Das Glück in der Herde – und in der Serie

NEU IM KINO: Selbst die Kontinentalverschiebung kann Mannis Großfamilie in "Ice Age 4" nicht auseinander bringen.  

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Immer noch  dabei: Diego   | Foto: dpa
Immer noch dabei: Diego Foto: dpa
Kleine Ursache, große Wirkung: Bei seiner immerwährenden Jagd nach der ultimativen Eichel reißt Scrat, das emsige Urzeit-Säbelzahnhörnchen, diesmal ganze Kontinentalplatten auseinander und versenkt auch gleich noch das Inselreich Atlantis. Im Familienfilm "Ice Age 4 – Voll verschoben" ist die Slapstick-Nebenfigur aus der Rahmenhandlung also abermals der wahre Spielmacher (und Publikumsliebling) der Geschichte – und erinnert in wieselflinken Gastauftritten an Zeiten, in denen solche Gestalten noch per Zeichenstift gegen sämtliche Regeln der Physik anstrampeln durften. Scrat rettet den anarchistischen Übermut alter "Looney Tunes" hinüber in die zeitgemäße 3D-Animation aus dem Computer.

Von dieser Chaosbegeisterung hebt sich der Rest von "Ice Age 4" eher bieder ab. Mammutpapa Manni, Faultier Sid, Tiger Diego und die übrigen alten Bekannten besingen einmal mehr das Glück in der Herde und nehmen auch noch ein paar Frischlinge in ihre Patchwork-Sippschaft auf. Die Tigerdame Shira, Überläuferin aus einer grimmigen Seeräuberbande, ist der interessanteste Neuzugang. Für die Originalfassung leiht Jennifer Lopez ihr die Stimme, denn bei amerikanischen Animations-Blockbustern sind ja auch Superstars immer gern dabei. In der deutschen Fassung gilt wieder einmal Otto Waalkes mit Sids lustigem Gelispel als akustischer Höhepunkt.

Durch Scrats Kontinentalverschiebung wird auch Mannis Großfamilie auseinander gerissen. Auf dem mächtig wegbröckelnden Festland durchlebt das Mammuttöchterlein Peaches jetzt nicht nur den Katastrophenfilm einer untergehenden Welt, sondern muss sich in ausgesprochen menschlich anmutenden Pubertätsturbulenzen gleichzeitig auch noch zwischen dem Stoßzahn-Schönling Ethan mitsamt seiner zickigen Girlie-Clique und ihrem alten kleinen Maulwurfsigelfreund Louis entscheiden. Papa, Tiger und Faultier driften derweil auf einer weißen Scholle ab, schlagen sich tapfer mit eiszeitlichen Piraten der Karibik und feiern bei der schlussendlichen Wiederzusammenführung der Großfamilie auch gleich noch den Mythos von der Geburt einer Nation – mitsamt prähistorischer Freiheitsstatue.

Zum bewährten Gewusel aus Filmzitaten und vielen anderen Anspielungen kommen auch ein paar wunderbar absurde Eigenerfindungen, da ist eine Armee fliegender Kampfhamster eine fröhliche Krönung. Es gibt also viel Kurzweil in diesen 88 Kinominuten – aber auf die Länge können all die schnellen Gags eben doch nicht überspielen, dass der ewige Kern dieser Eiszeit-Fabel lediglich brav wiedergekäut wird. Die schlichte Botschaft, dass auch noch in der prekärsten Familie alle füreinander da sind, wirkt spätestens beim vierten Mal etwas ermüdend.

Vielleicht gibt es ja irgendwann mal frischere Akzente mit einer Idee, die die die Macher der Reihe schon seit längerem auf Eis liegen haben: In einem Unfall, an dem Säbelzahnhörnchen Scrat schuld sein kann, wird die Urzeitfamilie eingefroren und erst in unserer Gegenwart aufgetaut. Diese Bewährungsprobe könnte tatsächlich lustig werden – vielleicht in "Ice Age 9".
– "Ice Age 4 – Voll verschoben" (Regie: Steve Martino und Michael Thurmeier) ab Montag im Kino.

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