Filmfestspiele Cannes

Das sind die Favoriten beim Filmfestival Cannes

Am Samstag wird in Cannes die Goldene Palme verliehen. Unter den Filmen, die Kritiker am meisten überzeugten, ist das Werk der Deutschen Mascha Schilinski. Ein Überblick.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/6
Renate Reinsve vor der Premiere von "Sentimental Value". Foto: Scott A Garfitt/Invision/AP/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Cannes (dpa) - Ein mutiger iranischer Politthriller, ein berührendes norwegisches Familiendrama - oder gewinnt doch die deutsche Kino-Hoffnung Mascha Schilinski? Bei den Filmfestspielen in Cannes ist Endspurt, und es gibt einige Favoriten auf die Goldene Palme, die am Samstag vergeben wird.

Cannes-Sensation "In die Sonne schauen" von Mascha Schilinski 

Dass die Berlinerin Mascha Schilinski als relativ unbekannte deutsche Regisseurin, die zuvor erst einen Spielfilm gedreht hatte, in den Wettbewerb von Cannes eingeladen wurde, war schon eine kleine Sensation. Die zweite ist, wie ihr Drama dort ankam: Kritikerinnen und Kritiker waren begeistert von der kunstvollen, experimentellen Ästhetik des Films. 

Erzählt wird kein klassischer Plot, es reihen sich atmosphärische Bilder aneinander. "In die Sonne schauen" ist ein Generationenporträt über vier Mädchen und Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten auf einem Bauernhof in der Altmark leben. Das Drama lief gleich zu Beginn des Festivals, und das Magazin "Vulture" schrieb anschließend: "Den besten Film in Cannes haben wir dieses Jahr vielleicht schon gesehen."

Ein norwegisches Drama mit Kino-Star Renate Reinsve

Dem norwegischen Regisseur Joachim Trier ist 2021 mit seinem Drama "Der schlimmste Mensch der Welt" ein überraschender Kino-Hit gelungen. Die Hauptdarstellerin Renate Reinsve gewann damals in Cannes die Auszeichnung als beste Schauspielerin. Die 37-Jährige hätte sie auch für Triers neues Drama verdient. "Sentimental Value" ist ebenfalls ein heißer Anwärter auf die Goldene Palme.

Nach der Premierenvorführung bekam das Filmteam einen beeindruckend langen Applaus von fast 20 Minuten. Viele waren von dem vielschichtigen Familiendrama begeistert, das mit emotionaler Tiefe und herausragenden schauspielerischen Leistungen im Gedächtnis bleibt.

Trier erzählt die Geschichte von zwei Schwestern, die nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem entfremdeten Vater, einem einst gefeierten Regisseur, konfrontiert werden. Auch Hollywood-Star Elle Fanning spielt mit.

Ein Film, der nachhallt: "Un Simple Accident" von Jafar Panahi

Zu den eindrucksvollsten Beiträgen des diesjährigen Cannes-Wettbewerbs zählt auch Jafar Panahis "Un Simple Accident". Der iranische Regisseur, der jahrelang Berufs- und Reiseverbot hatte, kehrte mit diesem heimlich gedrehten Werk erstmals seit über 15 Jahren persönlich auf ein großes Filmfestival zurück.

Von Juli 2022 bis Februar 2023 war Panahi im Iran aus politischen Gründen inhaftiert. "Un Simple Accident" erzählt von dieser Zeit und stellt die Frage, ob Gewalt bei der Suche nach Gerechtigkeit gerechtfertigt ist. Panahi verbindet Elemente von schwarzer Komödie, politischem Thriller und Drama zu einem Film, der nachhallt.

"Two Prosecutors" von Sergei Loznitsa 

Der neue Film des aus Belarus stammenden Filmemachers Sergei Loznitsa kann als düstere Parabel auf den aktuellen Krieg in der Ukraine gedeutet werden, auch wenn es sich um einen historischen Stoff handelt. Das Drama spielt 1937 in Russland, als Josef Stalin im großen Stil mutmaßliche Gegner der stalinistischen Herrschaft verfolgen und ermorden ließ.

Loznitsa lebt in Berlin. Er erzählt von einem jungen Staatsanwalt, der versucht, Missstände innerhalb des sowjetischen Justizsystems aufzudecken. Das Drama überzeugte viele Menschen wegen seiner aktuellen politischen Relevanz und der erschütternden Darstellung eines totalitären Systems. 

Ein stilistisch versierter Thriller: "The Secret Agent"

Viel gesprochen wurde auch über den Wettbewerbsbeitrag des Brasilianers Kleber Mendonça Filho. "The Secret Agent" spielt zur Zeit der brasilianischen Militärdiktatur im Jahr 1977 und erzählt von einem Universitätsprofessor (Wagner Moura), der untertaucht.

Filho überzeugte das Publikum mit seinem vielschichtigen, stilistisch versierten Thriller, der nicht nur Anspielungen auf die Kino-Geschichte bereithält, sondern auch einige unerwartet lustige und surrealistische Momente.

Vergangenes Jahr gewann die Tragikomödie "Anora" den Hauptpreis des Festivals. Dieses Jahr entscheidet eine Jury unter dem Vorsitz der Schauspielerin Juliette Binoche über die Gewinner. 

Nicht immer ist die Wertung von Kritikerinnen und Kritikern ein Hinweis darauf, wer letztlich gewinnt. Der Palmen-Gewinner von 2022 etwa, "Triangle of Sadness", war kein Kritiker-Favorit.

© dpa‍-infocom, dpa:250523‍-930‍-581046/1

Schlagworte: Mascha Schilinski, Sergei Loznitsa, Mendonça Filho

Weitere Artikel