Demokratie – eine Aufgabe für alle

Am 24. Februar fand in der Lounge des SC Freiburg ein Demokratiecamp als Weiterführung der Massendemonstrationen gegen Rechtsextremismus statt. Motto war "Demo – und dann?". .  

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Demo gegen Rechtsextremismus  | Foto: Rita Eggstein
Demo gegen Rechtsextremismus Foto: Rita Eggstein
"Wisst ihr, warum wir dieses Bild vom leeren Europaparkstadion als Start ausgewählt haben? Weil es nicht nur mit Fußballfans gefüllt aus allen Nähten platzen würde, sondern seit dem Samstag vor drei Wochen auch mit euch, Demokrat*innen!", sagte sinngemäß Solveig Schwarz, die zusammen mit Dejan Mihajlovic, dem Hauptinitiator der Massendemonstration in Freiburg am 3. Februar gegen Rechtsextremismus, das Programm vorstellte.

Das Ganze lief unter dem Dach des Vereins "freiburg_gestalten e.V.", denn darum sollte es gehen. Wie kann man nach den deutschlandweiten Großdemonstrationen im eigenen Lebensumfeld die Demokratie stärken? Ja, wie kann man Freiburg dauerhaft zu einer Hochburg der Demokratie gestalten? Das Projekt sollte aber gleichzeitig als Blaupause für andere Gemeinden und Städte dienen.

Um diese Fragen zu beantworten, sollte das Camp selber natürlich ebenfalls so demokratisch wie möglich sein. Den 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde also erklärt, dass Duzen hier für alle Pflicht sei und diese Veranstaltung ein sogenanntes Barcamp, wo jeder automatisch Teilgeberin, Teilgeber ist. In insgesamt vier Zeiträumen von jeweils 45 Minuten konnte jeder eine Session anbieten. Das konnte zum Beispiel ein Workshop sein, ein Impulsvortrag mit anschließender Besprechung oder eine Fragestellung, die diskutiert wurde.

Das Publikum war in der groben Tendenz etwas älter, weiß und gut gebildet, stammte also aus einem ähnlichen gesellschaftlichen Milieu. Nicht unbedingt der komplette Querschnitt der Gesellschaft, um den im Vorhinein geworben wurde. Dieser Aspekt wurde von vielen erkannt und in zahlreichen Sessions thematisiert. Vielleicht in zu vielen? Oft wurde überlegt, wie man die Personengruppen, die mehrheitlich nicht zu dieser Veranstaltung gekommen waren (Geringverdienerinnen und -verdiener, People of Colour, junge Menschen, Zugewanderte, …), wieder motivieren, in die Mitte der Gesellschaft integrieren und für die Demokratie begeistern kann. Das sind nämlich oft genau die Menschen, welche sich von der Politik alleingelassen fühlen, die als Folge dessen oft Zweifel an der Demokratie hegen und dann beispielsweise die AfD oder überhaupt nicht wählen gehen (oder es gar nicht dürfen). Jedoch drehten sich die Diskussionen teilweise etwas im Kreis, Expertise fehlte. Eine Idee fürs nächste Mal wäre vielleicht, gezielt Experten einzuladen, die eigene Sessions zu ihren Themenbereichen anbieten könnte. So wären, wie im Werbetext angekündigt, wirklich Fachleute vor Ort, mit denen sich Normalbürgerinnen und -bürger austauschen könnten.

Wie so eine Diskussion aussehen würde, konnte man beispielsweise bei dem Thema "Demokratie in der Schule" sehen, denn hier war, wie bei einigen anderen Sessions auch, die betreffende Expertise in Form von engagierten Schülerinnen und Schülern, Lehrenden oder gar Vorsitzenden des landesweiten Elternbeirats reichlich vorhanden.

Bei allen der über 50 Sessions vom Umgang mit dem Palästina-Israel-Konflikt bis zu "Was machen die Querdenker?" kamen so oder so sehr interessante Gespräche und Ideen zustande.

Aber was ist vom Demokratiecamp jetzt wirklich übrig geblieben? Zum Einen gibt es von fast allen Sessions Protokolle, die unter freiburg-gestalten.de öffentlich zugänglich sind. Zum Anderen soll sich ein breites kommunales Bündnis verschiedenster Gruppen und Organisationen in naher Zukunft bilden. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, kann eine Mail an [email protected] senden und anschließend dem sozialen Netzwerk auf HumHub beitreten, über das man sich informieren und mit Demokratinnen und Demokraten aus der Region in Kontakt bleiben kann. Zu guter Letzt ist nicht zu vergessen, dass allgemein in der Gesellschaft durch die Massendemonstrationen eine positive Energie freigesetzt wurde.

Diese gilt es jetzt dauerhaft aufrechtzuerhalten und in Konkretes umzusetzen, wie so oft in den Medien gefordert (in denen das Thema inzwischen leider aber wieder gänzlich von der Tagesordnung verschwunden ist). Demokratie ist eine viel zitierte gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Was sich hinter dieser bürokratischen Floskel verbirgt, sollte und muss jede und jeder probieren, für sich herauszufinden. Das Demokratiecamp war eine gute Gelegenheit dafür.
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