Terrorismus
Warum junge Männer zu Mördern werden

"Mit Religion hat das nichts zu tun", sagt der Freiburger Kulturtheoretiker Klaus Theweleit im BZ-Interview. Was am heiligen Krieg fasziniert, welche Rolle die Väter spielen und wie Integration scheitert:
Es sind in der Regel junge Männer, die zu Attentätern und Massenmördern werden. Für wen und warum ist der Dschihadismus attraktiv? Mit dem Freiburger Kulturtheoretiker Klaus Theweleit sprach unser Mitarbeiter Jürgen Reuß.
BZ: Wie wird ein Mensch zum Dschihadisten?
Theweleit: Zwei Dinge fallen auf: Die Dschihadisten wollen, dass ihre Tat gesehen wird. Es sind immer Akte, die nicht nur Angst und Schrecken verbreiten, sondern ihnen durch das öffentliche Ausstellen ihrer Macht, ihrer Tatkraft, ihrer Todesbereitschaft Größe vor der Welt verleihen sollen. Und sie morden immer mit einem "Allahu Akbar" auf den Lippen.
BZ: Die religiöse Motivation also ...
Theweleit: Nur: Mit Religion hat das nichts zu tun. Der entscheidende Punkt ist, dass sie in ihrer Wahrnehmung nicht allein als Einzeltäter morden, sondern immer in Berufung auf eine übermächtige Figur. Welche Großmacht das ist, das ist austauschbar. Wenn sich der norwegische Killer Breivik auf die Tempelritter beruft, ist das strukturell der gleiche Bezug wie das "Allahu Akbar" der Dschihadisten.
BZ: Hat das zu tun mit dem Fehlen einer verlässlichen Begrenzung der ...