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"Das war einfach was ganz Besonderes"

  • Jule Bendel und Sina Huck, Klasse 8a, Kolleg St. Sebastian (Stegen)

  • Fr, 29. April 2022
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit der Biathletin Leonie Walter über ihre Goldmedaille bei den Paralympics, ihren Guide und ihren Karrierestart beim Skiclub St. Peter.

Leonie Walter und ihr Guide Pirmin Str...r über das Erreichen der Goldmedaille.  | Foto: Jens Büttner (dpa)
Leonie Walter und ihr Guide Pirmin Strecker jubeln nach dem Zieleinlauf im Rennen über zehn Kilometer über das Erreichen der Goldmedaille. Foto: Jens Büttner (dpa)

Wir, Jule Bendel und Sina Huck aus der Klasse 8a des Kollegs St. Sebastian in Stegen, sind im Skiclub St. Peter, dem Verein, in dem Leonie Maria Walter (18) das Langlaufen gelernt hat. Heute ist Walter Profisportlerin und gewann mit ihrem Guide Pirmin Strecker (SV Kirchzarten) bei den diesjährigen Paralympischen Spielen mehrere Medaillen, unter anderem eine Goldmedaille. Sie trat bei den sehbehinderten Damen an, da ihre Sehkraft nur etwa fünf Prozent beträgt. Wir haben sie zu den Paralympics und ihrer Karriere befragt.

Zischup: Wie bist du auf das Langlaufen gekommen?
Walter: Ich hatte von klein auf einfach Spaß, auf Skiern zu stehen, habe dann erst Alpin gemacht und bin dann irgendwann über einen Verein zum Langlaufen gekommen. Biathlon habe ich dann ein paar Jahre später angefangen.

Zischup: Wo hast du Langlaufen gelernt?
Walter: In St. Peter, bei meinem Heimatverein, dem Skiclub St. Peter, habe ich Langlaufen gelernt, und als ich dann zum Biathlon übergegangen bin, war ich auch öfters in Freiburg, um schießen zu üben. In St. Peter war ich dann noch zum Langlaufen oder zum Sommertraining.

Zischup: Wie wurdest du früher von deinem Verein unterstützt?
Walter: Es gab früher immer eine große Unterstützung, es waren auch nicht immer nur Trainings, sondern auch viele Ratschläge und viele Personen, die einen motiviert haben. Auch Dinge, wie das Skiwachsen zu lernen, oder auch das gemeinsame Laufen mit der Gruppe waren echt schön.

Zischup: Beim Biathlon muss man schießen. Wie funktioniert das bei Personen, die kaum etwas oder gar nichts sehen?
Walter: Wir schießen nach Gehör. Das heißt, wir ziehen am Schießstand Kopfhörer auf, darüber hören wir Töne. Der höchste Ton ist in der Mitte vom Ziel, und umso tiefer der Ton wird, desto weiter ist die Mitte entfernt. Dann versucht man, so nah wie möglich an den hohen Ton heranzukommen, und drückt dann ab.


Zischup: Wann hat deine Karriere auch international an Fahrt aufgenommen?
Walter: Bei den nationalen Deutschen Meisterschaften hatte ich meinen ersten Start mit zehn Jahren. Mit 14 Jahren bin ich in den Weltcup eingestiegen und jetzt, mit 18 Jahren, bin ich bei den Paralympics gelandet.

Zischup: Was hat sich dadurch geändert?
Walter: Es wurde immer mehr auf einen geschaut, und statt freiem Training habe ich einen festen Trainingsplan befolgt. Früher war der Spaß am wichtigsten, jetzt wird auch viel auf die Leistung geschaut.

Zischup: Was sind für dich die Unterschiede zwischen den "normalen" Wettkämpfen und den Profiwettkämpfen?
Walter: An sich ist es immer noch das Gleiche, denn ein Wettkampf ist dazu da, seine Leistung abzurufen und zu zeigen. Für mich spielt es keine Rolle, was für Gegner ich habe, denn Wettkampf ist für mich, dass ich auf mich schaue und nicht auf das, was die anderen machen.

