Jubiläum

Die Fliegenklatsche wird 65

Für uns bedeutet sie Ruhe vor dem notorischen Summen, für Fliegen hingegen den nahenden Tod. Seit 65 Jahren gibt es Fliegenklatschen. Davor ging es den Tieren militärischer an den Kragen.  

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Fliegenklatsche  | Foto: dpa
Fliegenklatsche Foto: dpa
BERLIN (dpa). Seit der Anmeldung der Fliegenklatsche beim Deutschen Patentamt vor 65 Jahren sind die Überlebenschancen von Fliegen, Mücken und Co. rapide geschrumpft. Die postume Insektenrache: ein roter Blutfleck an Wänden oder Decken. Dabei fing alles unspektakulär an – mit einem Brief. Am 25. Juli 1953 geht dieser beim Patentamt in München ein. Ein Erich Schumm aus dem württembergischen Murrhardt meldet darin seine Fliegenklatsche als Gebrauchsmuster an. Mit ihrer abgerundet rechteckigen Schlagfläche weist sie die heute wohl gängigste Form auf. Das Neuartige war, dass sie aus elastischem Kunststoff bestand. "Vorzugsweise ist der breitflächige Vorderteil als Gitter ausgebildet, das beim Schlagen den Luftdurchtritt ermöglicht", heißt es in der Anmeldung.

Klingt banal, hat aber seinen Sinn: Ist die Fläche geschlossen, spüren die Tiere den Luftzug der herabsausenden Gefahr – und können dem Tod von der Schippe springen. Daher sind Gitter-Klatschen (aus Sicht des Jägers) erfolgversprechender als eine zusammengerollte Zeitung.

Diese Erkenntnis hat auch schon einer von Schumms Vorgängern berücksichtigt. 1949 reicht der Hamburger Alfred Hoeborn seine Erfindung ein, deren "luftdurchlässiges Maschengewebe aus Metall- oder Eisendraht, Textil- oder anderen Stoffen" Fliegen kein Entrinnen bieten soll. Das Utensil namens "Insektas" erinnerte an einen Tischtennisschläger.

Zuvor war es in Sachen Insektenjagd mitunter militärischer zugegangen – zumindest wenn man in den Dutzenden Fliegenklatschen-Modellen stöbert, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts beim Deutschen Patent- und Markenamt und seinen Vorgängern registriert wurden.

Marcus Heidbreder aus dem Westerwald meldet zum Beispiel 1922 ein Fliegengewehr an. Bei Betätigung des Abzugs schnellt über einen Gummizug die eigentliche Klatsche, die aus einem Lederlappen oder zusammengebundenen Lederstreifen besteht, nach vorn Richtung Ziel hinaus. Da der Gummi verschieden straff gespannt wird, kann entsprechend der Entfernung geregelt werden, mit welcher Härte es der Fliege an den Kragen geht. Zudem hat Heidbreder eine Glocke installiert, die beim Auslösen des Mechanismus bimmelt – um "den bei anderen Spielzeuggewehren auftretenden Knall" zu imitieren. Der Fliege schlägt somit auch akustisch das letzte Stündchen.

Schumms Kunststofferfindung nimmt sich unspektakulärer aus – läutet aber den Durchbruch der Fliegen-Tötungs-Utensilien ein. Schnell machen sich andere daran, sie zu optimieren. 1989 etwa befestigt ein Erfinder aus dem bayerischen Pocking eine Klebeplatte auf der Klatschenfläche. Er erklärt: Die herkömmlichen Mordinstrumente hätten den Nachteil, "dass die erschlagenen Insekten herunterfallen, die man dann mit der Hand beseitigen muss". Dies sei "für viele Menschen, insbesondere Frauen, unangenehm". Noch pfiffiger nimmt sich die Klatsche eines Österreichers vom Ende der 1990er Jahre aus, bei der die Fliegenreste mit einem Luftbalg in den Stiel gesaugt werden.
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