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"Die Menschen waren so ernst"

  • Benicio Kallmeyer, Klasse 4b, Grundschule Salzert (Lörrach)

  • Fr, 29. November 2019
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit der Mexikanerin Hilda Ramírez de Kallmeyer über ihr Leben in Deutschland.

Benicio und seine Oma  | Foto: Privat
Benicio und seine Oma Foto: Privat

Zisch-Reporter Benicio Kallmeyer aus der Klasse 4b der Grundschule Salzert in Lörrach hat seine Oma Hilda Ramírez de Kallmeyer über ihr Leben als Mexikanerin in Deutschland interviewt.

Zisch: Warum bist du nach Deutschland gezogen?
Ramírez de Kallmeyer: Weil ich einen Deutschen in Mexiko kennengelernt hatte, in den ich mich verliebt habe. Und der hat zu mir gesagt: "Wenn du willst, gehen wir gemeinsam nach Kabul, aber zuvor müssen wir heiraten." Ich habe "ja" gesagt, und dann sind wir erst nach Deutschland und haben dort geheiratet. Und dann sind wir nach Afghanistan umgezogen. Dort liegt Kabul. Später haben wir in Deutschland gelebt.
Zisch: Wie war es für dich, als du nach Deutschland gekommen bist?
Ramírez de Kallmeyer: Sehr, sehr kalt! Ich bin im Februar angekommen, es lag Schnee auf den Straßen und ich habe vor Kälte gezittert. Wir mussten dann gleich einen Mantel für mich kaufen. Alles war neu für mich. Die Straßen waren so sauber, anders als in Mexiko, wo viel auf der Straße herumlag.
Zisch: Hattest du viele Freunde?
Ramírez de Kallmeyer: Nein, im ersten Monat hier eher die Freunde meines Mannes und wir sind dann ja gleich wieder ins Ausland gezogen. Später, nach unserer Rückkehr, hatten wir dann viele Freunde.
Zisch: Wo fandst du es schöner?
Abuelita: Das ist eine schwere Frage, weil mein Herz in Mexiko liegt. Am Anfang haben mir die Leute in Deutschland überhaupt nicht gefallen, sie waren so ernst und abweisend. Die Menschen in Mexiko waren viel freundlicher und lockerer, in Deutschland gab es mehr Disziplin und Ordnung. Heute ist das anders.
Zisch: Wie fandst du Mexiko als Kind?
Ramírez de Kallmeyer: Wir haben zuerst in einem Haus in Satélite außerhalb von Mexiko City gelebt, aber die Stadt ist sehr schnell gewachsen. Jetzt ist überall dort, wo es früher grün war und wir auf den Feldern gespielt haben, alles zugebaut mit Häusern und Straßen. Mexiko ist ein wunderschönes Land – leider sind die Regierungen nicht so verantwortungsbewusst und schaden dem Land mehr.
Zisch: Konntest du dort ans Meer fahren? Warst du oft dort?
Ramírez de Kallmeyer: Nein, nicht oft. Wir haben manchmal unsere Familie in Acapulco besucht, dafür mussten wir aber sechs Stunden mit dem Auto fahren. Die Wellen im Pazifik waren sehr stark, aber wir haben eine Bucht gefunden, in der wir Kinder auch gut baden konnten. Das hat uns viel Spaß gemacht!
Zisch: Bist du oft in Mexiko verreist?
Ramírez de Kallmeyer: Die Eltern meiner Mutter wohnten in Guadalajara, nördlich von Mexico City. Es war warm und angenehm dort. Die Familie hatte dort ein Haus und eine kleine Farm, wo es Kühe und Hühner gab. Dort haben wir immer gewohnt, wenn wir zu Besuch waren. Es gab dann immer Brot mit Zimt und Zucker, das haben wir Kinder geliebt. Und wir konnten abends lange aufbleiben. Die Erwachsenen haben ihre Stühle vor das Haus gestellt und die Kinder konnten auf der Straße spielen, bis es dunkel wurde, weil es kaum Autos gab. Wir spielten Seilspringen, Verstecken...

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 29. November 2019: PDF-Version herunterladen

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