Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr-I 2023

Das zauberhafte Zauberbuch

Von Anna Brugger, Klasse 4b, Turnseeschule (Freiburg)  

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  | Foto: Ferdinando Terelle
Foto: Ferdinando Terelle
"Man, ist das kalt!", beschwerte sich Viktoria. Sie bibberte und zog den Reißverschluss noch höher. "Wann sind wir endlich da?" "Da vorne ist die Bibliothek!" Lara zeigte auf ein altes Gebäude. Die beiden steuerten hastig auf die Bibliothek zu. "Sag mal Vicki, warum schleppst du mich bei Minusgraden draußen kreuz und quer durch die Innenstadt? Es ist Samstag!" Sie stöhnte. "Ich wollte mich mit Niklas treffen!" Vicki kicherte. "Was wolltet ihr denn machen? Ihr wolltet sicher im Café Cupcake einen Liebestraum trinken oder romantisch Schlittschuh fahren." Sie grinste. Lara überhörte den Kommentar. Inzwischen waren sie in der Bibliothek angekommen. "Was brauchst du denn?", fragte Lara. "Ich brauch" neues Lesefutter." Damit war Vicki in den Regalen verschwunden.

Lara seufzte und stöberte in den Regalen. Da hörte sie ein leises "Hallo!" Und "Hier bin ich!" Lara sah sich um. Wahrscheinlich tauchte gleich irgendwo Vickis roter Lockenschopf zwischen den Regalen auf. Aber sie war nirgends zu sehen. Also beschloss Lara, der leisen Stimme zu folgen. Sie führte sie in einen uralten Teil der Bibliothek, den Lara gar nicht kannte. Schließlich blieb sie vor einem morschen Regal stehen. Besonders auffällig war ein altes, dunkelrotes Buch. Es sah aus wie ein Zauberbuch. Lara öffnete es und das Buch fiel ihr fast aus der Hand. Die Bilder bewegten sich! Die Stimme wurde lauter, bis sie auf eine Seite mit einer Yetifamilie kam. Die zwei Yetikinder kuschelten sich an die zwei riesigen Yetieltern dahinter. Jetzt erkannte Lara, wem die leise Stimme gehörte: Dem kleinsten Yeti mit einer schönen Eisblume auf der Stirn. Sie sah aus wie ein Tattoo, nur viel natürlicher. Überhaupt war das ganze Bild wunderschön gezeichnet. Auch die Farben waren sehr passend. Neben dem Bild stand auch etwas geschrieben. Aber in so merkwürdiger Schrift, dass es - nach Laras Wissen - nicht mal arabisch sein konnte. Lara schnappte sich das Buch. Sie lieh es aus. Am Ausgang sah sie Vicki. "Sag mal, wo warst du denn? Ich hab die ganze Bibliothek… ". Lara sah sie prüfend an. "Okay, vielleicht nur die halbe, aber trotzdem: WO WARST DU?" "Ich erklär es dir. Aber nicht hier. Wie wär es mit einem Teller Pommes im Restaurant 5-Sterne Traum? Ich lad dich ein!" Vicki verdrehte die Augen. "Angeberin!"

