Jugend und Beruf

Der Einstieg zum Aufstieg

Verlagsthema Ein Freiburger Projekt bereitet junge Männer, vornehmlich mit Fluchterfahrung, auf eine Ausbildung in Handwerk oder Industrie vor. Neben der Arbeit steht Deutsch auf dem Stundenplan.  

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Merhawi Keflom mit seinem Gesellenstück  | Foto: p3 Werkstatt
Merhawi Keflom mit seinem Gesellenstück Foto: p3 Werkstatt
Der Fachkräftemangel ist in aller Munde. Während Politik und Wirtschaft nach Lösungen suchen, geht die Freiburger Ausbildungswerkstatt "p3" eigene Wege. In der Oltmannsstraße 30 werden Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund ein Jahr lang auf eine Ausbildung im Handwerk oder in der Industrie vorbereitet: Einstiegsqualifizierung, kurz EQ, nennt sich das Konzept. "Es gibt eine Lücke zwischen arbeitssuchenden geflüchteten Menschen und personalsuchenden Betrieben. Wir wollen das fehlende Puzzlestück in der Arbeitsmarktintegration sein", erklärt "p3"-Gründer David Rösch seinen Ansatz.

2018 ging Rösch mit "p3" an den Start und wuchs schnell – mit steigenden Auftragszahlen kamen mehr Mitarbeiter; neben der ursprünglichen Holzwerkstatt kamen beispielsweise eine Metall- und Fahrradwerkstatt dazu und "auf einmal hatten wir einen richtigen Betrieb an der Backe", erinnert sich Rösch und lacht. Heute bildet "p3" auch selbst Schreiner aus – vornehmlich aus den eigenen Reihen der EQ-Absolventen.

Und so funktioniert’s: Die EQ ist ein einjähriges Langzeitpraktikum in Vollzeit. Vormittags fertigen die Teilnehmer in den Werkstätten mobile Küchen, Massivholzmöbel oder Cargo-Aufbauten für Fahrräder und sammeln Praxiserfahrung. Nachmittags tauschen sie dann Werk- gegen Schulbank; Deutsch, Mathe und Werkstattkunde stehen in der "p3"-Schule auf dem Stundenplan. "Wir gucken im Laufe des Jahres, wo die Stärken der Teilnehmer sind und vermitteln Praktika an Kooperationspartner", erklärt Gorch Heuermann, der die jungen Männer sozialpädagogisch begleitet. "Alles mit dem Ziel, schon Ausbildungsstätten für unsere EQler zu finden." Immerhin: Von aktuell fünf Teilnehmern haben ab Herbst alle eine Anschlussanstellung gefunden.

Doch nicht jeder Teilnehmer schaffe die EQ. Ob Mangel an persönlichen Ressourcen oder bürokratische Hürden: Die Gründe für einen Abbruch sind laut Rösch vielseitig. Einer, der dank der "p3"-EQ aber schon den Weg in den Arbeitsmarkt gefunden hat, ist Merhawi Keflom. Er kam vor sieben Jahren aus Eritrea nach Deutschland, zwar mit Schreinererfahrung, aber ohne Deutschkenntnisse. Und: "Die Abläufe und die Maschinen in deutschen Werkstätten waren auch neu für mich", erinnert sich der 34-Jährige. Er absolvierte die EQ, wurde anschließend "p3"-Schreinerazubi und machte im Juli seine Gesellenprüfung. "Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich bin angekommen", resümiert Keflom.

Seit diesem Jahr ist "p3" Kooperationspartner des EU-geförderten Projekts "Job-Netz" der Stadt Freiburg. Es soll Männer mit Migrationserfahrung im Alter zwischen 18 und 35 Jahre beim Einstieg in Arbeit oder Ausbildung unterstützen. Bei "p3" absolvieren sie Arbeitsproben, mal wenige Tage, mal einige Monate. Wenn es nach Rösch geht, werden manche von ihnen im Anschluss den Weg in die EQ finden.

Ausbilden und qualifizieren: Damit das auch weiter das Kernziel bei "p3" bleiben kann, finanzieren neben den Einnahmen aus Kundenaufträgen auch Stiftungsgelder die Ausbildungswerkstatt. "Wir sind von unserem Ansatz voll überzeugt, Spracherwerb und Sozialpädagogik in den Betrieb zu holen", bekräftigt Rösch.
Aktuelle Ausbildungsplätze gibt es auf dem Jobmarkt der Badischen Zeitung.
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