Zischup: Wie hast du deinen Guide Pirmin Strecker gefunden?
Walter: Das war 2020 in einem Trainingslager, da bin ich zum ersten Mal mit Pirmin gelaufen, da mein damaliger Guide arbeiten musste, und das hat damals schon ganz gut funktioniert. Mein damaliger Guide hatte auch nicht mehr so viel Zeit wegen seiner Arbeit, und Pirmin war damals noch in der Schule und macht jetzt den Bundesfreiwilligendienst am Olympiastützpunkt. Er hat einfach mehr Zeit und es klappt echt gut mit ihm.

Zischup: Wie wirst du von deinem Guide unterstützt?
Walter: Er sagt mir zum Beispiel, ob der Berg steiler oder flacher ist, wie weit es noch bis nach oben ist und wo die Kurven anfangen.


Zischup: Wie war es für dich, dass deine Familie nicht nach China reisen durfte?
Walter: Ja es war okay, ich verstehe ja die Coronaregeln. Mein Vater wäre eh nicht mitgekommen, da er sich noch um die Kühe kümmern muss, und die hätten wir ja schlecht mit nach China nehmen können. Für meine Mutter wäre es auch zu viel Aufwand geworden, weil sie ja auch arbeitet. Es wäre eh nicht klar gewesen, ob überhaupt jemand mitkommen kann.

Zischup: Wie hat es sich angefühlt, als du Gold gewonnen hast?
Walter: Es war einfach was ganz Besonderes und der Moment wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es war einfach cool zu wissen, dass ich die Schnellste war und meine Leistung perfekt zeigen konnte.

Zischup: Hättest du am Anfang erwartet, dass du Gold gewinnst?
Walter: Nein, das habe ich absolut nicht erwartet, denn wir sind ja davon ausgegangen, dass die Russinnen und Weißrussinnen starten dürfen. Ich glaube, dann wäre die Goldmedaille auch höchstens eine Bronzemedaille geworden. Die Läuferinnen aus diesen beiden Ländern sind sehr stark und auf keinen Fall zu unterschätzen. Ich hätte dann wahrscheinlich den Kürzeren gezogen. Es war auf jeden Fall schön, die Erfahrung gemacht zu haben, ganz oben zu stehen!

Zischup: Du warst zu den besten Sendezeiten in den Nachrichten zu sehen. Wie war das für dich?
Walter: Es war ungewohnt, denn in China konnten wir gar nicht die ARD- und ZDF-Berichte anschauen. Wir wussten, wir kommen in Deutschland dauerhaft im Fernsehen, denn in diesem Dorf hat es unfassbar viele Kameras gegeben. Vermutlich sicherlich doppelt so viele Kameras, wie überhaupt Leute da wohnen. Wenn man dann nicht weiß, was gefilmt wird, ist es schon ein bisschen komisch.

Zischup: Wie war es für dich und Pirmin Strecker, die Fahne bei der Abschlussfeier zu tragen?
Walter: Es war etwas Besonderes, denn Medaillen holt vielleicht jeder mal bei den Paralympics, aber es kann immer nur einer vom Team die Fahne tragen.

Zischup: Wie wurdet ihr in eurer Heimat Willkommen geheißen?
Walter: Es gab viele Empfänge mit vielen Leuten. Da ist mir erst richtig bewusst geworden, wie viele Leute das Ganze mitverfolgt haben. Ein wirklich tolles Gefühl.

Zischup: Wie war das jetzt mit der Schule, wo du solange weg warst?
Walter: Ich war, glaub ich, fünf Wochen nicht in der Schule, da gibt es schon viel nachzuholen. Ich habe aber auch schon einiges im Voraus gemacht, zum Beispiel Arbeiten geschrieben. Da ich eh in einer Sportklasse bin, ist es auch recht entspannt, weil die Lehrer auf sowas achten.

Zischup: Wie viele Autogrammkarten hast du schon geschrieben?
Walter: (lacht) Oh Gott, auf jeden Fall einige. Gezählt habe ich sie nicht mehr, denn dafür waren es viel zu viele.

Zischup: Welche Ziele hast du nun?
Walter: Einfach im Training dranzubleiben, dabei Spaß zu haben und die Zeit zu genießen.

Ressort: Schülertexte

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