Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr 2019 II

Die Geschichte von Lanzelot und der schönen Prinzessin

Von Lina Kirnberger, Klasse 4a, Grundschule Herbolzheim  

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Vor langer Zeit, als Drachen noch existierten und Hexen und Zauberer die Welt regierten, lebte ein kleiner Junge namens Lanzelot. Er hatte feuerrote Haare und Sommersprossen. Er liebte den Sommer, das Umherstreunen in den Wäldern und zu schnitzen. Oft saß er mit seinem Vater vor dem Haus – und während sie sich unterhielten, schnitzte er die schönsten Figuren und Schalen. Neben all diesen Dingen liebte Lanzelot es, seinem Vater Streiche zu spielen. So versteckte er zum Beispiel die Bücher seines Vaters, der sehr weise war, oder tauschte die Tinte mit Wasser aus.

Die Jahre vergingen, Lanzelot wuchs zu einem stattlichen jungen Mann heran, der es gelernt hatte, mit dem Schwert umzugehen, als ob es sein Schnitzmesser sei. Nur sein Vater wurde immer schwächer und gebrechlicher. Heilmittel, wie sie die Hexen und Zauberer herstellten, waren kostbar und für einen einfachen Jungen wie Lanzelot unbezahlbar. Um seinem Vater helfen zu können, gab es nur einen Ausweg: Er musste in die Stadt gehen und seine geschnitzten Werke verkaufen!

Er suchte sich einen guten Platz am Stadttor und bot seine Gegenstände feil. Da sah er einen Zettel am Mast vor ihm hängen – überall in der Stadt hingen sie, Schriftstücke, auf denen zu lesen war:

Die schöne Prinzessin wurde vom bösen Drachen aus Finsterland entführt! Der Drache hat eine schlimme Sonnenallergie und gibt die Prinzessin nur gegen ein Heilkraut frei, das ihn von seiner Allergie befreit!
Tapfere Ritter und Helden gesucht! Wer die Prinzessin befreien kann, bekommt sie zur Frau!
Der König

Lanzelot war ganz erstaunt und schockiert, über das, was er da lesen musste, denn insgeheim war er seit längerer Zeit ein kleines bisschen verliebt in die schöne Prinzessin. Schnell räumte er seine Schnitzereien in die Körbe zurück und machte sich auf den Weg nach Hause. Er wollte sein Glück versuchen und die Prinzessin befreien. Als Erstes suchte er alle Hexen auf und fragte diese, ob sie ein Heilmittel kannten, das gegen Sonnenallergie half, aber keine der Hexen wollten Lanzelot helfen. Als er die letzte Hexe gefragt hatte und auch diese ihm nicht helfen wollte, setzte er sich traurig unter einen alten Baum und dachte nach. Der Baum spendete Schatten und lud zum Verweilen ein.

Aber irgendetwas war seltsam an diesem Baum. Beim genauen Betrachten konnte man eine verborgene Tür und Fenster im Baum erkennen. Lanzelot wollte seinen Augen nicht trauen und klopfte gegen die kaum sichtbare Tür. Ein sehr alter Mann, mit langem grauen Bart öffnete die Tür und stellte sich als Zauberer mit Namen Merlin vor. Merlin und Lanzelot setzten sich unter die alte Eiche, die das Zuhause des Zauberers war und unterhielten sich lange. Lanzelot erzählte von dem Drachen mit Sonnenallergie und der schönen Prinzessin, die vom Drachen gefangen gehalten wurde. Merlin mochte Lanzelot und erkannte die große Not, in der er steckte. Er bot Lanzelot seine Hilfe an, denn er kannte einen geheimen Ort, wo die Heilkräuter zu finden waren. Dieser geheime Ort lag im Sonnenland – einige Tagesmärsche entfernt. Viele Gefahren lauerten auf dem Weg, aber beide waren bereit, sich ihnen zu stellen.

Sie liefen Tag und Nacht, bis sie zu erschöpft waren weiter gehen zu können. Sie sammelten Holz für ein Lagerfeuer, zündeten es an und brieten einen Fasan, den sie auf dem Weg gejagt hatten. Lanzelot, der tief beeindruckt von der Ausdauer und Kraft des alten Mannes war, fragte Merlin, wie alt er denn sei und wo er seine Kräfte hernahm. Merlin lachte ein herzhaftes, raues Lachen und sagte Lanzelot, dass er schon 213 Jahre alt sei. Er hatte in seinem Leben schon viel erlebt, hatte sogar schon mit dem Drachen gekämpft, als er noch ein junger Zauberer war. Er erzählte die halbe Nacht von seinen Erlebnissen und Abenteuern und auch davon, dass er ein Stärkungselixier aus seltenen Kräutern braut, das ihm Kraft und Stärke verleiht. Erschöpft von der Reise schlief Lanzelot schließlich ein und träumte von der wunderschönen Prinzessin. Ihr Name war Aurelie von und zu Eulenstein. Sie hatte langes blondes Haar und die schönsten Augen, die er jemals gesehen hatte.

