Azubi-Leben

Die Leiden des jungen Bewerbers

Schon wieder ein Jahr vorbei. Die neuen Azubis wurden am 01.09.2021 bei BZ.medien begrüßt. Die Einführungstage wurden von Leonie geplant und durchgeführt, zusammen mit unserer Ausbildungsleiterin Frau Bertelsmann. Leonard, einer der neuen Azubis berichtet über seine Zeit vom Bewerbungsgespräch bis zum Start beim Badischen Verlag. Leonie erzählt von der Planung und Durchführung der Einführungstage.  

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Im Zeitungsmuseum stellen sich die Abteilungen den Neulingen vor.  | Foto: Leonie W.
Im Zeitungsmuseum stellen sich die Abteilungen den Neulingen vor. Foto: Leonie W.
Leonie: Auch wenn man es nicht glauben mag, dass schon wieder ein ganzes Jahr vergangen ist, war es dieses Jahr wieder so weit. Am 01.09.2021 kamen die neuen Auszubildenden und auf einmal findet man sich im zweiten bzw. dritten Lehrjahr seiner Ausbildung wieder. Ich hatte 2020 schon über die Bewerbungsgespräche und Assessmentcenter erzählt und wie es damals in dieser Zeit mir ergangen ist.

Leonard: Aus Recherchegründen zu diesem Artikel habe ich den Text meiner Vorgängerin Leonie gelesen: "Ich kann allen Bewerbern – egal in welchem Bereich – nur sagen: Die Aufregung war und ist unbegründet!" Ein Ratschlag, der nett gemeint, aber schwierig in die Praxis umzusetzen ist.

Als ich die Einladung zu dem Bewerbungsgespräch von der Ausbildungsleiterin Ines Bertelsmann erhalten habe, war mir schon etwas mulmig. Ich redete mir ein, ich sei mit meinen 23 Jahren ja schon so erfahren und würde einfach locker und entspannt auftreten. Also sitze ich auf dieser Couch vor dem Büro, wo das "Verhör" stattfinden wird. Jemand drückt mir einen Fragebogen und einen Stift in die Hand. Was soll das denn? Darauf war ich nicht vorbereitet. Hätte ich mal den Erfahrungsbericht meiner Kollegin vom Vorjahr gelesen, dann hätte ich festgestellt, dass sie sich vor einem ähnlichen Problem gesehen hatte. Den Fragebogen fülle ich also so gut ich kann mit zittriger Hand und in einem zügigen Tempo aus, sodass ich noch genügend Zeit auf der Couch habe, um mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was mich jetzt wohl erwartet. Nach tatsächlichen 10, aber gefühlten 100 Minuten, werde ich reingerufen.

Ich gebe meinen Bogen ab und denke noch währenddessen über die Frage nach, wer noch gleich den Oscar für den "bester Film" gewonnen hatte. Unwichtig, denke ich mir. Konzentriere dich lieber mal auf deine gegenwärtige Situation! Nach einer freundlichen Begrüßung lief das Bewerbungsgespräch also an. Ich erzählte etwas von mir selbst und versuchte, an der einen oder anderen Stelle einen Witz zu platzieren, der mit einem (mitleidigen?) Lächeln entgegnet wurde. So weit so gut. Meine Taktik, jegliche Denkpausen mit Sprüchen zu füllen, damit keine peinliche Stille entsteht, schien mehr oder weniger zu funktionieren. Als das Gespräch beendet war, verabschiedeten wir uns höflich und es wurde mir das Gefühl vermittelt, dass es wohl ganz gut lief. Auf Wiedersehen also.

Im "Assessment-Center" traf ich mich mit meinen Mitbewerber/innen und jeder bekam ein Namensschild auf dem BZ.Medien und natürlich der eigene Name stand. Ich habe mir das Schild angeschaut und dachte: "Sieht gut aus. Könnte ich mich dran gewöhnen."
Die hier gestellten Aufgaben waren spannend und durchdacht. Neben rhetorischen, sowie Fähigkeiten im Social-Media-Bereich wurde zu meiner Überraschung, auch mein schauspielerisches Können getestet. Die Azubis aus dem zweiten Lehrjahr haben das sehr überzeugend gemacht, ich musste mir dennoch ein wenig das Lachen verkneifen, als ein Anfang/Mitte 20-jähriger vor mir einen verärgerten Kunden spielte und mich schon ganz schön hart anging. Man sollte aber nicht befürchten, dass man diese Dinge auf Anhieb perfekt beherrschen müsste. Es geht, denke ich eher darum, zu erkennen, wo die Stärken der Bewerber/innen liegen. Nach dem langen Tag im Pressehaus habe ich meinen Mitbewohner angerufen und wollte eigentlich nur fragen, ob ich noch einkaufen gehen soll. Ich habe ihm ungefragt erzählt, was so über den Tag passiert war, was gut und was vielleicht eher nicht so gut lief. Er tat so, als würde Ihn das interessieren, ich denke, aber er hat sich ehrlich über meinen Erfolg gefreut. Zwar hatte ich noch keine direkte Zusage, aber überhaupt den Tag hinter sich zu haben war erleichternd und ich hatte auch an sich wieder ein recht gutes Gefühl.
Dieses bewahrheitete sich und so wurde ich zum 01.09.2021 zu den Einführungstagen meiner Ausbildung zum Medienkaufmann Digital & Print eingeladen.

