"Das sechste Schuljahr gab es nicht"
Rosalynn Wild hat ihren 93-jährigen Uropa Franz Kölble in seinem Esszimmer interviewt. Sie sprach mit ihm über seine Schulzeit, die ganz anders war als Schule heutzutage. .
Rosalynn Wild, Klasse 4a, Taubergießenschule (Kappel-Grafenhausen)
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BZ: Hattet ihr bei eurer Einschulung eine Schultüte?
Eine Schultüte hat es keine gegeben. Wir haben eine Lederschultasche mit einer Schiefertafel und einem Griffel bekommen. Damit haben wir Aufschriebe gemacht, Hefte gab es erst später. Aus der Schultasche hingen ein Schwamm und ein Lappen raus, die wir für das Putzen der Tafel nehmen konnten.
BZ: Wie war es in der Schule?
Ich konnte mich nicht beschweren, ich habe viel erlebt. Im Rechnen war ich ziemlich vorne. Da hatte ich eine Eins im Zeugnis. Ich konnte immer mit meiner großen Schwester Maria lernen. Sie war nur ein Jahr älter als ich. Beim Schnellrechnen war ich immer sehr gut.
BZ: Was für Fächer hattest du?
Lesen, Schreiben und Rechnen. Wir waren immer zwei Klassen in einem Raum, die verschiedene Aufgaben erhalten haben.
BZ: Gab es Sachen, die du nicht gut fandest in der Schule?
Aufsatzschreiben mochte ich nicht so und Schönschreiben fiel mir schwer. Wir haben am Anfang noch die deutsche Schrift gelernt. In der dritten Klasse mussten wir dann die lateinische Schrift neu lernen.
BZ: Was habt ihr in der Pause gespielt?
Unser Schulhof war auch gleichzeitig der Kirchplatz, da gab es keine Spielgeräte. Wir haben einfach mit Bällen gespielt.
BZ: Hattest du nette Lehrer und Lehrerinnen?
In der Grundschule hatten wir nur Lehrer, keine Lehrerinnen. Ich konnte mich über sie nicht beklagen.
BZ: Was war besonders an deiner Schulzeit?
Es war Krieg, da hatten wir vielmals keine Schule. In der ersten Klasse hatten wir nur ein halbes Jahr Unterricht. 1939 wurden wir ins Württembergische evakuiert und kurze Zeit später kamen wir ins bayerische Baisweil. Dort durfte ich für drei Wochen in der Schule vor Ort die erste Klasse besuchen. Nette Leute haben uns eine Tafel geliehen. Als wir 1940 nach Sulz evakuiert wurden, war von Schule keine Rede. Das sechste Schuljahr gab es bei mir gar nicht. Das war zur Kriegszeit 1944/1945. Wir waren evakuiert und oft war das Schulgebäude mit Soldaten besetzt. Der Unterrichtsstoff fehlte mir später.
BZ: Was blieb dir besonders in Erinnerung?
Wenn der Lehrer uns aufgerufen hat, mussten wir erst aufstehen und dann durfte man sprechen. Einmal durfte ich ein Gedicht vortragen. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht.