"Der Landwirt ist der Verlierer"

ZISCH-INTERVIEW:Frieder Höppel hat einen Bauernhof und meint, dass der Dioxinskandal auf der kriminellen Energie Einzelner basiert.  

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Frieder Höppel Foto: Privat

Frieder Höppel (56) hat im Main-Tauber-Kreis bei Bad Mergentheim eine Schweinezucht. Auf seinem Hof werden 300 Muttersauen gehalten. Giorgio Chachanidze aus der Klasse 9 a vom Friedrich-Gymnasium in Freiburg sprach mit dem Landwirt über den Dioxinskandal.

Zisch: Herr Höppel, sind Sie vom Dioxinskandal betroffen?

Frieder Höppel: Nicht direkt. Wir mussten eine Liste vorlegen, woher wir sämtliche Zusatzstoffe für unser Futter beziehen. Das ist in unserem Falle der Landhändler und die Genossenschaft, die von ihren Lieferanten eine Bestätigung bekommen haben, dass sie nicht mit den betroffenen Lieferanten zusammenarbeiten.

Zisch: Hat der Skandal dennoch Auswirkungen auf ihren Betrieb?

Höppel: Ja, dieser Skandal bringt eine Kette von Auswirkungen mit sich. Grundsätzlich produzieren wir in Deutschland zu viel Fleisch und müssen daher ins Ausland exportieren. Durch den Skandal ist der Fleischabsatz eingebrochen. Wenn der Absatz nicht bald wieder anspringt, staut sich das Fleisch in Deutschland, die Preise fallen und die Mäster kriegen ihre Schweine nicht mehr los. Diese werden zu schwer, die kleinen Schweinehalter gehen nach und nach kaputt und verzeichnen im Moment circa 100 Millionen Euro Verlust pro Woche im gesamten Bundesgebiet.

Zisch: Stehen damit die kleinen Betriebe vor dem Aus?

Höppel: Tatsächlich kriegen die kleinen Erzeuger, die eigentlich unschuldig sind, alles ab. Die Futtermittel sind doppelt so teuer wie im letzten Jahr. Die Betriebe sind stark in ihrer Existenz bedroht.

Zisch: Kaufen Sie gewöhnlich die Art von Futter, in dem Dioxin gefunden wurde?

Höppel: Nein. Das Futter, das wir auf dem Hof benutzen, ist zum Teil aus eigener Herstellung, das heißt, wir setzen unser eigenes Getreide ein, was siebzig bis achtzig Prozent ausmacht. Dazu kommen Zusatzmittel, die wir kaufen: Als Eiweißkomponente benutzen wir Sojaschrot und geben Mineralfutter hinzu. Das Futter entspricht den geltenden Normwerten, ist aber kein Fertigfutter. Die Zusammensetzung unserer Eigenmischung entspricht dem Bedarf unserer Schweine.

Zisch: Glauben Sie dem Futtermittelhersteller Harles und Jentzsch, dass das Dioxin ohne Absicht in die Futterfette gelangt ist?

Höppel: Nein. Ich bin davon überzeugt, dass ihnen klar war, dass man durch die Zugabe der dioxinhaltigen Stoffe viel Geld machen kann.

Zisch: Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner wird vorgeworfen, dass sie dem Skandal tatenlos zusieht, während sie so tut, als hätte sie alles im Griff. Was sagen Sie zu den Vorwürfen?

Höppel: Ich denke, dass Ilse Aigner sich schon bemüht und versucht, den Skandal in den Griff zu bekommen. Für mich sind die öffentlichen Vorwürfe Wahlkampfpropaganda. Solche Skandale gab es schon oft, wie zum Beispiel den Gammelfleischskandal und BSE. Sie basieren vor allem auf der kriminellen Energie Einzelner. Das kann kein Gesetz und keine noch so strenge Qualitätskontrolle verhindern. Irgendwann wird wieder jemand sein Ding drehen.

Zisch: Ilse Aigners 14-Punkte-Plan besteht aus scharfen Kontrollen und harten Strafen bei Verstößen sowie einer Datenbank, die im Ernstfall öffentlich gemacht werden und die Verbraucher frühzeitig warnen soll. Was halten Sie von ihrem Plan?

Höppel:
Meiner Meinung nach ist Ilse Aigners 14-Punkte-Plan auf jeden Fall ein gutes Konzept. Nur Spezialisten wissen, wo die Grenzwerte liegen und können diese auch kontrollieren.

Zisch: Bisher wurden bei Lebensmittel-Skandalen oft härtere Maßnahmen angekündigt, aber selten durchgesetzt. Glauben Sie an die Umsetzung von Frau Aigners Plan?

Höppel: Ja. Meiner Meinung nach wird es dieses Mal Verschärfungen geben. Im Grunde genommen ist der Landwirt der Verlierer, weil das Vertrauen der Verbraucher geschädigt ist, der Absatz stagniert und der Erzeugerpreis fällt. Jeder Landwirt ist auf das Wohl seiner Tiere bedacht und würde niemals wissentlich belastetes Material einsetzen. Daher sollte man die großen Kraftfutterwerke besser kontrollieren.

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