Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr 2018 I

Das Gespenst von Rosenfeld

Von Mia Yahja, Klasse F10, Clara-Grunwald-Schule, Freiburg  

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Minna war ein Kind, das Eltern hatte, die berühmte Schauspieler und Sänger waren. Viele Kinder denken dann: Wow, wie cool ist das denn? Doch Minna fand das nicht so toll! Weil ihre Eltern oft weg waren, hockte Minna oft alleine zu Hause, und das mehrere Wochen. Deshalb sollte sie auf das Internat Rosenfeld. Internat Rosenfeld war ein Mädcheninternat. "Das machen wir doch nur, damit es dir gut geht", sagte Mama immer dann, wenn Minna versuchte, Papa und Mama zu erklären, dass sie da nicht hinwollte. Schließlich war der Tag gekommen, an dem Minna aufs Internat musste. Sie hatte es nicht geschafft, ihre Eltern davon zu überzeugen, dass es doch eigentlich besser wäre, sie hier zu lassen. "Tschüss Schatz!", Mama und Papa wedelten mit einem weiß-rosa Taschentuch.

Minna schaute auf die Maisfelder, die an ihr vorbeizogen. Es war doch so schön, mit ihrer besten Freundin Tilda über das Balkongeländer in das weiche Gras zu springen! Bei dem Gedanken wurde sie ganz traurig. Ein paar Tränen liefen ihr über die Wangen. Was war das nur für ein schrecklicher Tag!

"Internat Rosenfeld!", der Waggon hielt an. Minna stieg aus und sah vor sich ein riesiges Gebäude mit einem verwucherten Garten. Das Internat war aus Backstein gebaut und hatte ganz unterschiedliche Balkone. Am besten gefiel ihr ein hellgelber, riesiger Balkon, der eine Halbkugel aus Glas als Dach trug. Er erinnerte sie an den Balkon von Tilda. "Ah, hallo!", plötzlich kam eine mollige Frau in einem hellblauen Kleid, was ein bisschen wie ein Nachthemd aussah. "Du musst Minna sein, nicht? Ich bin Frau Blaubeere. Komm" doch mit, ich zeige dir Internat Rosenfeld. Hübsches Kleid übrigens." Minna sah verlegen auf ihr fliederfarbenes Kleid, das bis zu ihren Knien ging, sodass man eine weiße Strumpfhose, die in schwarzen Halbschuhen steckte, sah. Dann folgte sie Frau Blaubeere.

Im Haus drinnen stellte Minna fest, dass es doch nicht so groß war, wie es von außen ausgesehen hatte. "Dein Zimmer wird hier sein", die Frau ließ Minnas Koffer auf den Boden plumpsen. "Luisa, bitte zeige Minna das Internat. Ich habe zu tun", mit diesen Worten ließ sie Minna bei einem Mädchen, das einen gelben Rock und eine weiße Bluse trug. "Hallo!" Minna merkte, dass ihre Stimme irgendwie leise klang. "Ich heiße Minna." "Ich Luisa." Das Mädchen hatte ein freundliches Lächeln. "Komm, ich zeig dir Rosenfeld."

Minna war jetzt schon ein halbes Jahr auf Rosenfeld. Luisa ersetzte Tilda, und zu dem Zimmer, in dem die beiden schliefen, gehörte der gelbe Balkon. Seit kurzem schwirrte das Gerücht um, dass ein Gespenst auf Rosenfeld spukte. Eines Tages beim Frühstück kamen Kaja, Tina und Leyla, das waren ein paar angeberische Mädchen, auf die beiden zu. "Ihr wollt also nicht glauben, dass es ein Gespenst gibt? Na gut, dann beweisen wir es euch. Heute Nacht um zwölf Uhr gehen wir in die Mensa und schießen das erste Foto vom Gespenst. Dann werdet ihr schon sehen, dass es ein Gespenst gibt! Abgemacht?" Kajas fieses Lächeln stellte sich ein. "Wenn ihr darauf besteht", Luisa klang ganz schön lässig. "Vielleicht wird es sogar ein Wettkampf, und wir bekommen als Erste ein Beweisfoto!" "Träum schön weiter!" Kaja drehte sich um und stolzierte davon. Was für eine Angeberin!

Nach der Schule gingen Minna und Lu in das Büro von Frau Blaubeere. "Hallo Frau Blaubeere, Lu und ich würden gerne einen Stadtplan haben wollen." Minna hoffte, dass sie ohne Fragen davonkommen würden. "Und wofür?" Frau Blaubeere sah von ihrem Pult auf. "Ähm, also, ach ja, für die Geoarbeit." Zum Glück fiel Luisa immer so eine gute Lüge ein. "Soso", Frau Blaubeere schmunzelte, "na dann lernt mal schön fleißig, Kinder!" Sie gab ihnen einen Stadtplan und beugte sich über einen Stapel Papiere. Luisa und Minna rannten nach draußen und steuerten auf einen Holunderbusch zu. Sie zwängten sich durch die dichten Zweige und kamen in eine Minibuschhöhle. Sie setzten sich auf zwei Steine und recherchierten mit Hilfe des Plans, wo in der Stadt ein Elektronikladen zu finden war.

Vor dem Abendessen flitzten sie ohne Erlaubnis zum Laden und fragten nach Taschenlampen und einem Fotoapparat. Im Internat waren Taschenlampen verboten, weil man nachts nicht durchs Treppenhaus schleichen durfte, aber genau das hatten sie vor!

Am Abend nach dem Essen zogen sie sich mit schwarzen Klamotten zurück in ihr Zimmer. Lu stellte den Wecker auf 23.50 Uhr und sie schliefen schnell ein. Minna wachte von einem Piep, piep, piep, piep, … auf. Erst blinzelte sie in die Dunkelheit, dann weckte sie Lu, die sofort nach den Taschenlampen und der Kamera griff. Gemeinsam schlichen sie durchs Treppenhaus zur Mensa. Die Kirchturmuhr schlug Mitternacht. Geisterstunde!

Erstmal war es still, doch dann: leises Knarzen! Es raschelte und dann kam es: das GESPENST! Es war weiß und irgendwie gruselig. Lu und Minna tapsten zwei Schritte zurück. Dabei merkten sie, dass der Boden ziemlich rutschig war. Sie konnten dunkle Umrisse von einem Putzwagen erkennen. Plötzlich hallte lautes Geschrei durch die Mensa. Das Gespenst war volle Kanne gegen den Lichtschalter geknallt! Und unter einem weißen Bettlaken kamen Kaja, Tina und Leyla zum Vorschein. Was für ein Betrug! Lu machte schnell ein Foto.

Am nächsten Morgen bekamen alle ziemlichen Ärger von Frau Blaubeere und mussten als Strafe eine Woche lang die Mensa nach der Schule putzen. Das Foto aber wurde in der Internatszeitschrift veröffentlicht und allen wurde klar, dass das Gespenst von Rosenfeld nicht existierte.

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