Leonie: Dieses Jahr war ich selber mit dabei und konnte alles beobachten und doch das ein oder andere nochmal für mich mitnehmen. Bei uns im Betrieb bekommt man die Möglichkeit im Rahmen der Arbeit eigenständig Projekte zu planen und umzusetzen. Ich hatte das Glück und durfte dieses Jahr die Einführungstage der neuen Auszubildenden planen und mitumsetzen. Schon im Juli ging es für mich in die Personalabteilung, um näher an den Abläufen zu sein, welche bei einer solchen Veranstaltung das A und O sind.

Angekommen ging es auch schon direkt los. Ich musste mir erstmal eine Übersicht erstellen, was alles benötigt wird. In ständiger Absprache mit unserer Ausbildungsleiterin Frau Bertelsmann und nach etlichen Stunden am Drucker (wir sind immer noch keine Freunde, obwohl wir so viel Zeit und Emotionen miteinander verbracht haben) hatte ich das "Grundgerüst" erstellt und es konnte mit der Planung weitergehen. Wie jedes Jahr fand auch diesmal eine Rallye statt, die mir auch – so wie der Drucker – das ein oder andere Hindernis in den Weg legte. Die Abläufe müssen stimmen, alle Beteiligten müssen eingeweiht und vorbereitet werden und man muss wissen, was zu tun ist. Am Ende ging alles gut. Ich hatte einen Plan – wie noch nie in meinem Leben – und war ganz vielleicht auch ein bisschen aufgeregt.

Alles war vorbereitet und abgesprochen, der Raum war gerichtet und die Rallye erklärt und verteilt, so konnte es dann am 01.09.2021 losgehen. Als ich mit Frau Bertelsmann auf die neuen Auszubildenden wartete und wir sie teilweise durch das Fenster am Gebäude ankommen sahen, wusste ich genau, was alle fühlen mussten. Das soll dann wirklich unser Betrieb sein und unsere Ausbildung? Fühlt sich irgendwie unwirklich an. Und dann noch Neue (vielleicht nicht ganz neue aufgrund des Assessmentcenters) Leute, die einen eventuell nicht mögen könnten. Aufregung, pure Aufregung war mein damaliges Gefühl.

Leonard: Man muss schon ehrlich sagen, dass diese Tage zu Beginn etwas erdrückend sind, da man sich zwar der Größe des Unternehmens ungefähr bewusst ist, aber keine Ahnung hat, wie viele Personen tatsächlich dahinter stecken. Und so hört man sich erst einmal verschiedene Präsentationen zu den verschiedenen Abteilungen und Bereichen an. Eine nach der anderen. Das ist schon sehr langatmig, aber ich bekam tatsächlich einen groben Überblick vom großen Ganzen. Außerdem waren alle, die präsentierten, aufgeschlossen und haben die langen Mittage dann doch sehr angenehm gestaltet.

Leonie: Als alle Auszubildenden da waren, begrüßten wir sie und ich habe versucht, alles so locker wie möglich zu machen. Ich wusste ja, wie sich das anfühlt.
Oben angekommen im Zeitungsmuseum, unser Platz für die nächsten drei Tage, herrschte Stille. Und ich versuchte natürlich mit dem Satz "seid ihr aufgeregt?" etwas "Stimmung" zu machen. Naja, was habe ich denn auch für eine Antwort erwartet? Ich dachte mir einfach nur "super, das war jetzt die blödeste Frage, die du hättest stellen können" Naja gut, wurde halt gesagt.

Der Tag verflog und am Nachmittag war ich echt platt.
Die nächsten zwei Tage sollten jetzt nicht wirklich weniger anstrengend werden. Es gab viele Vorträge von Abteilungen und alle Azubis haben natürlich zu jeder Zeit aufmerksam zugehört, sich Notizen gemacht und Fragen gestellt – oder teilweise halt auch nicht. Solche Vorträge sind ja nicht nur für die Vortragenden anstrengend, sondern auch für alle anderen, die mit einer gewissen Grund-Aufregung jeden Tag Daten, Fakten und anderes an den Kopf geworfen bekommen.
Mittags war dann die Führung durch die Druckerei und unseres Zeitungsmuseums – mein Lieblingsteil. Und am letzten Tag ging es dann auf unseren ersten kleinen "Azubiausflug" in die Innenstadt ins BZ-Haus. Das ist mindestens genauso spannend wie die Druckerei- kein Scherz! Als Resümee kann ich sagen, es waren drei wunderbare aber auch anstrengende Tage mit vielen Eindrücken und verschiedensten Charakteren. Und ich wünsche den nächsten Azubis, die dieses wunderbare Projekt übernehmen möchten, mindestens genau so viel Spaß wie mir.

Leonard: Nach nun einer Woche in meiner ersten Abteilung (der Geschäftsstelle in der Innenstadt) schreibe ich schon Erfahrungsberichte für meinen neuen Arbeitgeber und fühle mich so, als würde ich schon ewig hier dazu gehören. By the way: "Parasite" hatte zu der Zeit den besten Film gewonnen und ich hatte es tatsächlich richtig geraten.

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