Schon im Morgengrauen machten sie sich auf den Weg. Merlin zeigte Lanzelot auf ihrem Weg viele Kräuter und Pflanzen, lehrte ihm, wie sie zu Heilmitteln verarbeitet werden, und sammelte die, die er für sein Stärkungselixier brauchte. Lanzelot hörte gut zu und sammelte eifrig die Kräuter, die er für seinen schwachen Vater mitbringen wollte. Vielleicht konnten die ihm helfen!? Als sie nach langen Tagen im Sonnenland ankamen, ging Merlin zielstrebig auf eine große Hütte zu und klopfte drei Mal kurz und zwei Mal lang an die brüchige Holztür. Ein Mann mit langem weißen Bart machte die Tür auf. Merlin begrüßte seinen alten Freund Artur und umarmte ihn herzlich. Artur bat die beiden herein und lud sie ein, zum Essen zu bleiben. Ausgehungert und erschöpft von der langen Reise, zögerten sie nicht lange und gesellten sich zu Artur an die große Tafel.

Nach dem ausgiebigen Mahl fragte Merlin Artur, ob Lanzelot noch in seine Bibliothek gehen dürfte. Artur hatte die größte Vielfalt an Lehrbüchern, Zauberbüchern und Rezepten, die Lanzelot – und sicher die Menschheit – je gesehen hatte. Der Raum war bis an die Decke gefüllt mit Büchern. Lanzelot konnte seinen Mund vor Staunen kaum schließen. Er holte sich einige Bücher ehrfürchtig aus den Regalen und begann, darin zu lesen. Er machte sich Notizen und recherchierte, wie die Sonnenallergie des Drachen zu bekämpfen sei.

Am nächsten Morgen mussten sich die beiden von Artur Abschied nehmen und weiterziehen. Das Kraut gegen die Sonnenallergie gab es nur auf dem Sonnenberg. Dort brannte die Sonne den ganzen Tag erbarmungslos. Es war für die Menschen kaum zu ertragen. Schnell und geübt pflückte Merlin nach einem schweißtreibenden Aufstieg kleine, unscheinbare Blümchen und steckte sie in seinen Lederbeutel, den er an seinem Gürtel trug. Sie durften nicht welk werden, sonst würden sie all ihre Heilkräfte verlieren. Sie mussten sich schnell auf den Weg ins Finsterland machen, wo der Drache wohnte, seit seine Allergie so stark wurde, dass er die Sonne meiden musste.

Auf ihrem Weg merkten die beiden, wie der Himmel bei jedem Schritt dunkler wurde und die Sonne nicht mehr zu sehen war. Sie hatten Finsterland erreicht – die Höhle des Drachen konnte nicht mehr weit sein. Schon von weitem sah man den düsteren Höhleneingang, aus dem lautes Schnarchen zu hören war. Es roch nach altem Drachen, und Lanzelot vernahm ein leises Schluchzen, das von der Prinzessin kommen musste.

Die tapferen Männer rannten, so schnell sie konnten, in die Höhle und fanden einen sechs Meter großen Drachen mit grünen Schuppen und schlimmen roten Pusteln. Hinter ihm in einem kleinen Käfig saß die Prinzessin und weinte bitterlich. Der Drache wachte auf, brüllte und spie Feuer, als er die Eindringlinge bemerkte. Doch mutig stellte sich Lanzelot vor den Drachen und erzählte ihm von den Heilkräutern, die sie gesammelt und für ihn mitgebracht hatten. Merlin holte die Blümchen aus seinem Beutel, und der Drache verschlang sie gierig, als ob sein Leben davon abhinge. Die roten Pusteln wurden schon kleiner und verschwanden an manchen Stellen sogar. Schnell sperrte er Merlin und Lanzelot zur Prinzessin in den Käfig und wollte ins Sonnenland fliegen, um zu sehen, ob die Medizin wirklich wirksam ist. Erst dann würd er alle freilassen.

Nach kurzer Zeit hörten die drei schon von weitem ein freudiges und glückliches Lachen, als der Drache von seinem Flug zurückkehrte. Die Heilkräuter hatten den Drachen geheilt, alle Pusteln waren verschwunden und seine Schuppen glänzten grün im Licht. Er konnte sein Glück nicht fassen und ließ die drei schnell aus dem Käfig frei. Aus großer Dankbarkeit durften nun die Prinzessin, Merlin und Lanzelot auf den Rücken des Drachen steigen und wurden von ihm zurück in die Stadt geflogen.

Der König war überglücklich und richtete ein großes Fest aus. Alle Bewohner der Stadt durften mitfeiern. Die Prinzessin verliebte sich an diesem Abend unsterblich in den tapferen Lanzelot und bald sollte die Hochzeit sein. Auch Lanzelots Vater konnte dank des Stärkungselixiers, das Lanzelot für ihn hergestellt hatte, mitfeiern und tanzen und wurde wieder stark und gesund.

Zwei Jahre später kam Sofia, die kleine Tochter von Aurelie und Lanzelot auf die Welt. Merlin wurde Patenonkel, und der König verstand sich super mit Lanzelots klugem Vater, den er als Berater eingestellt hatte. Alle waren glücklich und der Drache konnte wieder zurück nach Sonnenland ziehen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute...

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