SC Freiburg

Das Unmögliche versuchen: Können die SC-Frauen gegen Serienmeister Wolfsburg bestehen?

Andreas Strepenick

Von Andreas Strepenick

Fr, 03. Februar 2023 um 13:48 Uhr

SC Freiburg

An diesem Samstag um 14 Uhr spielen die Erstliga-Fußballerinnen des SC Freiburg im Dreisamstadion gegen das beste deutsche Frauen-Team, den VfL Wolfsburg. Haben sie eine Chance?

"Wir müssen mit der Einstellung auf den Platz gehen, dass wir nichts zu verlieren haben", sagt Theresa Merk, die neue Cheftrainerin der SC-Frauen. "Und wir müssen absolut alles auf dem Platz bringen, um eine Chance zu haben." Wolfsburg, der amtierende deutsche Meister, habe gezeigt, dass er durchaus Schwachstellen habe: "Doch das sind nur wenige und kleine. In diesen Momenten müssen wir aber da sein."

Die Wölfinnen könnten nahezu alles, sagt Merk nach einer Mitteilung des Vereins vom Freitag. "Sie haben schnelle Spielerinnen von außen und verfügen über Wucht im Zentrum. Sie spielen gute Standards, verfügen über eine hohe Ballsicherheit und stehen defensiv stabil."

Zwei Neuzugänge verstärken die Freiburgerinnen im neuen Jahr: Mittelfeldspielerin Annabel Schasching vom österreichischen Club Sturm Graz und Torhüterin Gabrielle Lambert, die kurz vor Transferschluss vom französischen Club Montpellier HSC verpflichtet wurde. "Gaby hat heute das erste Mal mit dem Team trainiert", sagt Merz. "Ob es für das Wochenende schon reicht, wird sich zeigen." Lambert soll die etatmäßige Torhüterin Rafaela Borggräfe vertreten, "die krankheitsbedingt länger ausfallen wird".

Wolfsburg und München dominieren die Liga

Zwei Top-Clubs dominieren die Fußball-Bundesliga der Frauen auch in dieser Saison: der VfL Wolfsburg und der FC Bayern München. Am 5. November vergangenen Jahres liefen die Münchner im Dreisamstadion auf, der SC Freiburg unterlag dem aktuellen Tabellenzweiten klar mit 0:3. Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg sind noch einmal stärker einzuschätzen als der FCB. Sie führen die Tabelle schon wieder klar mit 30 Punkten an.

Der zweimalige Champions-League-Gewinner, siebenmalige deutsche Meister und neunmalige DFB-Pokalsieger ist eine Instanz für sich. Im vergangenen Jahr gewann er die Meisterschaft und den Pokalwettbewerb des Deutschen Fußball-Bundes, lieferte sich aber noch einen engen Fight mit dem FCB.

Diesmal hat er schon fünf Punkte Vorsprung auf die Bayern – und überhaupt gelang es dem finanzstarken Club aus der Autostadt, im Jahr 2022 alle 26 Liga- und Pokalspiele für sich zu entscheiden. Eine eindrucksvolle Serie, an die das Team um Alexandra Popp, die Kapitänin der Frauen-Nationalelf, in Freiburg natürlich anknüpfen will.

VfL-Coach Tommy Stroot versucht, tief zu stapeln

Tommy Stroot, Trainer der Wölfinnen, versucht ausdrücklich, tief zu stapeln. "Grundsätzlich erscheint es total unrealistisch, eine komplette Saison ohne Punktverlust bleiben zu können", sagt er. "Irgendwann werden auch einmal Rückschläge kommen." Der Erfolgscoach hofft aber selbstredend, dass dies nicht so bald der Fall sein wird: "Mal sehen, wie weit wir diesen Zeitpunkt noch nach hintern verschieben können", sagte er dem ZDF und der Stuttgarter Zeitung.

Für den SC Freiburg ist der VfL Wolfsburg aber auch kein Maßstab. Alles andere als eine Niederlage wäre eine Überraschung. Auf die leichte Schulter nehmen dürfen freilich auch die Wölfinnen die Freiburgerinnen nicht. Im Herbst 2021 erkämpfte sich der SCF auf eigenem Rasen, damals noch in der Freiburger Fußballschule, ein 2:2. Im Herbst 2020 gingen die beiden Teams ebenfalls mit einem Unentschieden vom Platz, damals stand es am Ende 1:1. Aus Freiburger Sicht besser vergessen sollte man das Herbst-Heimspiel im Jahr 2019. Da hieß es nach Spielschluss 8:0 für die Wölfinnen (Quelle: http://www.fußballdaten.de

"Das Wichtigste ist und bleibt für mich auch weiterhin der Klassenerhalt." SC-Managerin Birgit Bauer-Schick
Auch wenn der SC Freiburg vor dem Re-Start mit Platz vier und 19 Punkten sehr gut da steht in der Tabelle, erinnert Birgit Bauer-Schick, die Managerin der Frauen- und Mädchenabteilung, nach wie vor nüchtern an das alljährliche Minimalziel. "Ich bin voll zufrieden, wie die Saison bisher gelaufen ist", sagt sie der Badischen Zeitung. "Das Wichtigste ist und bleibt für mich aber auch weiterhin der Klassenerhalt."

Dass es gut läuft im Freiburger Team und die Zufriedenheit unter der neuen Cheftrainerin Theresa Merk offensichtlich hoch ist, dokumentieren die vielen Vertragsverlängerungen, die der Sportclub allein im Januar unter Dach und Fach bringen konnte. Auch Janina Minge, Top-Torschützin des SCF und der Liga, unterschrieb zumindest für ein weiteres Jahr (Vertragsdetails wurden wie üblich nicht bekannt). Das deutet stark darauf hin, dass die SC-Frauen nach ihrem Umzug ins Dreisamstadion und der Verpflichtung immer mehr hauptamtlicher Kräfte rund ums Team in jeder Hinsicht bundesweit mithalten können.

"Die Mädels fühlen sich extrem wohl", sagt Managerin Bauer-Schick der BZ. "Die Trainerin, das Trainerteam mit dem Staff und die Trainingsbedingungen, aber auch die mittlerweile professionell aufgestellte Abteilung mit allem, was dazugehört: Das passt einfach und ist in der Bundesliga sicherlich ein ganz besonderes Gesamtpaket."

"Die jetzigen Bedingungen am Dreisamstadion sind sehr gut für unser Team." Birgit Bauer-Schick
Stichwort Trainingsbedingungen: Es fällt auf, dass die SC-Fußballerinnen weniger schwere Verletzungen erleiden, seit sie an der Schwarzwaldstraße trainieren und spielen. "Sicherlich sind die jetzigen Bedingungen am Dreisamstadion sehr gut für unser Team", erklärt Bauer-Schick. "Hinzu kommt allerdings die zusätzliche Manpower mit einem hauptamtlichen Physiotherapeuten und Sportwissenschaftler."

Alle Spielerinnen, so die Abteilungschefin, "werden hier medizinisch, gesundheitlich und regenerativ rundum versorgt." Last not least, erinnert Bauer-Schick, gebe es aber noch einen weiteren Faktor: "Natürlich gehört auch ein bisschen Glück dazu."

Verzichten muss Trainerin Merk im Heimspiel gegen Wolfsburg an diesem Samstag auf Torhüterin Borggräfe (Krankheit), Jana Vojtekova (Knieverletzung) und Svenja Fölmli (Knieverletzung). Die Partie wird live im SWR-Fernsehen übertragen oder auch im Stream auf http://www.sportschau.de und auf Magentasport.