Drohnen-Sichtungen

Drohnenalarm in München – zentrale Fragen immer noch offen

Statt Urlaub heißt es für Reisende in München: Warten. Nach Drohnensichtungen kommt der Flugbetrieb langsam wieder in Gang. Die Politik diskutiert über Abwehrmaßnahmen.  

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Flüge wurden wegen der Drohnen umgeleitet. Foto: Armin Weigel/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

München (dpa) - Zwei Tage nach den ersten Drohnenvorfällen am Flughafen in München sind noch immer viele Fragen offen: Woher kamen die Flugobjekte und wer steckt dahinter? Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) präzisierte am Nachmittag zwar seine Pläne für eine bessere Drohnenabwehr, teilte aber keinen neuen Ermittlungsstand zu den Sichtungen in Bayern mit. 

Am Flughafen in München waren am Donnerstag und am Freitag jeweils abends Drohnen gesichtet worden, daraufhin wurde der Flugbetrieb vorübergehend eingestellt. Etliche Flüge wurden umgeleitet oder gestrichen. Rund 6.500 Reisende waren betroffen, wie der Flughafen mitteilte. Einige mussten im Airport übernachten.

Auf Bitten des bayerischen Innenministeriums leistet die Bundeswehr inzwischen Amtshilfe bei der Überwachung des Flughafens, wie eine Sprecherin des Operativen Führungskommandos der Deutschen Presse-Agentur sagte. 

Wieder Feldbetten am Flughafen

Am Samstag lief der Flugbetrieb zwar wieder an. Der Airport ging aber von weiteren Verspätungen aus. "Es wird den ganzen Tag über zu Verzögerungen im Betriebsablauf kommen." Am Nachmittag hieß es, der Flugbetrieb sei schrittweise wieder hochgefahren worden und habe sich wieder stabilisiert. Von den am Samstag geplanten mehr als 1.000 Starts und Landungen hätten die Airlines im Tagesverlauf aus operativen Gründen rund 170 Flüge annulliert.

Gestrandete Passagiere würden weiterhin vor Ort versorgt. "Diese Aktivitäten werden auch am Samstagabend und in der Nacht zum Sonntag fortgesetzt. Es werden wieder zahlreiche Feldbetten aufgestellt, sowie Decken, Luftmatratzen, Getränke und Snacks ausgegeben." Zudem würden einige Shops, eine Apotheke und gastronomische Einrichtungen ihre Öffnungszeiten verlängern und die ganze Nacht geöffnet sein. 

Wo wurden die Drohnen gesehen? 

Die Bundespolizei sprach von zwei Drohnensichtungen im Bereich der Nord- und der Südbahn. Bundespolizisten hätten sie am Freitag kurz vor 23.00 Uhr gesehen. "Die Drohnen entfernten sich sofort, noch bevor sie identifiziert werden konnten", teilte ein Sprecher mit. 

Am Samstagmorgen kurz nach 3.00 Uhr gab es nach Angaben der Bundespolizei erneut einen Hinweis auf eine Drohnensichtung. Ein Sprecher wollte sich allerdings nicht konkret dazu äußern, ob tatsächlich eine Drohne im Bereich des Flughafens in der Luft war oder ob es sich vielleicht um einen Fehlalarm handelte.

Flüge wurden umgeleitet

Drohnen unbekannter Herkunft hatten bereits am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag den Flugbetrieb am zweitgrößten deutschen Flughafen empfindlich gestört. Zahlreiche Flüge fielen aus oder mussten auf benachbarte Flughäfen wie Nürnberg oder Stuttgart umgeleitet werden. Rund 3.000 Passagiere waren davon betroffen.

Derweil geht die politische Diskussion um den richtigen Umgang mit Drohnenflügen weiter. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) schloss auch Trittbrettfahrer nicht aus. "Ich bin sicher: Nicht jede Drohne steuert der Kreml – aber jede einzelne spielt (Präsident Wladimir) Putin in die Karten", sagte Reul. "Wer leichtfertig eine Drohne steigen lässt, sollte sich darüber im Klaren sein." Er rief aber zur Besonnenheit auf: "Verunsicherung zu verbreiten, ist genau das Ziel, das etwa Russland mit solchen Aktionen verfolgt."

Dobrindt: Nicht jede Drohne ist eine Bedrohung

Bundesinnenminister Dobrindt sprach am Nachmittag über seine Pläne für eine bessere Drohnenabwehr. Eine Grundgesetzänderung sei nicht nötig, damit die Bundeswehr wie von ihm geplant Amtshilfe leisten kann, sagte der CSU-Politiker in München bei einem Treffen mit europäischen Amtskollegen. 

Dobrindt will ein gemeinsames Drohnenabwehrzentrum schaffen. "Wir haben heute schon Fähigkeiten, sowohl bei Bundespolizei, bei Zoll, bei BKA, in den Länderbehörden. Wir wollen diese Fähigkeiten aber deutlich ausbauen und wir wollen dafür sorgen, dass die Kommunikation zwischen Ländern und Bund und die Analysefähigkeit stärker wird", sagte der Minister. Er sprach von einem "Wettrüsten" zwischen Drohnenbedrohung und -abwehr. 

Je nach Art der Drohnen, um die es gehe, könne eine Amtshilfe der Bundeswehr nötig werden, sagte Dobrindt – diese dürfe jedenfalls nicht ausgeschlossen werden. "Deswegen muss man die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass das geht." 

Drohnen, die auf Baumwipfel-Höhe flögen, könnten zum Beispiel gestört werden, das könne die Polizei, sagte Dobrindt. "Wir haben aber auch Drohnen in sehr hohen Höhen." Man könne sich auch militärische Drohnen vorstellen, wie man sie in anderen Ländern wie Polen schon gesehen habe. 

Dobrindt betonte aber auch, nicht jede Drohne sei eine Bedrohung: "Auch vieles davon, selbst wenn es von ausländischen Mächten initiiert und gesteuert ist, ist Teil einer gezielten Provokation, nicht automatisch immer eine Bedrohung." 

Mehr Störungen durch Drohnen

Störungen mit Drohnen an den Flughäfen hierzulande haben nach Angaben der Deutschen Flugsicherung deutlich zugenommen. Vor gut einer Woche hatte das Unternehmen mitgeteilt, im laufenden Jahr 2025 seien bis Ende August bereits 144 Behinderungen durch Drohnen registriert worden. Im Vorjahr seien es im selben Zeitraum bundesweit 113 Vorkommnisse gewesen, im Jahr 2023 nur 99.

© dpa‍-infocom, dpa:251004‍-930‍-121350/2

Schlagworte: Alexander Dobrindt, Herbert Reul

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