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Der "weiße Menschenaffe" Jane Goodall wird 90 Jahre alt
Mit ihrem empathischen Ansatz revolutionierte Jane Goodall den Blick auf Schimpansen. Nun wird die Verhaltensforscherin 90. Sie setzt sich noch immer für Tiere und Umwelt ein.
Christoph Meyer
Di, 2. Apr 2024, 20:30 Uhr
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Goodall, die im Jahr 1960 als 26-Jährige mit der Erforschung einer Gruppe von Schimpansen im heutigen Gombe-Nationalpark in Tansania begann, revolutionierte die Sicht auf die Affen, bei denen sie bald schon Wesenszüge und Verhaltensweisen feststellte, die vom Menschen bekannt sind – gute wie schlechte.
"Damals in den frühen 60er-Jahren glaubten viele Wissenschaftler, dass nur Menschen einen Verstand haben, dass nur Menschen in der Lage sind, rational zu denken", sagt sie in dem Dokumentarfilm "Jane", in dem viele Aufnahmen aus der frühen Zeit ihrer Forschung zu sehen sind. "Zum Glück war ich nicht an der Universität und wusste diese Dinge nicht", fügt sie hinzu.
Goodall hatte ihre Position dem britisch-kenianischen Anthropologen Louis Leakey zu verdanken. Ihre Familie hatte nicht das Geld, um ihr ein Studium zu finanzieren. Trotzdem wollte Goodall ihren Kindheitstraum von einem Leben in Afrika unter wilden Tieren unbedingt wahr machen. Sie hatte sich als Sekretärin und Kellnerin verdingt, bevor sie zu einer ersten Reise nach Afrika aufbrach, bei der sie den Forscher Leakey kennenlernte.
Leakey, der sich von ihren Kenntnissen und ihrer Begeisterung beeindruckt zeigte, beauftragte sie damit, eine Gruppe Schimpansen an den Ufern des Tanganijka-Sees im Norden des heutigen Tansania zu erforschen. Es war gerade ihre Unvoreingenommenheit, in der Leakey eine Stärke sah. Er sandte zwei weitere Frauen aus: Die 1985 in Ruanda ermordete US-Amerikanerin Dian Fossey, die Gorillas erforschte, und die in Kanada aufgewachsene Birute Galdikas, die sich auf Borneo den Orang-Utans widmete. Zusammen werden sie manchmal als die "Trimaten" bezeichnet.
Zunächst von ihrer Mutter begleitet, trotzte Goodall monatelang jeder Witterung und allerlei Gefahren wie Giftschlangen, um in die Nähe ihrer Forschungsobjekte zu gelangen – zunächst vergeblich. Die Schimpansen liefen davon. Doch nach und nach gewöhnten sich die Tiere an den Anblick des "fremden weißen Menschenaffen", wie sie sich selbst gerne nennt. Bald wurde sie Teil ihrer Gemeinschaft.
Die Methode der "teilnehmenden Beobachtung" erwies sich als erfolgreicher als alles andere, was zuvor versucht worden war. Sie beinhaltete jedoch auch das Füttern mit Bananen und eine Interaktion mit den Tieren, die zu Kritik führte. Beispielsweise galt es als unwissenschaftlich, den Schimpansen Namen statt Nummern zu geben. Goodall ließ sich davon nicht beirren. Ihr bester Freund wurde David Greybeard, ein gutmütiges männliches Tier mit weißem Haar am Kinn, das als erstes wagte, in ihre Nähe zu kommen. Greybeard öffnete ihr die Tür zur Erforschung der Gruppe. Sie beobachtete Greybeard, als er mit einem Stöckchen in einem Termitenbau stocherte und damit die Insekten fing. Er präparierte Zweige sogar dafür, indem er die Blätter abstreifte. Als sie Leakey von dieser Beobachtung berichtete, telegrafierte er zurück: "Jetzt müssen wir entweder den Menschen neu definieren. Werkzeug neu definieren. Oder wir müssen Schimpansen als Menschen anerkennen." Bis dahin galt die Verwendung von Werkzeugen als wichtigste Unterscheidung zwischen Menschen und Tieren.
Goodall wandte sich dem Arten- und Umweltschutz zu, als sie erkannte, dass Schimpansen-Populationen überall schrumpften und ihren Lebensraum zunehmend verloren. Sie setzt sich beispielsweise für eine Reduzierung des Fleischkonsums ein und tourt auch im hohen Alter noch immer unermüdlich um die Welt, um Menschen mit Vorträgen und Begegnungen wachzurütteln. Mit dem Jane Goodall Institute hat sie ein weltweites Netz aufgebaut, mit dem sie für ein Umdenken wirbt.
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