Zischup-Schreibwettbewerb Hebst 2015

"Das Recht auf Asyl ist ein individuelles Recht"

Das auf dem Freiburger Grethergelände gelegene Rasthaus will eine Herberger für Verfolgte sein. David Mihm, Schüler der Klasse 8a der Freiburger Pestalozzi-Realschule. im Gespräch mit Melanie Schmidt, die sich im Rasthaus engagiert.  

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Zischup: Was ist das Rasthaus in zwei Sätzen?
Schmidt: Das Rasthaus soll ein Ort für Flüchtlinge sein, an dem sie sich treffen und wohlfühlen können, Beratung und Hilfe kriegen.
Zischup: Können auch Flüchtlinge ohne legalen Status das Rasthaus nutzen?
Schmidt: Gerade für sie ist das Rasthaus auch gedacht. Hier bekommen alle Beratung und Unterstützung, ganz egal, wie ihr Status ist.

Zischup: Was für Angebote gibt es im Rasthaus?
Schmidt: Es gibt mehrere Gruppen, die verschiedene Dinge anbieten. Da sind zum einen die Deutschkurse, wo man einfach vorbeikommen kann. Dann bietet das Südbadische Aktionsbündnis gegen Abschiebung eine Rechtsberatung an, zum Beispiel beim Stellen eines Asylantrags, auch im Fall einer Ablehnung oder, wenn jemand schwer krank ist und abgeschoben werden soll. Medinetz bietet medizinische Beratung. Flüchtlinge haben in Deutschland nicht das volle Recht auf medizinische Behandlung. Besonders schwierig ist das für Flüchtlinge, die nicht registriert sind. Zwar dürften sie mittlerweile von allen Ärzten behandelt werden, ohne nach ihrem Status gefragt zu werden, aber viele haben trotzdem Angst und kommen auch nicht an alle benötigten Mittel heran. Vor allem, wenn es um längerfristige Erkrankungen geht.
Aktion Bleiberecht macht Öffentlichkeitsarbeit für Flüchtlinge, wie Ausstellungen, Stadtrundgänge oder Vorträge. Das Freiburger Forum macht ebenfalls Öffentlichkeitsarbeit und bietet Beratung an, ein eigener Schwerpunkt liegt auf der Situation nach Freiburg geflüchteter Roma. Eine Zeitlang gab es einmal im Monat auch einen Abend, an dem gemeinsam gekocht und gegessen wurde.

Zischup: Nun sind die Angebote ja kostenlos. Wie finanziert sich denn das Rasthaus?
Schmidt: Die Räume auf dem Freiburger Grethergelände, einem selbstverwalteten Wohnprojekt, finanziert sich über Mietpatenschaften. Die Ausstattung ist spendenfinanziert.
Zischup: Welche Erwartungen haben die Flüchtlinge und wird das Rasthaus ihnen gerecht?
Schmidt:
Da kann ich nur von eigenen Erfahrungen berichten. Gerade bei drohenden Abschiebungen gibt es große Erwartungen und Hoffnungen, aber auch viel Verzweiflung. Etwa auf die Hilfe von Anwälten, die aber in der Regel teuer ist. Es wird immer schwieriger, den Erwartungen gerecht zu werden, auch weil die Gesetze immer mehr verschärft werden.

Zischup: Wie sieht das Rasthaus diese Verschärfungen?
Schmidt:
Schon in den neunziger Jahren war das Asylrecht stark eingeschränkt worden. Das geschieht gerade wieder. Die Möglichkeiten des Bleiberechts werden in einer Weise eingeschränkt, die dem individuellen Menschen nicht gerecht werden. Das Recht auf Asyl ist aber ein individuelles Recht, jede und jeder kann es einzeln von dem Staat, in den er kommt, einfordern. Dieses Recht wird immer mehr umgangen. Etwa dass Menschen aus bestimmten Ländern diese Möglichkeit pauschal nicht mehr haben sollen.
Zischup: Welche Ideen für die Zukunft gibt es?
Schmidt:
In den Flüchtlingswohnheimen leben die Flüchtlinge in Zwangs-Wohngemeinschaften zusammen, man kann sich nicht aussuchen, mit wem man das Zimmer teilt. Manche sind durch Kriege traumatisiert und leben dann sehr eng mit anderen zusammen. Die ursprüngliche Idee war daher ein großes Rasthaus, wo Flüchtlinge auch wohnen können, gerne auch mit Nichtflüchtlingen zusammen. Nötig wären zudem größere Veranstaltungsräume, auch für die immer stärker nachgefragten Deutschkurse. Und ein Ort, wo sich Flüchtlinge einfach so aufhalten könnten und eigene Ideen entwickeln könnten. Wir haben schon Gebäude in Freiburg im Blick und hoffen, dass uns die Stadt da auch unterstützt.

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