Ornithologie
Die Eule ist der menschlichste Vogel – und daher schon immer von Interesse
Der Mensch interessiert sich seit Jahrtausenden für die Eule, das belegen kulturelle Zeugnisse. Grund dafür dürfte sein, dass Kauz und Co. ihm von allen Vögeln am ähnlichsten sehen. Dabei ist Eule nicht gleich Eule.
Christopher Beschnitt
Mo, 30. Okt 2023, 21:15 Uhr
Panorama
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Vermutlich deshalb beschäftigt sich der Mensch seit jeher mit diesem Tier. Er hat dem Vogel über die Jahrtausende allerlei Symbolik angedichtet, freundliche wie finstere. Finsteres passt freilich gut zur Lebensart der Eule, die meistens nachts aktiv ist. Jetzt in der dunklen Saison schlägt also die große Stunde von Uhu, Kauz und Co.
Eulen leben auf der ganzen Welt, nur nicht in der Antarktis. Es gibt etwa 200 Arten, in Deutschland zehn. Darunter sind so verbreitete wie die Schleiereule und Raritäten wie die extrem seltene Zwergohreule. Und dann ist da noch der Uhu: Die größte Eule überhaupt wird bis zu 3,2 Kilogramm schwer und hat eine Flügelspannweite von an die 1,90 Meter.
Die kleinste heimische Art hingegen, der Sperlingskauz, wird gerade mal faustgroß. Eule ist also nicht gleich Eule. Der Sperlingskauz ist eulenuntypisch auch eher tags als nachts aktiv, wie Einhard Bezzel im "BLV-Handbuch Vögel" schreibt. So gehe er Fressfeinden wie dem größeren Waldkauz aus dem Weg.
Der Waldkauz wiederum hat mit eigenen Problemen zu kämpfen. So notiert Desmond Morris in seinem Eulen-Porträt aus der Reihe "Naturkunden" über dessen Ruf "Kuwitt": "Weil dies im Volksaberglauben als ‚Komm mit!‘ verstanden wurde, hing dem Waldkauz bis weit in die Neuzeit der Ruf des Todesboten an."
Darin wird sie laut dem wissenschaftlichen Bibellexikon "WiBiLex" als unreines Tier gebrandmarkt. "Christliche Theologen des Mittelalters brachten die Eule weiter in Verruf", sagt Morris. Die Folge: Eulen wurden vielfach gejagt und getötet. Doch die Eule wird auch verehrt – etwa im Hinduismus. Dort wird sie als Begleiterin der Glücksgöttin Lakshmi gewürdigt. Die Griechen prägten die Eule (wohl einen Steinkauz) schon vor Jahrtausenden auf ihre Münzen und tun es bis heute – denn auch ihre Hauptstadt ist nach der klugen Göttin Athene benannt, deren Sinnbild die Eule ist. Jede Menge Fans hat das Tier dank Harry Potter erhalten – der berühmte Zauberer hält sich bekanntlich die Schneeeule Hedwig.
Eulen fressen besonders gerne Nager wie Mäuse, aber auch Würmer, Fische, Insekten und andere Vögel. Der Uhu schlägt mitunter sogar Rehkitze. Geortet wird dieses Futter von den Tieren mithilfe ihres phänomenalen Seh- und Hörvermögens. Und dann nähern sich die meisten Eulen ihrer Beute lautlos an.
Grund sind die im Vergleich zu sonstigen Vögeln sehr weichen Schwungfedern. "Diese Besonderheit reduziert die Luftverwirbelung beim Flügelschlag und dämpft so das Rauschen, das andere Vögel beim Fliegen verursachen", sagt Desmond Morris.
Wer diese Faszination von Nahem beobachten möchte, kann an seinem Haus Eulen-Nistkästen anbringen. Bauanleitungen bieten Naturschutzverbände im Internet. Wichtig: Der zugehörige Garten muss naturnah sein, damit die Tiere auch Nahrung finden – es braucht also heimische Gewächse. Bei Ansiedlung darf man sich, wie Morris schreibt, auf einen – sagen wir – eigenwilligen Gesang freuen.
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