Der HipHop-Gedanke

Zwei Plattenspieler und ein Mikrofon: Sido ist in der Rothaus Arena in Freiburg aufgetreten.  

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Die Ansage kommt gleich nach dem ersten Song. "Damit das klar ist, das hier ist eine HipHop Show", sagt Sido. Ergo: Hände hoch im Publikum. Gerade stand der Berliner noch hoch oben inmitten des riesigen Panoramas, zu dem beeindruckende, geschwungene Leinwände die Bühne in der zum Zäpfle Club umfunktionierten Rothaus Arena verwandeln und rappte Zeilen à la "Zwischen Demut und Größenwahn", und "aufgewachsen auf der Straße / Wie Löwenzahn". Sie geben die Stoßrichtung des Abends vor, der zur Retrospektive der verrückten Karriere von Paul Würdig alias Sido wird, aber auch die Ambivalenz zwischen besagter Demut und Hybris aufzeigt, die der Erfolg für einen "Straßenjungen" mit sich bringt.

Links und rechts von Sido markieren die beiden Pulte von DJ Desue und DJ Werd nicht nur weitere optische Fixpunkte. "Two Turntables and a Mic", lautet ein altes Rezept für ein klassisches HipHop- Konzert. Inzwischen würzt aber so gut wie jeder Rapper seine Liveshow mit kompletter Band. Sido, der das vor fünf Jahren mit einem MTV-Unplugged-Album in großem Stil machte, bezieht sich aktuell wieder explizit auf den HipHop-Gedanken – die anfängliche Ansage, wo man sich befindet, hören die 2500 Zuschauer noch einige Male. So ist die erste halbe Stunde ein pausenloser Ritt durch das reichhaltige Repertoire des ehemaligen Maskenmanns, der jetzt zum graumelierten Vollbart eine schwarze Mütze mit einem Berliner Bären und eine Sonnenbrille trägt, die er den ganzen Abend nicht absetzt. Die Beats krachen, Sido rappt sich durch seine sechs Studioalben, die DJs scratchen, die Leinwände haben darauf abgestimmte Grafiken parat.

Es wird ein Einspieler gezeigt, der Sidos Karriere im Licht des Boulevards zeigt: Skandale hier, Anzeigen dort und Rüpel-Rapper überall. Nachdem mit "Mein Block" dann jener Song gespielt ist, mit dem die große Karriere vor über zehn Jahren begann, geht Sido von der Bühne. Er wird vermeintlich live von der Kamera verfolgt, wie er backstage seine Frau Charlotte Engelhardt im Fitnessraum trifft, in der Küche von Starkoch Alfons Schuhbeck einen Löffel Essen probieren darf und schließlich vor einem Spiegel Gewissenskonflikte wegen einer Flasche Jägermeister austrägt, ehe es (nüchtern) zurück auf die Bühne geht, um den zweiten Teil des Abends einzuläuten.

Fortan werden die Songs in voller Länge gespielt, es folgen die ernsten Nummern (etwa "Gürtel am Arm"), die Themensongs ("Einer dieser Steine") und die großen Pophymnen ("Astronaut"). Akustikgitarre und auch ein mit Graffiti verzierter Flügel kommt zum Einsatz. Ein weiterer unkommentierter Einspieler mit Bildern aus Nachrichtensendungen endet mit "Refugees Welcome". Als seinen persönlichen Favoriten vom neuen Album "VI" kündigt Sido den Song "Zu Straße" an. Ein Stück, das davon handelt, wie er nun in einer reichen Gegend lebt, dort aber nicht gern gesehen ist. "Zu nett für das Ghetto und zu Ghetto für die Spießer", sei er. Als Persiflage seiner Lebensumstände kommt Butler Alexander immer wieder auf die Bühne, wahlweise mit Handtuch oder Kräuterlikör. Er brauche diese Hilfe, er sei ja schließlich alt geworden, sagt der 34-Jährige – und spielt als letzte Zugabe den vom Titel her provokantesten seiner Songs, den er mit 21 Jahren aufgenommen hat.

Weitere Fotos vom Konzert unter      http://mehr.bz/sido15

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