spiel' ich halt einmal."
Zverevs Teamkollegen Jan-Lennard Struff (35), Yannick Hanfmann (34), Kevin Krawietz (33) und Pütz, der am Tag vor dem Viertelfinale seinen 38. Geburtstag feiert, seien zwar ganz offensichtlich "nicht mehr auf den ersten 100 Metern ihrer Karriere", sagte Kapitän Michael Kohlmann. Doch an Erfahrung und Motivation mangele es nicht.
Struff hat viel Selbstvertrauen, das Doppel Krawietz/Pütz gilt als Bank
"Wir sind hier, um was zu reißen, um Erfolg zu haben", sagte Kohlmann – und das sei der wichtigste gemeinsame Nenner mit dem Starspieler Zverev. "Das ist das, was wir als Team von ihm verlangen und er auch von uns verlangt: Dass wir hochprofessionell rangehen und nicht nur herkommen und Hallo sagen." Kohlmann warnt aber: Viertelfinal-Gegner Argentinien sei eine "knackige Aufgabe". Zverev weist gegen Argentiniens Topspieler Francisco Cerundolo gar eine 1:3-Bilanz auf. Zverev geht als nominell bester Spieler des Turniers klar favorisiert in sein Duell. Es sei "ein riesiger Vorteil, einen Brecher wie ihn an Position eins aufstellen zu können", sagte Kohlmann bei web.de. Und Struff tritt nach dem jüngsten Sieg beim Challenger-Turnier in Lyon mit frischem Selbstvertrauen an. Das Doppel Krawietz/Pütz gilt im Davis Cup ohnehin als Bank.
Dass Zverev direkt nach seinem Ausscheiden in Turin nur wenig Feuer für den Wettbewerb versprühte ("Ein Showturnier, das man Davis Cup nennt") und abermals betonte, dass er von den Teamkollegen gebeten worden sei, wollte im Team niemand überbewerten. "Es ist schon hoffentlich seine Entscheidung selbst und hoffentlich ist er selbst motiviert, für Deutschland zu spielen. Und ich glaube, das ist er, wenn er zusagt", sagte Krawietz: "Ich glaube, er fühlt sich ganz wohl im Team."
Zverev reiste etwas verspätet an, weil er am Montag noch einen für ihn sehr wichtigen Termin hatte. Beim Gala-Abend seiner eigenen Stiftung unter dem Motto "Aufschlag gegen Diabetes" schüttelte der Tennisstar viele Hände, warb um Unterstützung für seine Projekte – doch übers Sportliche wollte er dort nicht sprechen. Mit einem Triumph im Davis Cup könnte er die für ihn persönlich "unglaublich unbefriedigende" Saison zumindest versöhnlich beenden.