Gesundheit bei Kindern
Dicker statt fitter - wenn die Grundschule ins Gewicht fällt
Trotz leichter Fortschritte in der Fitness sind Grundschulkinder in Baden-Württemberg so übergewichtig wie nie zuvor. Was hinter dem Trend steckt – und was Experten fordern.
dpa
Mo, 19. Mai 2025, 4:00 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Stuttgart (dpa/lsw) - Immer mehr Kinder in Baden-Württemberg bringen zu viele Kilos auf die Waage. Das geht aus dem Fitnessbarometer 2025 der Kinderturnstiftung Baden-Württemberg für Jungen und Mädchen im Alter zwischen drei und zehn Jahren hervor. Demnach sind Kinder zwar etwas kräftiger und schneller geworden, aber die Zahl der Übergewichtigen ist auf einen Rekordwert gestiegen.
Ein Lichtblick – und viel Schatten
Laut Studienautor Prof. Klaus Bös vom Karlsruher Institut für Technologie hat sich die motorische Leistungsfähigkeit nach dem pandemiebedingten Einbruch zwar leicht erholt. Er mahnt aber auch: "Für Schnelligkeit und Beweglichkeit und insbesondere für die Ausdauer werden die Ergebnisse aus den Jahren 2012 bis 2019 bei weitem noch nicht erreicht."
Bös erstellt gemeinsam mit der Stiftung und einem Forscherteam jährlich das Fitnessbarometer. Zwar seien die Kinder im Südwesten immer noch fitter als der bundesweite Durchschnitt, auch sei der Absturz vergangener Jahre gebremst worden, teilte der Karlsruher Professor für Bewegungsforschung mit. Nach wie vor aber lägen die Werte in der Summe unter dem Niveau der Zeit vor der Pandemie.
Rekordwert bei Übergewicht
Besonders besorgniserregend ist für die Studienautoren die zunehmende Fettleibigkeit, für die sie vor allem den Computer und die fehlende Bewegung verantwortlich machen. Laut Erhebung steigt die Zahl übergewichtiger Jungen und Mädchen weiter drastisch. "Im Jahr 2024 wurde nun ein neuer Höchststand erreicht", mahnte Bös. Von den getesteten Kindern seien 15 Prozent übergewichtig und 6,5 Prozent sogar adipös oder krankhaft fettleibig. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder den Angaben zufolge um insgesamt 2,8 Prozent, derzeit ist er um 2,3 Prozent höher als vor der Corona-Pandemie.
"Die Hoffnung, dass der Rückgang des Übergewichts im Jahr 2023 einen nachhaltigen positiven Trend einleitet, hat sich leider nicht erfüllt", heißt es dazu in der Studie.
Experten: Mehr Bewegung in der Grundschule
Auffällig ist auch weiterhin der aus Sicht des Ludwigsburger Kinder- und Jugendarztes Thomas Kauth "alarmierende Gewichtssprung" beim Wechsel von der Kita in die Grundschule. Ab dem Alter von etwa sechs Jahren steigt der Anteil übergewichtiger Kinder laut Studie deutlich an. "Mehr als jedes sechste Kind zwischen acht und zehn Jahren ist übergewichtig", bilanziert die Studie. Diese Zunahme flacht zwar ab dem achten Lebensjahr etwas ab, das Niveau bleibt aber besorgniserregend hoch.
"Es ist jedes Jahr das Gleiche – das Übergewicht und die Adipositas steigen immer weiter", sagte Kauth. Schuld ist aus seiner Sicht der Mangel an Bewegung in der Grundschule: "Unsere Kinder sitzen sich in der Grundschule krank." Kauth rät zu einer täglichen Stunde Bewegung.
Motorik-Tests für mehr als 7.000 Kinder
Über die sogenannte Turnbeutelbande, eine Initiative der Kinderturnstiftung
Baden-Württemberg, wird seit 13 Jahren ein Motorik-Test für Kinder angeboten. Untersucht wird, wie die Kinder bei verschiedenen motorischen Tests abschneiden. Betrachtet wird etwa, wie schnell sie einen 20-Meter-Lauf absolvieren, wie ausdauernd sie einen 6-Minuten-Lauf durchhalten oder ob sie rückwärts balancieren und Liegestütze machen können. An den Motorik-Tests nahmen im Jahr 2024 insgesamt 7.584 Kinder zwischen drei und zehn Jahren in Kitas, Grundschulen und Sportvereinen teil.
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