Lara war die Tochter eines Models. Deshalb hatte sie drei vollgestopfte Geldbeutel, ein sehr hohes Bankkonto und einen prallgefüllten Tresor. Vicki mochte Nobelrestaurants zwar nicht besonders und trug auch nicht immer die angesagtesten Klamotten (wie Lara), aber sie hatte Hunger, also willigte sie ein. Als sie den 5- Sterne Traum betraten, fühlte Vicki sich wie ein Millionär. Lara besetzte den letzten freien Tisch. "Also, wo warst du?", fragte Vicki. "Ich wollte mir die Bücher angucken, da hab ich eine Stimme gehört." "Wow!", sagte Vicki, nachdem Lara geendet hatte. "Wollen wir uns morgen um halb vier treffen? Dann können wir das Buch in Ruhe durchlesen", schlug Vicki vor. "Können wir machen", meinte Lara. "Lara, wo warst du? Wegen dir komme ich jetzt zu spät zum Fotoshooting!" Frau Amenstein begrüßte Lara nicht wirklich freundlich. Doch als Lara sich entschuldigt hatte, lächelte sie gleich wieder. "Nicht so schlimm", meinte sie. Als sie aus dem Haus ging, rief sie: "Mach dir einen schönen Abend, mein Schatz!" Lara fragte hoffnungsvoll: "Ist Papa da?" Ihre Mutter schüttelte den Kopf. "Papa ist auf einer wichtigen Geschäftsreise." Lara stöhnte leise. Ihr Vater war so gut wie nie zuhause. Sie sah ihn – wenn sie Glück hatte – einmal in der Woche. Seufzend legte sie sich aufs Sofa. Während auf dem Herd das Popcorn ploppte, richtete sich Lara das Sofa her. Nach drei Filmen war sie so müde, dass sie kurzerhand auf dem Sofa einschlief. Am nächsten Morgen setzte sie sich gleich nach dem Frühstück auf ihr Fahrrad. Sie wollte den Vormittag in der Innenstadt verbringen und dann um 15 Uhr zu Vicki fahren, denn sie wohnte auf einem Bauernhof, der etwas außerhalb der Stadt lag. Wie abgemacht war Lara pünktlich um halb vier da. Vicki begrüßte ihre beste Freundin. "Komm, gehen wir hoch!", rief Vicki gut gelaunt. Oben angekommen zog Lara gleich das Buch aus ihrer Tasche. Sie versuchten den ganzen Tag herauszufinden, wie diese Schrift hieß. Sie recherchierten im Internet und blätterten das Sprachenbuch durch. Aber am Ende des Tages hatten sie nicht mal eine heiße Spur. "Tja. Ein Satz mit X: Das war wohl nix." Vicki blätterte enttäuscht im Buch hin und her. "Hey, Lara!", rief sie plötzlich. "Hier, siehst du? Hier klebt ein Zettel!" Geheimnisse der Yetis- Alles was man über sie und ihre Sprache wissen muss.
" Hmmm…… vielleicht eine Seite im Internet", überlegte Vicki. Sie tippte es in die Suchmaschine ein. Tatsächlich! Es öffnete sich eine Seite. Vicki und Lara lasen den ganzen Text. Leider stand dort nur, wie die Sprache hieß, nicht wie man sie las. Vicki öffnete den Übersetzer ihres Handys. Dann fotografierte sie die Yeti Seite. Auf dem Bildschirm erschien nun alles auf Deutsch. Vicki wollte gerade anfangen zu lesen, da rief Lara: "Komm, lass uns doch erstmal die Einleitung lesen." Vicki übersetzte auch diese Seite und schon bald konnten sie die Einleitung lesen: Dieses Buch hat einen Anfang und ein Ende. Anfang ist New York. Ende ist der Himalaya. Wenn ihr den Yetis helfen wollt, dann begleitet sie von Seite zu Seite. Vor jeder Seite wird euch der Seitenbewohner eine Frage stellen. Beantwortet ihr die Frage richtig, dürft ihr durch die Seite gehen. Aber der schwarze Yeti wird euch verfolgen. Er will verhindern, dass die weißen Yetis zum Himalaya kommen. Wenn ihr bereit seid, streckt einfach euren Kopf durch das Buch. Viel Glück! "Sollen wir das wirklich machen? Ich meine, dieser schwarze Yeti hört sich gruselig an!" Lara schüttelte sich bei dem Gedanken an den schwarzen Yeti. Vicki rief: "Sei kein Angsthase! Wir kriegen das hin, wir sind doch beste Freunde!" Lara zögerte. "N-na gut, a-aber du beantwortest die Fragen!" Vicki grinste. "Wir beide!" Die Freundinnen packten Proviant ein. Und warme Kleidung, falls sie auf eine Winterseite kamen. Dann legten sie das Buch auf den Boden. Vicki streckte mutig den Kopf in das Buch. Drei Sekunden später stand sie auf einer Straße mitten in New York. Schnell rannte sie von der Straße. Als auch Lara in Sicherheit war, hörten sie wieder das "Hallo, hier bin ich!" Sie folgten der Stimme bis zu einem alten, verlassenen Bahnhof. Dort stand ein alter, ziemlich rostiger Zug. Und dort stand der Yeti mit der Eisblume auf der Stirn. "Hallo!", flüsterten Vicki und Lara. "Hallo! Ich bin Olivia. Wie gut dass ihr mich gefunden habt! Ich brauche eure Hilfe! Meine Familie ist schon im Himalaya. Ich brauche einen Begleiter! Könnt ihr mir helfen?" Das waren sehr viele Informationen, die die beiden bekommen hatten. "Klar helfen wir dir", sagte Vicki schließlich. "Aber wir wissen nicht, wo die nächste Seite ist!", wandte Lara ein. "Ich sehe aber Schilder!", rief Olivia. "Wo?", fragte Lara. "Na da, an der Bahntür: Ihr wollt zur nächsten Seite? Dann bitte einsteigen!" "Können vielleicht nur Yetis die Schilder sehen?", fragte Vicki. "Gut möglich", sagte Olivia. Dann meinte sie: "Ich werde versuchen, diese Fähigkeit auf euch zu übertragen." Die Freunde stiegen in den Zug. Der setzte sich pfeifend in Bewegung. Als er etwa zwei Stunden gefahren war, hielt er schließlich an. Die drei stiegen aus. Sie standen auf einer Wiesenlandschaft und die Freunde liefen in Richtung Osten los. Doch schon nach kurzem Fußmarsch wurde die grüne Ebene von einer bergigen Vulkanlandschaft getrennt. Vor dem ersten Berg stand… der Teufel! "Hahaha! Noch mehr Leute, die glauben, sie könnten an MIR vorbei! Hähähä! Eure Frage lautet: Was mag ich ÜBERHAUPT nicht?" Diese Frage war leicht für Vicki: "Den Himmel!". Der Teufel schrie: "Woher weißt du das?" Vicki sagte nur: "Vollkommen logisch." Der Teufel gab ihnen widerwillig den Weg frei. Die drei gingen auch durch eine Bonbonwelt und eine Feenwelt. Auch hier wusste Vicki die Antwort. So ging es weiter, bis sie bei der letzten Seite waren. Auch diese meisterten die drei Freunde. Sie waren angekommen. Olivia hüpfte vor Freude, als sie ihre Familie sah. " Danke! Ich werde euch niemals vergessen!", rief Olivia zum Abschied. Dann kam ein Schneewirbel auf und die Yetis waren verschwunden. Vicki und Lara fassten sich an den Händen. Und nach wenigen Sekunden standen sie wieder im Zimmer. Als sie einige Wochen später das Buch zurückbringen wollten, hörten sie ein letztes Mal die leise Stimme von Olivia.

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