Zischup-Interview

"Die Aufgaben sind sehr vielseitig"

Ralf Rombach ist Bundestrainer im deutschen Behindertensportverband. Dort ist er verantwortlich für die Sportarten Langlauf und Biathlon.  

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Ralf Rombach (Dritter von links hinten) inmitten einer Athletengruppe bei den Paralympics in China im Jahr 2022 Foto: Jens Büttner (dpa)
Zischup: Was bedeutet Para-Ski?

Rombach: Para ist eine Abkürzung für Sportarten, die Menschen mit Behinderung betreiben. Es gibt die Paralympics, das Pendant zu den Olympischen Spielen. Daraus abgeleitet hat sich der Begriff entwickelt. Er ist mittlerweile ein feststehender Begriff für Sport von Menschen mit Behinderung.

Zischup: Wie wird man Bundestrainer?

Rombach: Für diesen Beruf braucht man mehrere Kompetenzen. Man benötigt eine Trainerausbildung, die A-Lizenz. Üblicherweise wird auch ein Sportstudium verlangt. Dann sollte man selbst aus dieser Sportart kommen. Ich war früher Skilangläufer und in den 90er Jahren auch Begleitläufer, daher kannte ich mich schon in der Szene aus. Diese Kombination war bei mir dann ausschlaggebend.

Zischup: Was sind die Aufgaben eines Bundestrainers?

Rombach: Im Behindertensport sind die Aufgaben sehr vielseitig. In unserem Bereich gibt es weniger Personal als zum Beispiel in einem olympischen Sportverband. Deshalb bin ich im Verband für die ganze Sportart, das heißt Langlauf und Biathlon, verantwortlich. Im Training arbeite ich eng mit der Mannschaft und lege die groben Linien, die Strategie fest.

Zischup: Warum gibt es in diesem Bereich weniger Personal?

Rombach: Der Parasport hat lange ein Schattendasein geführt. Das hat sich sehr verbessert. Wir sind aber zum Beispiel nur fünf Hauptamtliche, während in den olympischen Verbänden bestimmt 50 Hauptamtliche pro Sportart arbeiten. Wir haben auch nicht so viele Athleten. Es ist bei uns schon schwierig, Kinder und Athleten zu finden. Die Arbeit ist aber trotzdem da und bleibt eben an weniger Leuten hängen.

Zischup: Was sind die Herausforderung beim Training von Athleten mit Einschränkung?

Rombach: Es gibt drei Disziplinen: Athleten mit Sehbehinderungen, die sitzende Klasse und diejenigen, die stehend laufen können. Eine Herausforderung ist zum Beispiel, den Sehbehinderten Technik beizubringen. Üblicherweise lernt man die zunächst einmal durch Zusehen. Das fällt hier weg und man muss sich etwas einfallen lassen. Bei den Sitzenden wiederum gilt es, den Schlitten individuell anzupassen und die Trainingsstrecken geeignet zu wählen, da im Schlitten nicht alle Strecken befahren werden können.

Zischup: Wie macht man es fair, wenn Sportler mit stärkerer Einschränkung gegen Sportler mit weniger Einschränkung antreten?

Rombach: Im paralympischen Sport werden die Athleten in Klassen eingeteilt. Bei den Sehbehinderten beispielsweise in die Klassen B1, B2 und B3, je nach Grad der Sehbehinderung. Im Wintersport starten diese Klassen gemeinsam. Zum Chancenausgleich wird die erreichte Zeit mit einem Faktor korrigiert. Dadurch können die Sportler ziemlich gerecht bewertet werden und haben auch ein ordentliches Teilnehmerfeld.

Zischup: Ist auch im Sommer Training?

Rombach: Man sagt: Der Wintersportler wird im Sommer gemacht. Die Trainingssaison beginnt Ende April/Anfang Mai, damit man im Winter leistungsfähig ist. Im Sommer trainieren wir zum Beispiel mit Skirollern. Das Profil der Skirollerstrecken ist ähnlich wie das der Langlaufstrecken. Wir fahren auch Fahrrad oder laufen, um Grundlagenausdauer zu bekommen. Dazu kommt Krafttraining.

Zischup: Wie viel trainieren Sie?

Rombach: Diejenigen, die sich voll auf den Sport fokussieren können, trainieren zwei Mal am Tag, ein Tag in der Woche ist Ruhetag. Jüngere Sportler, die noch zur Schule gehen, trainieren zirka neun Einheiten pro Wochen, auch vor der Schule.

Zischup: Wie ist es, zu den Paralympischen Spielen zu fahren und ins Stadion einzulaufen?

Rombach: Es ist immer wieder schön. Die letzten Spiele in Peking litten allerdings unter den Corona-Maßnahmen. Wir hatten schon viele schöne Erlebnisse. Als Trainer und als Begleitläufer habe ich schon an sechs Spielen teilgenommen. Am schönsten fand ich die Spiele in Lillehammer, auch wenn die Veranstaltung damals noch sehr klein war. Als Sportler ist es bestimmt noch schöner als als Trainer.

Zischup: Wie finden Sie es als Trainer, die Athleten beim Wettkampf zu sehen und was für ein Gefühl ist es, wenn einer der Athleten auf dem Siegerpodest steht?

Rombach: Das ist das Größte, deswegen machen wir das alles. Es ist eine tiefe Befriedigung, wenn sich die teilweise jahrelange Vorbereitung lohnt. Ich bin jedoch so realistisch zu wissen, dass immer auch eine Portion Glück dazu gehört, dass an diesem Tag auch alles passt. Deswegen versuche ich auch, eine gewisse Distanz zu bewahren, damit man im Falle einer Niederlage nicht am Boden zerstört ist und einen kühlen Kopf bewahren kann.

Zischup: Was war der schönste Moment?

Rombach: Ich möchte keinen Besonderen herausstellen. Es gab schon viele schöne Momente, besonders dann, wenn die erhofften Ziele erreicht wurden und es im Rennen besonders spannend war.

Zischup: Wie können sehbehinderte Sportler beim Biathlon schießen?

Rombach: Die Sportler tragen einen Kopfhörer, der mit einem Ton das Zielen signalisiert. Der Ton wird höher, je genauer das Ziel anvisiert wird. Wenn der Ton hoch genug ist, wird geschossen.
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